Vom Oberpfälzer Festspiel bis zum Musical im Gemeindezentrum: Laientheater ist Kunst und soziales Erlebnis

Neunburg v. Wald. Die Schwerter klirren, Feuerpfeile sausen durch die Luft, Kampfgetümmel auf dem Burghof: Die Hussiten sind da! Die Theaterproben für rund 100 Mitwirkende im Burgfestspiel „Vom Hussenkrieg“ haben begonnen.

“Vom Hussenkrieg” mit Regisseurin Karin Michl (Zweite von rechts) und Laienspielberaterin Evi Eiberger (rechts). Foto: Festspielverein Neunburg v.Wald

Die Neufassung der Regisseurinnen Karin Michel und Christina Fink erzählt den Kampf gegen die 1433 aus Böhmen einfallenden Hussiten als packendes Stück Regionalgeschichte. Der Kampf um die Macht und den wahren Glauben führt auch zum gewalttätigen Konflikt zwischen Vater und Sohn, der bei den Hussiten ein neues Zuhause gefunden hat. Was zählt mehr: Vaterliebe oder der Hass auf die Feinde? Es kommt zum tödlichen Schwertkampf von Vater und Sohn.

„Am Anfang steht der leere Raum“

„Steigert bitte die Spannung, indem ihr Augenkontakt haltet, solange es geht“, sagt Evi Eiberger, Laienspielberaterin des Bezirks Oberpfalz. Von klein auf hat sie bei den Waldfestspielen in Bad Kötzting Theaterluft eingesaugt, ihre Arbeit als Assistentin und Regisseurin beim Stadttheater Regensburg hat sie zur leidenschaftlich engagierten Theaterschaffenden gemacht. „Am Anfang steht der leere Raum. Ich genieße die kreative Freiheit, diesen Raum mit Ideen zu füllen. Dann kommt die Umsetzung in der Gruppe. Das Spannende ist: Im Spielen entsteht immer etwas Unerwartetes“, erzählt sie.

Evi Eiberger, Laienspielberaterin des Bezirks Oberpfalz. Foto: Gerhard.W.H. Schmidt

Seit fünf Jahren bietet die Laienspielberaterin des Bezirks mit Unterstützung von Fachreferenten Seminare an zu Themen wie Regiearbeit, Sprechtechnik und Bühnengestaltung. Das von ihr seit zwei Jahren angebotene Programm „Laimiaus“ hat zum Ziel, aus dem, was da ist, das Bestmögliche zu machen.

Eibergers Blick von außen und die gemeinsame Szenenarbeit schaffen Raum für neue Herangehensweisen. Ihre Arbeit kommt an: „Wir haben durch dich gelernt, über unseren Tellerrand hinauszusehen und auch mal mutig zu inszenieren“, sagt die Regisseurin Karin Michl.

Neben der fachlichen Unterstützung durch die Laienspielberatung fördert der Bezirk Oberpfalz seit vielen Jahrzehnten die Festspiele in der Oberpfalz, aktuell mit insgesamt rund 40.000 Euro.

Laienspielberatung

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Festspiele sind sozialer Kitt für eine starke Gemeinschaft

Jedes Jahr im Juli und August werden in der Oberpfalz zahlreiche Festspiele aufgeführt, viele davon haben sich überregionale Ausstrahlung erworben. Dazu zählt auch das historische Festspiel um den Pandurenoberst Franz Freiherr von der Trenck auf der Freilichtbühne in Waldmünchen. Das dramatische Schauspiel um Macht, Gewissen und starke Gefühle in der Zeit des Österreichischen Erbfolgekriegs um 1742 wird von über 400 ehrenamtlich engagierten Bürgern zum Leben erweckt: Als Darsteller auf der Bühne, beim Fanfarenzug und im Pandurenlager, aber auch im Kartenvorverkauf, bei der technischen Betreuung der Bühne oder das Jahr über in der Versorgung der Pferde.

„Wer als Kind zu Trenck kommt, wird mit Trenck erwachsen“, sagt Martin Frank, seit 2016 Vorsitzender des Festspielvereins. Mit einem gewissen Stolz erzählt er vom „Trenck-Kranzel“, dem Ehrenabend für die zum Teil seit 40 Jahren ehrenamtlich aktiven Mitglieder. Die Ausstrahlung des Festspiels reicht weit über Waldmünchen hinaus, rund ein Drittel der Online-Tickets werden außerhalb des Landkreises Cham verkauft.

Trenck, der Standortfaktor

„Der Trenck ist auch Standortfaktor“, sagt Trenckvereinspräsident, Bezirkstagspräsident und Landrat des Landkreises Cham Franz Löffler und verweist auf die Investitionsentscheidung eines mittelständischen Firmenchefs aus Regensburg und ehemaligen Schirmherren für den Standort Waldmünchen.

Die überregionale Strahlkraft des Trenck-Festspiels lässt sich auch ablesen an der illustren Liste seiner Schirmherren: Vom damaligen Ministerpräsidenten Max Streibl (1992) über den früheren Oberbürgermeister der Stadt Brno (Brünn), Roman Onderka, im Jahr 2009 bis zum ehemaligen Siemens-Vorstandvorsitzenden Joe Kaeser (2010). Noch als Kardinal besuchte der vor zwei Jahren verstorbene Papst Benedikt 1987 das Festspiel.

Festspiel- und Laientheaterförderung als Heimatpflege und zur Persönlichkeitsbildung

Finanziell unterstützt werden neben dem „Trenck“ die Drachenstich-Festspiele in Furth im Wald, aber auch kleinere Festspiele wie die Burgspiele Parsberg oder der Festspielverein Wenzenbach. Die Aufführungen, die meist historische Stoffe auf die Bühne bringen, sind für Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl gelebte Tradition Oberpfälzer Kulturgeschichte.

Zugleich möchte der Bezirk Kinder und Jugendliche für das Theater begeistern. Deshalb werden seit 20 Jahren das Landestheater Oberpfalz GmbH oder die Werkbühne München für Schulaufführungen in der Oberpfalz gefördert.

Bezirk Oberpfalz

Als dritte kommunale Ebene neben den Gemeinden und Landkreisen unterstützt der Bezirk Oberpfalz mit mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Menschen mit Behinderungen sowie Pflegebedürftige und engagiert sich in der Kultur- und Heimatpflege, in der Fischerei und Teichwirtschaft und im Umwelt- und Landschaftsschutz.

Die rund 4.000 Beschäftigten der „Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (medbo KU)“ sind an acht Standorten für die neurologische und psychiatrische Gesundheit der Oberpfälzerinnen und Oberpfälzer im Einsatz.

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