“Hoffnung ist das, was uns antreibt”

Waldthurn. Ein Missio-Gast gibt in Waldthurn Einblicke in ein desolates Land.

Noha Roukoss von Caritas Libanon spricht im Waldthurner Pfarrheim. Foto: Franz Völkl
Noha Roukoss von Caritas Libanon spricht im Waldthurner Pfarrheim. Foto: Franz Völkl
Noha Roukoss (links) von Caritas Libanon spricht im Waldthurner Pfarrheim. Rechts die Übersetzerin Corinna Oeß Foto: Franz Völkl
Noha Roukoss (links) von Caritas Libanon spricht im Waldthurner Pfarrheim. Rechts die Übersetzerin Corinna Oeß Foto: Franz Völkl
Noha Roukoss von Caritas Libanon spricht im Waldthurner Pfarrheim. Foto: Franz Völkl
Noha Roukoss von Caritas Libanon spricht im Waldthurner Pfarrheim. Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl

Etwas sprach- und ratlos, aber mit der Gewissheit, dass Caritas Libanon ein Strohhalm voller Hoffnung für viele in den Libanon gekommenen, dort aber ausgebeuteten und chancenlosen Menschen ist, gingen die Zuhörer beim Missio – Vortrag im Waldthurner Pfarrheim nach Hause.

Dr. Thomas Riegl, der Leiter der Arbeitsstelle Weltkirche in der Diözese Regensburg und Hans Bräuer, geschäftsführender Bildungsreferent der katholischen Erwachsenenbildung KEB Neustadt-Weiden hatten zu diesem Missio – Vortrag zur Weltmissionswoche die Libanesin Noha Roukoss – von Caritas Libanon – eingeladen.

Bräuer erklärte, als man die Vorträge von Caritas Libanon in unserer Region plante, ahnte man noch nicht, welche Brisanz das Thema, durch die Eskalation in Israel und im Gazastreifen, haben würde.

Situation im Libanon

Roukoss, die eine maronitische Christin ist, berichtete in Waldthurn über die Situation im Libanon und ihre Arbeit. Der Libanon sei ein gebeuteltes Land mit einer Fläche von halb so groß wie Hessen, erklärte die Referentin, deren Vortrag in Waldthurn von Corinna Oeß, einer Studentin aus Bayreuth, vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurde. In ihrem Heimatland gebe es laut Roukoss insgesamt 18 verschiedene Konfessionen.

Ehemalige Schweiz des Nahen Ostens

Innerhalb von zehn Jahren sei das einst als „Schweiz des Nahen Ostens“ gepriesene Libanon verfallen: Es gibt weder eine funktionierende Regierung noch ein neutrales Justizsystem. Es gibt kein soziales Sicherungs- und kein funktionierendes Gesundheitssystem, Medikamente sind nicht zu bekommen.

Die Banken sind geschlossen und die Bevölkerung kommt nicht mehr an ihr Geld. „Will man in eine Bank, muss man einen Termin dafür haben, was aber meist sinnlos ist“. Das Geld wurde durch die korrupte Regierung ins Ausland, meistens in die Schweiz geschafft. Die Inflation ist enorm, das libanesische Pfund hat 97 Prozent seines Wertes verloren.

Viele Flüchtlinge

Seit eine verheerende Explosion, im Jahr 2020, den Hafen von Beirut zerstört hat, sind Im- und Export und damit weitgehend die Wirtschaft zum Erliegen gekommen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, Arbeit schlecht bezahlt, der Lohn ohne Kaufkraft. Zirka 16 Mio. Libanesen leben seit 2011 im Ausland, verblieben sind vier Millionen Einwohner. Es wurden 500.000 palästinensische und zwei Millionen Geflüchtete aus Syrien aufgenommen, von denen die Hälfte nicht offiziell registriert sind.

Seit 2011 sind zirka 400.000 syrische Kinder im Libanon geboren. Ein Teil davon sind staatenlose Kinder und Jugendliche; ihre Eltern konnten ihre Geburt nicht melden, da ihnen selbst Dokumente fehlen. Die Flüchtlinge leben zumeist in Camps in Zelten.

Caritas hilft

Früher haben die Libanesen 3000 US-Dollar im Monat verdient – heute sind es gerade noch 60 US-Dollar. Hinsichtlich der im Land befindlichen Syrer, berge dies ein Konfliktpotential, da diese durch die UN 200 US-Dollar im Monat erhalten. In all dem Chaos sei Caritas Libanon eine seltene, stabile Größe, die 24/7 rund um die Uhr mit den zirka 500 Mitarbeitern im Land unterwegs ist.

Rechtlose Arbeitsmigranten – moderne Sklaven im Kafala-System

Die 45-jährige libanesische Referentin befasst sich in Waldthurn mit einem weiteren Problem, das gerade im Nahen Osten auftritt. Nämlich der rechtlosen Stellung von Arbeitsmigranten. Der Libanon ist ein wichtiges Zielland für ausländische Hausangestellte aus Bangladesch und es gibt viele Berichte über Misshandlungen.

Dort sind mehrere Hunderttausende von Frauen als Hausangestellte bei wohlhabenden Familien tätig. Sie werden von dubiosen Agenturen in Afrika oder Asien angeworben, mit dem Versprechen, Geld für die Familien in der Heimat zu verdienen. Im sogenannten Kafala-System sind sie jedoch „moderne Sklaven“.

Der Arbeitgeber – arabisch „Kafil“ für „Bürge“ – nimmt den Angestellten Pass und alle Papiere ab. Oft werden die Frauen Opfer von Gewalt, werden ausgebeutet, misshandelt und vergewaltigt. Fliehen die Frauen aus den Häusern ihrer Peiniger, halten sie sich illegal im Libanon auf.

Caritas mit verschiedenen Zentren

Die Caritas betreibt mehrere Zentren („LAKSETHA“ – „CEDAR“ – „OLIVE“) in denen diese Frauen Schutz finden. Sie werden medizinisch, psychisch und seelsorglich betreut und über ihre Rechte aufgeklärt. Auch die Kinder der Frauen finden hier Unterkunft und die Caritas bemüht sich, dass diese registriert werden. Caritas Libanon unterhält Kontakte zu den Caritasorganisationen der Herkunftsländer und sorgt dafür, dass die Frauen sicher in ihre Heimat zurückkehren können.

Die Caritas engagiert sich auch politisch gegen Menschenhandel und klärt darüber auf. „Der Preis eines Arbeitsmigranten ist niedriger als der eines Kleides“, prangert Roukoss an. Daher versuchen libanesische Caritas-Mitarbeiterinnen auch in den Anwerbeländern wie Sri Lanka, Sudan oder Äthiopien über die tatsächlichen Arbeitsbedingungen zu informieren.

Zwangsprostitution, Organhandel, Zwangsarbeit und auch syrische Kinder, die zum Zwangsbetteln geschickt werden, seien einige der Problemfelder. „Dieses Land kann man sich ohne die Hilfe der Caritas nicht vorstellen. Hoffnung ist das – was uns antreibt“, erklärte Noha Roukoss.

Spenden an “missio” für Caritas Libanon

Für ihre Arbeit ist die Caritas Libanon auf Spenden angewiesen. Deshalb bereist Noha Roukoss als Gast der Hilfsorganisation „missio“ derzeit die Diözese Regensburg. “Spenden an missio können direkt als Verwendungszweck für Caritas Libanon vermerkt werden”, erklärte Riegl.

Spenden an: missio, 80336 München IBAN: DE96 7509 0300 0800 0800 04
Verwendungszweck: Caritas Libanon

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