„Der Bauer stirbt leise“

Weiden. Der Bundesverband Deutscher Milchviehalte (BDM) Kreisverband Neustadt zu Besuch bei Christoph Skutella. Dabei sprachen sie über Artenschutz und den Milchmarkt.

Artenschutz und Milchmarkt waren Themen die Hubert Meiler, Werner Reinl, Christoph Skutella und Martin Deubzer besprachen. Bild: Sarah Wolf. 

Christoph Skutella empfing den Kreisteamleiter Werner Reinl mit seinen Vorstandskollegen Martin Deubzer und Hubert Meiler, der gleichzeitig auch Vorstand der Milcherzeugergemeinschaft Milchland Oberpfalz ist, zum Austauch. Den Aufmacher der Diskussion bot aus aktuellem Anlass der Runde Tisch im Nachgang an das Volksbegehren „Rettet die Bienen“, bei dem auch der BDM Bayern geladen war.

Volksbegehren auch Chance für Landwirtschaft?

Der BDM unter dem bayerische BDM-Vorsitzende Manfred Gilch positioniert sich in der vergangenen Woche beim Runden Tisch, zu dem der Ministerpräsident Markus Söder geladen hatte, nicht gänzlich gegen die Inhalte aus dem Volksbegehren. Reinl zitierte sinngemäß den BDM Vorsitzenden Gilch, der im Volksbegehren auch eine „Chance für die Landwirtschaft“ sieht. Die Aufgabe des Artenschutzes könne „nur zusammen mit der Gesellschaft“ wahrgenommen werden. Zudem zeigte sich der Vorstand des DBM Kreisverbandes Neustadt optimistisch, dass nun auch die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Verbände stärkere politische und gesellschaftliche Beachtung finden und der Einfluss nach Brüssel gestärkt werden könnte.

Skutella stimmte dem zu und bezeichnete die vergangenen Wochen in Bezug auf das Volksbegehren als „einzige große Politikkampagne“, die „medial perfekt inszeniert“ war. „In allen großen Zeitungen, sogar in der Münchener U-Bahn wurde dafür Werbung gemacht“. Nun müssen praktikable Lösungen gefunden werden, mit der die Gesellschaft und die Landwirtschaft leben können, betonte Skutella gegenüber dem BDM.

Düstere Zukunft für Milchbauern?

Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht der Vorstand des DBM Kreisverbandes Neustadt auch im Konsumverhalten der Verbraucher bei Milchprodukten. Reinl nannte als Beispiel die Initiative der „fairen Milch“, die nachhaltig, traditionell und gentechnikfrei von zertifizierten bayerischen Familienbetrieben stammt. Gerade Bayern zeichne sich noch durch solche „gesunden“ Strukturen aus, die in anderen Bundesländern wie zum Beispiel Niedersachsen gar nicht mehr existiere. Der Verbraucher sei sich aber dieser Verantwortung oft nicht bewusst. Erst vor wenigen Tagen wurde darüber berichtet, dass in Supermärkten immer noch öfter zu Billigfleisch gegriffen werde, obwohl Käufer angaben, für Qualität auch mehr bezahlen zu wollen. Zusammen mit der aktuellen Diskussion um die Betäubung bei der Ferkelkastration werfen immer mehr Bauern das Handtuch. „Der letzte Ferkelerzeuger in Weiden hat vor kurzem aufgegeben“, berichtete Reinl.

Für viele Milchbauern sehe der Blick in die Zukunft düster aus, nicht nur wegen dem Marktrisiko bei der Milch, sondern auch was die Finanzierung von Stallneubauten betrifft. Früher, so berichtete Meiler habe man Bauvorhaben und die benötigten Investitionen über wenige Jahre abwickeln können. Heute sei die Finanzierung eines neuen Stalles eine „Generationenaufgabe“. Dazu kommt die Unsicherheit des Milchpreises.

Das Marktrisiko trägt der Bauer“

so der Tenor des BDM Kreisverband Neustadt. „Wir fordern eine Quotenregelung, die maximal ein bis zwei Prozent der Milchmenge betrifft“. „In einem Stufenmodell kann somit flexibel auf den Milchmarkt reagiert werden und wir müssen nicht unendlich Milch produzieren“. Als Konsequenz für das unzweckmäßige aktuelle System beschrieb Reinl das Beispiel der EU-Milchintervention. Dabei kaufte die EU vor einigen Jahren Tonnenweise Milch auf, um den Markt zu stabilisieren. Diese Faktoren führten oft dazu, dass die neue Generation der Landwirte den elterlichen Betrieb nicht mehr fortführe und die Viehhaltung nach und nach abgebaut werde. Somit sterbe der Bauer leise, umschrieb Reinl die Situation.

Ein Bauer – mehrere Standbeine

Auf Nachfrage Skutellas, welche Strategien die Landwirte der Region Oberpfalz verfolgen, um mit der beschrieben Situation umzugehen, nannte Meiler das Beispiel der Direktvermarktern seiner Produkte auf dem eigenen Hof sowie die Diversifikation seines landwirtschaftlichen Betriebes. „Früher hat man gerade das Gegenteil- nämlich die Spezifizierung auf die Milchviehhaltung- propagiert“. Heute hätten viele Bauern weitere Standbeine, wie beispielsweise die Hähnchenmast. Aber auch hier richtet sich der Appell an die Politik. „Alleine die Bauvoranfrage liegt nun schon über ein Jahr zur Bearbeitung bei den zuständigen Behörden“.

Weitere Themen des zweistündigen Gespräches waren der Trassenverlauf, die Anbindehaltung sowie die sinken Zahl der Schlachthöfe. Die Gesprächsteilnehmer lobten den konstruktiven Verlauf der Diskussion und verständigten sich auf eine sachorientierte Zusammenarbeit.

* Diese Felder sind erforderlich.