Kulturbühne: Maul redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist

Weiden. Der Comedian und Liedermacher Christoph Maul gastierte auf der „Kulturbühne im Kulturbahnhof“

Christoph Maul gibt überall seinen Senf dazu. Bild: Helmut Kunz

„Digitalisierung ist ein Riesenthema. Ich muss oft, wenn ich in Bayern spiele, erklären, wie das so ist damit. Weil des kenna ja viele noch net.“ Der Franke Christoph Maul ist nicht nur Comedian. Nein, er fühlt sich auch in seiner Rolle als Aufklärer und Prediger pudelwohl, gerade wenn er sich außerhalb seines fränkischen Einzugsbereichs aufhält. „Viele Bayern sagen sich: Mir hat während Corona 3G schon g’nutzt. Was brauch ich da noch ein 5G-Netz?“

Seehofer surft seit Jahrzehnten im Internet

Dabei hat doch glatt der damalige Bundesinnenminister „Horschtl“ Seehofer 2019 bei der Bundespressekonferenz verlauten lassen, dass er schon seit den 80ern im Internet surfe. „Das hat der ernsthaft g’sagt. Und da hat auch keiner widersprochen. Was man unbedingt wissen sollte: Seehofer ist aus Ingolstadt.“ Und jetzt dreht Maul die Augen raus: „Und da hat einmal die Raffinnerie ‘brannt. Und der Horscht wohnt direkt gegenüber und hat immer die Fenster offen.“

Programm heißt “Mangel durch Überfluss”

“Mangel durch Überfluss” heißt sein Programm. Gekonnt, humorvoll und intelligent reißt sich der Maul auf der „Kulturbühne im Kulturbahnhof“ das Maul an einer Vielzahl von Themen auf. Angefangen von der regionalen Politik, über die Landes- und Bundespolitik bis hin zu internationalen Themen. Aber auch gesellschaftliche Widersprüche werden im „Parapluie“ nicht ausgespart.

Am liebsten plaudert Maul aus dem Wahnsinn des Alltags. Seien es die Probleme, die das Einkaufen im Supermarkt betrifft oder die Fahrt zum ersten öffentlichen Auftritt nach der zweijährigen Zwangspause, die er wie so viele andere auch, meist leger gekleidet am PC verbrachte. „Auf der Autobahn in Nürnberg hab ich erst gemerkt, ich hab ja gar keine Hose an.“

Hohe Pointen-Dichte

Maul bringt auf ganz spezielle Weise zusammen, was jeder aus seinem Alltag kennt, daraus bastelt er dann seine Geschichten. Der Auftritt ist geprägt von einer hohen Dichte an Pointen. „Früher haben die Hochzeit die Eltern untereinander ausgemacht. Du heiratest die, du heiratest den.“ Warum? „Weil eben die Felder nah beieinander liegen.“ Heute geht Anbandeln übers Internet.

„Ich habe jetzt eine Dorf-Dating-App geschrieben. Die fragt die wichtigsten Parameter ab.“ Wie gefällt er? Was hat er für ein Gebetbuch? Wie groß ist der Maschinenpark? Ist man auch nicht miteinander verwandt? „Das ist für mich so die Zukunft. Digitalisierung wird immer wichtiger.“

Maul improvisiert gerne

Besonderes Markenzeichen des Programms ist die hohe tagesaktuelle Gestaltung, aber auch, dass immer regionale Themen mit auf die Bühne gebracht werden. Und Maul redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Da wird viel improvisiert. Mit viel Humor und viel Musik. Und dabei steht dem Schlawiner der Liedermachers und Gstanzl-Sängers Martin Rohn mit seiner Gitarre und einer alten Wirtshaus-Quetschn zur Seite.

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