Musik-Kabarettist Bernard Liebermann steigt um, von analog auf digital

Weiden. Langjähriges Mitglied des Kabaretts Leipziger Pfeffermühle mit seinem "Der letzte Schrei"-Programm auf der "Kulturbühne im Kulturbahnhof".

“Das Volk hat gewählt”. Zeitungsjunge Bernard Liebermann verhökert antiquierte Ausgaben. Foto: Helmut Kunz

“Wenn Sie alles über die Cannabis-Legalisierung erfahren möchten, lesen Sie die “TEXT”-Zeitung. Ab 1. April können Sie hier kiffen. Sie können jetzt Ihr Bier wegschütten.” Dass diese Pointe in Großstädten viel mehr beklatscht wird, als hier im “Parapluie” liege wohl daran, dass in Weiden das Bier immer noch die Oberhand habe, stellt Bernard Liebermann fest. Das langjährige Mitglied des Kabaretts Leipziger Pfeffermühle reist seit neuestem als Zeitungsjunge durch die Republik und verteilt seine Extrablätter am Samstagabend auch auf der “Kulturbühne im Kulturbahnhof”.

Lieber aggressiv als entspannt

In seinem “Der letzte Schrei”-Programm nimmt er alles auseinander, was in der Zeitung steht: Politik, Feuilleton, Kontaktanzeigen. Es ging um Fakten, die der Musik-Kabarettist launisch zerpflückt. Er verstehe das ja mit dem Bierkonsumieren. “Ich bin auch lieber aggressiv als entspannt.” Weil sich kein Cannabis-Konsument im “Parapluie” outet, nicht mal ein Mischkonsument, geht Liebermann rasch über das Thema weg und wendet sich einem anderen zu. “Markus Söder hat ja berechtigterweise gewarnt, dass kiffen gefährlich ist. Das hat er mit einer Maß Bier in der Hand gesagt.”

“Ich bin gar nicht so oft in Bayern, wie man meinen sollte. Viel, viel mehr in Sachsen und Thüringen.” Dementsprechend werde Bayern in seinem Programm häufiger durch den Kakao gezogen, als andere Bundesländer. “Wie stehen Sie zu Bayern?”, fragt er das Publikum. “Sie sind keine Franken, das weiß ich. Sie sind Oberpfälzer.” Was natürlich schade sei, weil der Franke Bayern hasse. “Weil aber Ihr die Franken hasst, trifft sich das super. Weil Markus Söder ist ja Franke.” Gut so. “Man braucht einen gemeinsamen Feind, um auch gemeinsam befreit lachen zu können.”

Oberpfälzer lacht auf Lunge

Er habe sich vor dem Auftritt noch beim Kneipenwirt Bernd Mende informiert, wie der Oberpfälzer emotional so ticke. “Oh, hat der gesagt. Der lacht schon, aber so auf Lunge. Also nach innen.” Deshalb finde er es toll, dass sein Publikum so gut gelaunt sei. Ganz im Gegensatz zum Franken: “Der kann nicht lachen. Und das steht alles in der TEXT-Zeitung.” Er hält das Blatt hoch. Eine der letzten Ausgaben, weil die Auflage sinkt und der Verlag auf Online-Zeitung umstellt.

Im Archiv habe er sich noch schnell alte Ausgaben geschnappt, die er verhökern will. “Recyclen” nennt er das. Also “rückwärts Fahrrad fahren”. Eine Übersetzung, die in Ostdeutschland nie infrage gestellt wird. Warum? “Die haben ja alle russisch gelernt.”

Urkomisch am Puls der Zeit(ung)

Und so lädt sich der Zeitungsjunge kurzerhand selbst als digitale Kopie ins Internet und erlebt auf der Homepage seiner Zeitung zahlreiche Abenteuer. Er interviewt einen Algorithmus, kämpft gegen Fake News und klettert über mehrere Bezahlschranken. Aktuell, urkomisch und immer am Puls der Zeit(ung). Es geht um Geld, Demokratie, Umwelt und Ernährung. Liebermann wartet zwischen Analog und Digital, zwischen Spaß und Ernst, zwischen Kabarett, Gesang und Schauspiel auf sein Publikum. Genau dort wartet Bernard Liebermann auf Sie mit druckfrischen Nachrichten.

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