Bayerische Blaulichtfamilie trifft sich in Weiden

Weiden. Nicht schlecht staunten die Besucher des Weidener Wochenmarktes, als sie am Großparkplatz wie jeden Samstag ihr Auto parkten. Gegenüber, vor der Max-Reger-Halle, stand ein Großaufgebot von Rettungsfahrzeugen mit blinkenden Blaulichtern. Es war aber Entwarnung angesagt: Bayerns Katastrophenschützer tagten in Weiden.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann beschwor den Zusammenhalt im Katastrophenschutz Foto: Martin Stangl
Tausend Experten wurden am Wochenende zum 22. Katastrophenschutz-Kongress des BRK erwartet. Innenminister Joachim Herrmann sprach dem Ehrenamt seinen großen Dank aus und zog eine positive Bilanz der vergangenen Jahre. Foto: Martin Stangl

Der Vorsitzende des BRK-Bezirksverbandes Niederbayern/Oberpfalz Hans Rampf zeigte sich überwältigt von der großen Besucheranzahl des 22. Katastrophenschutz-Kongress in Weiden. „Was im Jahr 2000 in Weiden seinen Anfang nahm, ist mittlerweile aus dem Kalender des Katastrophenschutzes nicht mehr wegzudenken.“

Innenminister Joachim Herrmann beschwört den Zusammenhalt

In seinem Grundsatzreferat dankte der Innenminister und oberste bayerische Katastrophenschützer Joachim Herrmann den vielen ehrenamtlich tätigen Menschen. Großen Applaus erntete er mit seiner Forderung, Störenfriede, die teilweise mit Gewalt Rettungsdienste behindern, mit der vollen Härte des Gesetzes zu bestrafen. „Da muss die Polizei durchgreifen und die Gerichte müssen endlich auch den möglichen Strafrahmen ausschöpfen.“

Menetekel „Ahrtal 2021“

Wie ein roter Faden zog sich die Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal durch die Rede des Ministers: „Das, was wir haben, reicht einfach nicht. Die Vorbereitung auf solche Katastrophenfälle muss noch weiter verbessert werden.“ Eine wesentliche Gefahr sieht Herrmann in der Veränderung des Klimas. „Wir haben einerseits signifikante Ausschläge bei Starkregenereignissen und andererseits wächst jeden Sommer die Waldbrandgefahr.“

Als bayerische Antwort auf dieser Phänomene führte er an, dass beispielsweise acht Polizei-Hubschrauber auch zur Überwachung und Bekämpfung von Waldbränden angeschafft wurden. „Insgesamt haben wir in den letzten vier Jahren 70 Millionen Euro in den Katastrophenschutz investiert.“

Kritik an Bundespolitik

Der bayerische Innenminister sparte nicht mit Kritik an Bundesinnenministerin Nancy Faeser. „Während die Anforderungen an den Katastrophenschutz ständig steigen, kürzt die Bundesregierung die Investitionen in einen wirksamen Schutz der Bevölkerung. Bayern geht einen komplett anderen Weg.“

Bayern habe erkannt, dass ein flächendeckendes Sirenen-Netz als Katastrophenwarninstrument unbedingt notwendig ist: „Der vor kurzem durchgeführte Test mit Warnnachrichten auf das Handy war schon sehr erfolgreich. Aber nicht jeder hat ständig sein Mobiltelefon auf Empfang. Deshalb setzen wir bayernweit auf den Ausbau der Warnsirenen.“

DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt mahnt zu weiterem Ausbau

In den Mittelpunkt ihrer Rede stellte die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Gerda Hasselfeldt die Zukunft des Katastrophenschutzes. „Zunächst geht es um die Frage, ob wir genug Material haben“, so die ehemalige CSU-Abgeordnete. Auch sie stellte Bayern ein gutes Zeugnis aus und attestierte der Bundespolitik enormen Nachholbedarf. „Die viel beschworene Zeitwende ist beim Katastrophenschutz leider nicht angekommen“, bilanzierte sie ernüchtert.

Katastrophenschutz bedeutet permanente Ausbildung der Hilfskräfte

Die sich ständig ändernden Anforderungen bedeuten nach Ansicht der DRK-Präsidentin auch ständige Aus- und Fortbildung der haupt- und ehrenamtlichen Helfer. Als Ziel nannte sie die bundeseinheitliche „Helferfreistellung“. „Wir haben – wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen – viel zu viel Bürokratie. Das müssen wir schnellstmöglich ändern und damit den Dienst am nächsten noch attraktiver machen. Es muss endlich mehr Möglichkeiten geben, dass Betriebe Entlastungen bei der Freistellung für Aus- und Weiterbildung sowie der Qualifikation von ehrenamtlich Tätigen bekommen!“

Strukturen des Katastrophenschutzes müssen modernisiert werden

Als zukunftsweisenden Meilenstein betrachtet die DRK-Präsidentin das Bayerische Zentrum für besondere Einsatzlagen in Windischeschenbach (BayZBE). „In Gesamtdeutschland gibt es nirgendwo eine derartig fortschrittliche Einrichtung. Damit ist Bayern wieder einmal Vorreiter bei den Zukunftsstrukturen des modernen Katastrophenschutzes“, so Gerda Hasselfeldt.

Bei der Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes müssen endlich auch moderne Strukturen geschaffen werden. Dazu zählt vor allem die Bundesländer übergreifende Regelung der Schutzmaßnahmen.

Vor der Max-Reger-Halle gab es die neuesten Entwicklungen zu bestaunen

Bevor Innenminister Hermann und DRK-Präsidentin Hasselfeldt ihre Besichtigung der interessanten Ausstellung in und vor dem Tageszentrum starteten, richteten der erste Bürgermeister der Stadt Weiden Lothar Höher und Landrat Andreas Meyer ihre Grußworte an die Kongressteilnehmer. Beide zeigten sich stolz, dass der 22. Katastrophenschutz-Kongress in der Region Nordoberpfalz stattfindet.

Während Fachteilnehmer die Fortbildungsangebote annahmen, tummelten sich viele Neugierige vor der Max-Reger-Halle bei den technischen Geräten.
Insbesondere die vielen Kinder staunten nicht schlecht über das gewaltige Aufgebot von Fahrzeugen und technischem Gerät. Insgesamt zeigten die Katastrophenschützer damit ein beeindruckendes Bild ihrer Leistungsfähigkeit. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass Menschen und Geräte möglichst wenig zum Einsatz kommen.




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