Abschied von Johannes Naujoks: Er war mehr als „ein Mann im Rollstuhl“

Kaltenbrunn. Er war mehr als ein Mann im Rollstuhl. Er ist und bleibt auch eine Inspiration: Rund 400 Menschen nahmen in Kaltenbrunn Abschied vom Pfarrerssohn Johannes Naujoks.

Trauer Rose
Symbolfoto: pixabay

Trauer und große Anteilnahme über Kaltenbrunn hinaus hatte die Nachricht vom völlig überraschenden Tod von Johannes Naujoks im Alter von 31 Jahren ausgelöst. Rund 400 Menschen bekundeten am Samstag ihr Mitgefühl mit der Pfarrersfamilie und ihre Verbundenheit zu deren Sohn.

„Es ist so schwer von ihm Abschied zu nehmen, ihn loszulassen. Jeder und jede von euch hat seine einzigartigen Erlebnisse mit Johannes“, sagte Pfarrerin Stefanie Endruweit beim Gottesdienst in der bis in den Windfang vollen katholischen Martins-Kirche. „Es ist unfassbar, dass ein Platz in Zukunft leer bleiben wird und seine Stimme still.“

Trauergäste aus dem Wichernhaus Altdorf

Auch Freunde aus dem Wichernhaus Altdorf waren im Rollstuhl vor dem aufgebahrten Sarg zugegen. Der Posaunenchor und Organist Hermann Prölß begleiteten den Gemeindegesang. Sein Konfirmationsspruch, der ihm wohl Mut gemacht habe, passe auf so vielfältige Weise zu ihm, „denn aufgegeben hat Johannes nicht“, wie Endruweit mit Beispielen ausdrückte.

„Ganz fest vertrauen wir darauf, dass Johannes jetzt bei Gott geborgen und frei und ohne jede Behinderung ist. Dass alle Fragen, aller Schmerz und alle Wut sich auch in Dankbarkeit wandeln, für all das, was Johannes mit seinem Leben in unserem Leben verändert, bewirkt und bewegt hat.“ Und so gelte der Konfirmationsspruch heute allen: „Die auf Gott harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

„It’s my life“

Sein Lieblingslied „It’s my life“ von Bon Jovi sang Mäx Braun, mit Keyboard begleitet von Pfarrerin Endruweit. Es sei auch zu einem Protestlied gegen jede Behinderung für Johannes geworden, bemerkte der jüngste der fünf Naujoks-Geschwister, Kilian. „Die Ängste, denen er sich stellen musste und Herausforderungen als Rollifahrer waren oft groß.“ Nach seiner schweren Erkrankung 1999 hat er sich das Leben zurückerobert, seine Ziele erkämpft und sich ein eigenständiges Leben aufgebaut.

Trotz allem besuchte er Konzerte, setzte sich im Heimbeirat in Altdorf ein, schaffte es beim Karate sogar bis zur Europameisterschaft und Platz zwei in der Kategorie Show. Die Brüche waren immer da, das lange Koma und Locked-In-Syndrom haben Belastungen hervorgerufen, die immer wieder hochkamen. Zuletzt war Johannes sehr zufrieden, hatte er sein Ziel des selbständigen Lebens erreicht, war glücklich in Altdorf zu leben.

Noch viele Pläne

Er wollte sich für andere Menschen im Rollstuhl einsetzen, Seelsorger werden, ein Buch schreiben und eine Stiftung gründen, um Personen im Wachkoma etwas Gutes zu tun. „Johannes war mehr als ein Mann im Rollstuhl, er ist und bleibt auch eine Inspiration.“

Der Posaunenchor führte den langen Trauerzug zum Friedhof an. Nach der Einsegnung nahm die Trauergemeinde tief bewegt Abschied am Grab. Im und am evangelischen Gemeindehaus gab es für Trauergäste nochmal eine Begegnung mit Austausch. Auch eine Bildcollage über Johannes Naujoks erinnerte an sein bewegtes Dasein.

* Diese Felder sind erforderlich.