Taubendrama: Altvögel kommen nicht mehr zu ihren Nestern

Weiden. Die Weidener Taubenfreunde sind entsetzt. Ein Drama hat sich jetzt mitten in der Altstadt abgespielt. Ein leeres Haus, in dem die Vögel nisteten, wurde dichtgemacht. Die Alttiere kommen nicht mehr zu ihren Brutplätzen. Der Ruf nach Taubenschlägen wird immer lauter.

Die Altvögel hocken vor den Festern und kommen nicht mehr zu ihren Nestern. Foto: Netzwerk Taubenfreunde Weiden

Vor kurzem wurde ein leerstehendes altes Haus in der Unteren Bachgasse geräumt und zugesperrt. Seit Jahren schon hatten sich dort rund 100 Vögel eingenistet und gebrütet. Die Nester wurden zwar geleert, etwa 17 Küken und Jungtauben zu einer Pflegestelle und damit in Sicherheit gebracht – das hatte eine Tierschützerin beobachtet. Nachdem aber das Gebäude dicht gemacht und die Fenster geschlossen wurden, konnten die Altvögel nicht mehr ihrer Brutpflege nachgehen. Verzweifelt hockten sie auf den Fensterbrettern, wollten zu ihren Nestern und zum Nachwuchs rein. Ein Video der Taubenfreunde auf Facebook zeigt, wie die Alttiere immer wieder das Gebäude anfliegen und dann wieder abdrehen.

Taubenfreunde sind erschüttert

„Für uns ist dieses Vorgehen wirklich grausam“, ist Mirjam erschüttert. Die Tierschützerin, die dem losen Netzwerk „Taubenfreunde Weiden“ angehört, möchte nur mit ihrem Vornamen zitiert werden. Sie und ein halbes Dutzend Gleichgesinnter kümmern sich seit Jahren schon um die Tauben in der Max-Reger-Stadt. Verletzte Vögel werden auf eigene Kosten zum Tierarzt gebracht. „Ich denke, im Schnitt sind es 60 Tauben im Jahr, die wir finden und ärztlich versorgen lassen müssen“, erzählt Katja Müller. Auch sie gehört dem Netzwerk an.

Taubenpopulation nimmt zu

Die Viecherl, sie haben keine Lobby. Für viele Menschen sind sie eine immer größer werdende Plage, die nur Gehwege und Plätze voll kackt. Stimmt: Die Population nimmt stark zu. Mirjam weiß warum: „Den Tauben wurde ein Brutzwang angezüchtet, durch den sie bis zu achtmal und damit fast das ganze Jahr über brüten.“ Egal, wie groß das Futterangebot ist. Kein Wunder, also, dass sie den ganzen Tag über auch in der Fußgängerzone unterwegs sind, um nach Fressbarem Ausschau zu halten. Jede Taube, weiß Mirjam, braucht täglich 50 Gramm Körner. Aufgrund ihrer Standortreue picken sie es sich im Umkreis von wenigen hundert Metern zusammen. Nicht wenige Stadttauben bleiben auf der Strecke, müssen verhungern.

Eier gegen Attrappen austauschen

Dabei hätte das Netzwerk Lösungsansätze, wie man die Taubenpopulation in den Griff bekommen könnte. Denn das wäre auch das erklärte Ziel der Tierschützer. Die Eier könnte man zum Beispiel gegen Attrappen austauschen. Trotzdem könnten die Vögel ihrem Brutinstinkt nachkommen. Schlüpfen keine Küken, verlassen die Alttiere wieder das Nest und die falschen Eier kann man wieder einsammeln. Man müsste ganz schnell betreute Taubenschläge aufstellen, in denen die Tiere mit genügend Futter versorgt werden. Erfahrungsgemäß würden sie den Großteil des Tages dort zubringen und nicht mehr so stark im Stadtbild in Erscheinung treten. Vorbei wäre es dann auch mit den anrüchigen Hinterlassenschaften. Denn: „Rund 80 Prozent des Tierkots wird in dem Taubenschlag abgesetzt“, weiß Mirjam.

Stadtrat Ali Zant will die Tierfreunde, die die Anschaffung von Taubenschlägen fordern, unterstützen. Foto: Andrea Schreiber

Stadtrat Ali Zant und seine Fraktion wollen helfen

Die Taubenfreunde haben sich jetzt mit ihrer Taubenschlagforderung auch an den Grünen Stadtrat Ali Zant gewandt. „Ich und meine Fraktion werden das unterstützen“, betont er im Gespräch mit OberpfalzECHO. In der kommenden oder übernächsten Bauausschusssitzung werde man einen entsprechenden Antrag einbringen. Für ihn stelle sich nicht die Frage, ob, sondern bis wann diese zwei oder drei Taubenschläge aufgestellt werden könnten. Gebaut werden sie nämlich vom städtischen Bauhof. Doch der ist seines Wissens ohnehin schon sehr gut ausgelastet. Schließlich müsse man sich noch nach passenden Standorten umsehen.

Zant würde den Max-Reger-Park bevorzugen. Da gibt es jede Menge Bäume und es ist städtisches Areal. Man brauche nicht erst noch die Zustimmung von Privatleuten einzuholen. Doch die Tierschützer sind skeptisch: „Die Vögel akzeptieren keine Bäume.“ Zant: „Wir sehen das Problem, und wollen helfen. Aber die Umsetzung geht leider nicht so schnell, wie sich die Taubenfreunde das wünschen würden.“

* Diese Felder sind erforderlich.

1 Kommentare

Rosenberger - 30.10.2023

Gott sei Dank sind die Biester da endlich weg und kacken nicht mehr alles voll. Vielleicht wäre es sinnvoller Kleinkinder vor dem Vogeldreck zu schützen als die Vögel.