Aus Altenstadt nach Williamsport: Jetzt wird in USA gepuzzelt

Altenstadt/WN. Von der Kleinstadt in der Oberpfalz über den großen Teich in die - Kleinstadt der amerikanischen Provinz. Puzzle & Play aus Altenstadt/WN gründet eine Tochterfirma in Amerika. Welche Hürden es dabei gab, wie die Pandemie eine Firmengründung im Ausland beeinflusst und warum Norbert Weig irrsinnig Spaß hat.

Momentan laufen alle Treffen in Videokonferenzen ab. Hier planen Team Deutschland und Team USA die nächsten Schritte (von links oben nach rechts unten): Norbert Weig, Christian Schramek (Geschäftsführer Produktionsfirma in Tschechien), Brion (Geschäftsführer PuzzleYou, Inc. USA), Don und Sara (Team USA)

Seit 2009 gibt es die puzzle & play GmbH in Altenstadt bereits. Damals gründeten Norbert Weig und Franz Trescher Fotopuzzle.de. Mittlerweile ist das Geschäft stark gewachsen. “Wir beliefern mit unseren persönlichen Fotopuzzles inzwischen 18 verschiedene Länder”, berichtet Weig stolz.

Hierbei fungiert der Standort in Altenstadt quasi als Denkfabrik, wo sich Softwareentwicklung, Grafik, Online-Marketing und der Kundenservice befinden (wenn auch aktuell wegen Corona hauptsächlich im Homeoffice). Alleine 2020 hat das Team insgesamt über eine Million Produkte verschickt und das Unternehmen erzielte damit einen Jahresumsatz von über 30 Millionen Euro.

Die fertigen Puzzles werden für den Versand innerhalb von den USA vorbereitet.

Amerika-Markt wächst – aber hat Nachteile

Auch der Foto-Puzzle-Markt in Amerika wächst. Seit Weihnachten 2011 – also schon fast zehn Jahre – gibt es das Portal puzzleYOU.com. Mittlerweile hat sich der Anteil der Produkte, die in die USA verschickt werden deutlich gesteigert. “Wir haben in 2020 mehr als 60.000 Produkte in den USA verkauft und in diesem Jahr werden es wahrscheinlich 100.000 Produkte werden”, bilanziert Geschäftsführer Norbert Weig.

Das Projekt macht uns allen irrsinnig Spaß.

Doch das Geschäft mit den USA hatte zwei Haken: Jedes Paket muss über einen Versanddienstleister per Luftfracht nach Amerika geflogen werden und das verursacht unverhältnismäßig hohe Kosten. Also musste eine Lösung her. Seit 2017 planen die Puzzleexperten deshalb die Gründung einer Tochterfirma im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Im Nordosten der USA in der Kleinstadt Williamsport (ca. 30.000 Einwohner) im Bundesstaat Pennsylvania, gibt es am westlichen Rand eine Industriehalle samt Büroräumen, in der seit Kurzem die Firma PuzzleYou, Inc. sitzt. 

“Das Projekt macht uns allen irrsinnen Spaß. Einige von uns waren ja auch schon als Touristen privat in den USA unterwegs. Nun ist es einfach hoch spannend, dieses Land bei einem unternehmerischen Projekt auf eine ganz andere Art und Weise kennenzulernen”, schwärmt der Unternehmer.

Das PuzzleYou-Produktionsgebäude in Williamsport im US-Bundesstaat Pennsylvania

Warum in die Kleinstadt an der Ostküste?

Aber warum ausgerechnet Williamsport? Dafür gab es laut Weig mehrere Beweggründe. Die geringere Zeitdifferenz zur Ost- als zu Westküste war einer davon. “Durch einen persönlichen Kontakt mit einem bekannten bayerischen Unternehmer, der dort drüben ein Lager unterhält kamen wir dann in die Region um Williamsport.” Von hier aus erreiche UPS oder Fedex innerhalb eines Tages, ohne, dass die Ware im Flugzeug transportiert werden muss ein Viertel der gesamten US Bevölkerung. 
 
Die Firmengründung in Amerika bot einige Herausforderungen für die Altenstädter: “Es gibt, wie auch hier bei uns in Deutschland/Europa eine Reihe von möglichen Rechtsformen, die sich von der Struktur her, den Haftungsaspekten und steuerlichen Dingen zu den Amerikanischen unterscheiden.” Ein Rechtsanwalt vor Ort habe die Firma unterstützt. 

Eine Mitarbeiterin arbeitet am Puzzle-Zerbröseler

USA-Netzwerk wächst und hilft

Auch die Mitarbeitersuche begann schon früh – vor allem über das Netzwerk LinkdIn. “Darüber haben wir auch unseren „Mitarbeiter Nummer 1“, Brion gefunden”, erzählt Weig. “Wir haben eine sehr vertrauensvolle Beziehung aufgebaut. Es gab – noch vor Corona – einen Besuchstermin in den USA und den „Gegenbesuch“ hier bei bei uns.” Das habe den Start enorm erleichtert. Mittlerweile ist Brion Geschäftsführer in Amerika. 

Außerdem würde das inzwischen aufgebaute USA-Netzwerk – von Steuerkanzlei bis Versicherungsagentur – gut funktionieren. Mittlerweile gibt es ein “Kern-Team” von drei Mitarbeitern in Williamsport das in engem Austausch mit Altenstadt schon das letzte Weihnachtsgeschäft gut gemeistert hat. Nach und nach sollen jetzt auch noch der Support und das Online Marketing in Amerika auf- und ausgebaut werden. 

Das Lager in Williamsport.

Über Grenzen hinweg zusammenarbeiten

Das werde ein „über die Grenzen hinweg zusammenarbeiten“, meint Weig. “Wir hier in Altenstadt haben diesebezüglich wirklich sehr viel Erfahrung und Know How. Und mögliche neue Kolleginnen und Kollegen vor Ort helfen uns dabei, dass wir alles im Detail auch optimal für den amerikanischen Markt umsetzen. Beherrschen als „native Speaker“ logischerweise die Sprache viel besser als wir und wissen besser, wie die US Kunden „ticken“.”

Die aktuelle Pandemie habe dank Videokonferenzen und digitaler Möglichkeiten einiges erleichtert, glaubt Weig.”Manchmal stelle ich mir vor, wie wir im Firmenverbund Deutschland – Tschechien – USA zusammenarbeiten würden, wenn die Krise nicht wäre: Oh Gott, wieviele Flugmeilen hätten wir wahrscheinlich verschwendet!” “Ich finde diese neue Art zu Arbeiten sehr angenehm und vor allem super effektiv. Ich bin überzeugt davon, dass sich die Arbeitswelt „nach Corona“ dauerhaft verändert haben wird”, so Weig weiter. 

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