Augustinus-Gymnasium bringt Klassiker der deutschen Aufklärung auf die Bühne

Weiden. Das Oberstufentheater des Augustinus-Gymnasiums bringt Lessings "Emilia Galotti" in einer auf 90 Minuten gekürzten Fassung auf die Lichthof-Bühne. Die Inszenierung behandelt zeitlose Themen wie bürgerliche Selbstbestimmung und Machtmissbrauch, wobei die Rollen in der Originalsprache des 18. Jahrhunderts gespielt werden. Requisiten und Kostüme wurden bewusst regional erworben, um die Weidener Geschäftswelt zu unterstützen.

Emilia Galotti (rechts) diskutiert mit ihrer Mutter. Foto: Helmut Kunz

Weil Aufklärung heutzutage immer wichtiger wird und die Protagonisten immer dieselben bleiben, hat sich das Oberstufen-Theater des Augustinus-Gymnasiums heuer einen Klassiker aus der Zeit der deutschen Aufklärung für die Lichthof-Bühne ausgesucht. Im Mittelpunkt des Trauerspiels um „Emilia Galotti“ stehen neben der tragischen Titelfigur Emilia ein Intrigant Marinelli, der sich selber die Hände nicht schmutzig machen will, ein Prinz, der seine Gelüste befriedigt und der bürgerliche Aufstand. Gotthold Ephraim Lessing war ein vielseitig interessierter Dichter, Denker und Kritiker.

Auf 90 Minuten gekürzt

Die Geschichte ist aktueller denn je und in den 11. Klassen eine gern gelesene Lektüre. Natürlich wurde das Stück leicht abgewandelt. Im Original sind’s fünf Stunden. Das wollte Regisseurin Simone Lutz weder ihren Darstellern, noch dem Publikum antun. Allerdings wurde die 90 verbliebenen Minuten in der Originalsprache gespielt. Also in einer Sprache des 18. Jahrhunderts. Manches ging den jungen Schauspielern schwierig über die Lippen. Die Hürden wurden aber eloquent genommen. Die „Emilia“ sei war zeitlose Literatur hieß es, habe aber schon ein klein wenig aktualisiert werden müssen.

Bürgerliche Selbstbestimmung

Zum Inhalt: Der Prinz von Guastalla, der sich in Emilia Galotti verliebt hat, erfährt, dass sie noch am selben Tag den Grafen Appiani heiraten soll. Da ist er wieder: Dieser Prototyp des mächtigen Mannes. Der Prinz. Was ihm gefällt, glaubt er, sich nehmen zu können. Und dazu zählt er die Zuneigung der aus gut bürgerlichem Hause stammenden Braut. Die Strippen im Hintergrund zieht ein anderer: Marinelli, die graue Eminenz am Hof, der machtbesessen andere ins Unglück stürzt, selber dabei aber immer eine reine Weste behält. Daneben agieren die Eltern der Protagonistin, schwankend zwischen bürgerlicher Selbstbestimmung und dem Stolz auf höfische Aufstiegsmöglichkeiten.

Weidener Geschäftswelt unterstützt

„In unseren Zeiten machen auch Goethes ‘Faust’ und andere noch Sinn“, glaubt Regisseurin Lutz. „In einer Zeit, in der alles nur noch mit dem Finger weggewischt wird, bin ich froh, dass wir solche Geschichten noch analog auf die Füße stellen.“ Egal ob mit oder ohne Patzern. Und weil’s irgendwie dazugehört: „Wir wollen auch das Regionale fördern. Sämtliche Requisiten, auch die Kostüme, wurden vor Ort eingekauft. Wir wollten nichts übers Internet. Weil Leerstand für eine Stadt das Schlimmste ist.“ Impulse wollte man schaffen. Mit Theater auch die Weidener Geschäftswelt unterstützen.

Freitagnachmittag geprobt

Schwierig seien die Vorbereitungen aber schon gewesen. Denn unter den Schauspielern befänden sich neben einigen Elftklässlern vor allem Schülerinnen und Schüler, die kurz vor den Abiturprüfungen stünden. „Die waren gestresst. Und wir hatten nur jeweils den Freitagnachmittag zum Proben.“ Immer wieder sei jemand ausgefallen. „Ich habe schon alle Rollen als Ersatz gespielt, bin sogar als Emilia auf der Bühne schon gestorben.“

Farbenspiel auf der Bühne

Das Stück war bis ins letzte Detail durchdacht. Im ersten Akt war die Bühne rosa, weil noch alles durch die rosarote Brillen gesehen wurde. Nach der Pause wurde es dann feuerrot. Mieder, Herzchen. Jetzt wollte der Prinz ans Eingemachte. Interessant war auch die Darstellung und Ausstattung der Schauspieler. Die einen modern mit ihren Rollennamen auf den T-Shirts. Andere in klassischen Kostümen. Am Ende war alles auf Schwarz gemünzt, weil’s Emilia an den Kragen ging. Wie allen Frauen der Literaturgeschichte. Sie wurde bei Lessing vom eigenen Vater erdolcht. Nicht aber bei Lutz. Die lässt Emilia weiterleben, weil’s so schöner sei, wie sie meint. Sie lässt Emilia gemeinsam mit Gräfin Orsina von der Bühne abgehen. Aus gutem Grund: „Die bürgerliche Frau muss einfach einmal in den Vordergrund gestellt und die mächtigen Männer etwas klein gehalten werden.“

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