Erinnerung an einen ganz besonderen regionalen Künstler

Mähring. Im vergangenen Jahr organisierte Karin Achatz eine Verkaufsaktion mit Bildern ihres verstorbenen Vaters. Emil Schicker hatte unzählige Kunstwerke hinterlassen, die ein neues Zuhause finden sollten.

Karin Achatz beim Aufhängen vom Alten Herrgott, eines der neuesten Werke aus dem Pflegeheim. Foto: Barbara Habel

Ganz überwältigt sei sie von der Resonanz gewesen, berichtet die Tochter heute: “Die Menschen kamen aus dem ganzen Landkreis und sogar darüber hinaus.” Mit so einer Bekanntheit hatte sie nicht gerechnet. Schnell reifte bei ihr und dem Mähringer Museumsteam die Idee heran, dem Heimatmaler Emil Schicker eine eigene Sonderausstellung zu widmen. Am Sonntag wird die nun im Gelebten Museum eröffnet.

Neben Öl- und Acrylmalerei werden auch Skizzen und Zeichnungen zu sehen sein. Ein Querschnitt durch sein reiches Schaffenswerk erwartet die Besucher. Darunter sind auch einige persönliche Stücke, wie Karin Achatz erzählt. Dazu zählt eines seiner ältesten Werke. Eine Pietà, also eine Darstellung Marias mit dem toten Jesus auf dem Arm aus dem Jahr 1948.

Pietà. Foto: Barbara Habel

Im Zweiten Weltkrieg hatte der 1926 geborene Emil Schicker seine drei älteren Brüder verloren. Er war das einzige Kind der Familie, das überlebt hat. Kraft hat er wohl im Glauben gefunden, den er bis zu seinem Tod behalten hat. So waren seine ersten Malereien als junger Mann christliche Motive.

In der Rente ging es richtig los

Seine Kunst ausleben konnte Emil Schicker aber erst im Rentenalter. Bis dahin hatte er als Glasarbeiter mit einer Nebenerwerbslandwirtschaft wenig Zeit dafür. Nur für die eigenen vier Wände oder für Vereine griff er zu Pinsel und Farbe. Dafür legte er nach der Rente so richtig los. Jeden Sonntag war er mit dem Auto unterwegs auf Motivsuche in der Region. Dort fertigte er die Skizzen für seine Werke an. Daheim im Keller, wo er sich einen kleinen Malraum eingerichtet hatte, entstand dann in tagelanger Arbeit das neue Bild. Eines seiner Lieblingsmotive war sicherlich der Alte Herrgott. Karin Achatz ist sich sicher, dass ihr Vater ihn jederzeit auch ohne Vorlage aus dem Kopf malen konnte.

Auch durch Krankheit nicht zu bremsen

In der Sonderausstellung sind auch Bilder zu sehen, die der Künstler in seinen letzten Lebensjahren malte. Als eine beginnende Demenz das Wohnen daheim nicht mehr möglich machte, zog Schicker in ein Pflegeheim um. Dort blühte er künstlerisch noch einmal richtig auf. Mit Leinwänden und Acrylfarben versorgt, malte er auf seinem Zimmer und begeisterte damit die Pfleger und die Mitbewohner gleichermaßen.

Die Bilder aus dieser Zeit erkennt man sofort. Sie sind farbenfroher, eher abstrakter und wirken kindlicher. Viele Tiere finden sich unter den Motiven. Karin Achatz ist es wichtig zu zeigen, wie ihr Vater trotz Krankheit seine Leidenschaft auf seine eigene Art weitergeführt hat und welche Kraft es ihm in seinen letzten Jahren gegeben hat.

Sie verweist dabei auch auf die bayernweite Aktionswoche zum Wohnen im Alter „Zu Hause daheim“, zu der sie auch kostenloses Informationsmaterial in der Ausstellung anbietet. In den Tagen vor seinem Tod hat Emil Schicker aufgehört zu malen. Er hatte nicht mehr die Kraft dazu und da wusste auch die Familie, dass es nun wohl nicht mehr lange dauern würde.

2018 verstarb er schließlich. Seine Kunstwerke aber bleiben bestehen und sind in vielen Häusern im Landkreis zu finden.

Gelebtes Museum Mähring

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