Uwe Wittstock mit seinem Buch „Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur“

Weiden. Der prämierte Autor Uwe Wittstock liest bei den 36. Weidener Literaturtagen aus seinem neuesten Buch.

Autor Uwe Wittstock erklärt den Zuhörern die historischen Zusammenhänge. Foto: Helmut Kunz

Mit seinem Buch „Februar 33. Der Winter der Literatur“ landete Uwe Wittstock 2021 auf der Spiegel-Bestsellerliste. Das Buch wurde in zehn Sprachen übersetzt. Am Donnerstagabend stellte der Autor zur Eröffnung der Weidener Literaturtage sein neues Werk „Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur“ vor. Darin schildert der Schriftsteller und Journalist (Jahrgang 1955) die Flucht deutscher Autoren vor Hitler aus Europa. Bis 2018 arbeitete Wittstock als Literaturredakteur des Nachrichtenmagazins Focus. Vorher war er Redakteur für die FAZ sowie Feuilletonchef und Kulturkorrespondent für Die Welt.

Flucht unter größten Gefahren

Der Autor schildert in seinem Buch die aufwühlende Geschichte namhafter deutscher Schriftsteller bei ihrer Flucht vor den Nazis unter tödlichen Gefahren. Einigen gelang es, andere schafften es nicht, manche gaben auf. „Ich habe versucht, die Gegebenheiten so anschaulich wie nötig zu schildern, habe aber dabei nur auf die Erinnerungen von Schriftstellern zurückgegriffen, sei es aus Tagebüchern, Autobiografien oder Briefen“, sagte er. „Ich habe nichts erfunden, sondern habe versucht, die Fakten so zu schildern, wie sie in den Büchern der Autoren auch tatsächlich vorkommen.“

Den Greiftruppen der Gestapo ausgeliefert

Es ging um Schriftsteller, die vor Nazideutschland nach Frankreich fliehen und dort, im Jahr 1940, wiederum um ihre Leben bangen mussten. Hitlers Wehrmacht hatte Frankreich besiegt. Und hinter der Wehrmacht waren natürlich auch Greiftruppen der Gestapo unterwegs, um hier Geflüchtete nach Deutschland zurückzubringen. Wittstock schilderte die Schicksale von Heinrich Mann, Franz Werfel, Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger und unzähligen weiteren namhafter Schriftsteller, die seit 1933 in Frankreich Asyl gefunden hatten.

Weg in die Freiheit

Sie alle gerieten schließlich nach Marseille, um von dort aus einen Weg in die Freiheit zu suchen. Szenisch dicht und feinfühlig las der Autor Auszüge aus seinem Buch vor, das von unfassbarem Mut und größter Verzweiflung, trotziger Hoffnung und Mitmenschlichkeit in düsterer Zeit erzählt.

Flucht beschäftigt noch heute

„Es werden hier Schicksale und Ereignisse geschildert, die auch heute leider wieder lebendig sind. Es geht letztlich um Flüchtlinge und Fluchthilfe und um Dinge, die uns auch heute leider wieder sehr beschäftigen“, erklärte der in Leipzig und in Bonn und Köln aufgewachsene Wittstock. Dabei machte er deutlich, dass sich Geschichte wiederholt. Vor der Lesung ordnete der Autor, der mit dem Theodor-Wolff-Preis für Journalismus ausgezeichnet wurde, die von ihm beschriebenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller jeweils ein und gab einen Abriss von den historischen Ereignissen.

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