Eine heikle Sache – fliegende Augen retten Rehkitze
Hohenfels. Erntezeit bedeutet für Rehkitze Lebensgefahr. Die Jäger in und um Hohenfels wollen die Jungtiere vor den Mähwerken der Landwirte retten. Und dafür brauchen sie die Hilfe der Politik und der US Army.
Auf Einladung von Norbert Wittl, dem Jagdpächter in Hohenfels und durch Christian Graf, dem Bürgermeister von Hohenfels, haben sich im Rathaus eine Reihe von Funktionären, Politikern, Landwirten und Jägern zu einem Informationsaustausch getroffen, um auf ein sensibles Thema aufmerksam zu machen: Die Rehkitzrettung per Drohne am Rande des Truppenübungsplatzes Hohenfels – einem Sicherheitsbereich und eigentlich einer Flugverbotszone.
Wichtigster Ansprechpartner bei dieser heiklen Thematik war Oberstleutnant (Lieutenant Colonel) Beau Rollie von der US Armys. Komplettiert wurde die Runde durch Landwirt Toni Reisinger, Bürgermeister Christian Schmid aus Velburg, dem Jäger und Stadtrat Erwin Gradl aus Velburg sowie dem Landtagsabgeordneten Bernhard Heinisch, der den verhinderten Staatssekretär Tobias Gotthard vertrat.
Das Leben der Rehkitze schützen
Norbert Wittl schilderte in einer kurzen Präsentation, warum die Ortung der Rehkitze per Drohne so wichtig sei und welche Probleme in der Praxis auftreten können. Dank der fliegenden Augen, die auch mit Wärmebildkameras ausgestattet sind, können auch zusammengekauerte Rehkitze im höchsten Gras ausfindig gemacht werden. Das bewahrt sie vor dem sicheren Tod durch das Mähwerk.
Es sei nicht nur im Sinne der Jäger, das Leben der Rehkitze zu schützen. Auch der Landwirt möchte sich zum einen den traurigen Anblick ersparen, doch vor allem möchte er die zerkleinerten Überreste nicht in seinem Futter haben. Den Landwirten stünde im Frühjahr für den ersten Schnitt der Wiesen nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Wenn die Wetterprognosen günstig stünden und einige Tage Sonne am Stück prophezeien sollten, sei oft kurzfristig Handlungsbedarf geboten.
Ein Begehen der betroffenen Wiesen oder Absuchen mit Hunden wäre nicht nur sehr zeitaufwendig, sondern würde auch nur mäßigen Erfolg versprechen. Hier kann die moderne Technik in Kombination von manuell steuerbaren Drohnen und Infrarot zum Glück Abhilfe verschaffen. Hier reicht bereits eine Flughöhe zwischen 30 und knapp 100 Metern aus, um die Tiere zuverlässig ausfindig zu machen.
Problem Pufferzone
Soweit so gut könnte man meinen. Die Problematik an der Sache ist die Pufferzone des angrenzenden Truppenübungsplatzes Hohenfels. Grundsätzlich bedürfe der Drohneneinsatz immer der Genehmigung des Luftfahrtbundesamtes – im Falle der Grünflächen, die im Bereich der Pufferzone des Truppenübungsplatzes liegen, sei jedoch zusätzlich die Zustimmung der US-Armee notwendig.
An dieser Stelle kommt wieder Oberstleutnant Beau Rollie ins Spiel. Er begrüße die Bemühungen zum Schutz des Rot- und Rehwilds und unterstütze diese im Rahmen seiner Möglichkeiten auch sehr gerne. Problematisch würde es allerdings immer dann, wenn wieder Truppenübungen mit Hubschraubereinsatz anstehen oder, wie im letzten Jahr, die Ausbildung von ukrainischen Soldaten durchgeführt würde. Hierbei sei auch in Zukunft immer wieder einmal mit Einschränkungen bei der Genehmigung des Drohneneinsatzes zu rechnen.
Gute Vorzeichen
Für dieses Jahr stehen die Vorzeichen allerdings gut, denn die nächsten Übungen sind nicht vor dem 20. Mai geplant. Sofern das Wetter mitspielt, sollten Rehkitzrettung und Mäharbeiten zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen sein.
Bernhard Heinisch regte an, die Flughöhe der Drohnen im Falle von zeitgleichen Truppenübungen auf eine Höhe von 50 Metern zu begrenzen. Erwin Gradl stimmte der Idee zu: „50 Meter über dem Grasland ist völlig ausreichend“. Oberstleutnant Rollie zeigte sich hier sehr offen und könne sich so eine Regelung gut vorstellen. Sofern ein überschaubarer Kreis an Drohnenpiloten frühzeitig namentlich bei den Verantwortlichen der US-Armee gemeldet worden sei, könne bei einem Anruf in der Zentrale auch kurzfristig reagiert und die Flugfreigabe erteilt werden, so Rollie.
Die Teilnehmer des Informationsaustauschs zeigten sich mit den Ergebnissen des Treffens sehr zufrieden und wollen auch in Zukunft im engen Austausch bleiben, um dauerhaft für alle Beteiligten einen praktikablen und vor allem in Sinne der Rehkitze überlebenssichernde Lösung zu finden.
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