Top modern: Waldthurn geht beim Dorferneuerungspreis 2022 ins Rennen

Waldthurn. Die Gemeinde Waldthurn beweist, dass auch auf dem Dorf keine Wünsche offen bleiben müssen. Jetzt haben sie sogar die Chance, den Dorferneuerungspreis 2022 zu gewinnen.

Annika Bock stellt im Beisein einer Abordnung der „Historisch Hochfürstlich Lobkowitzschen Grenadiergarde der Gefürsteten Grafschaft Störnstein“ die Waldthurner Brückenbauer vor. Foto: Franz Völkl
Annika Bock stellt im Beisein einer Abordnung der „Historisch Hochfürstlich Lobkowitzschen Grenadiergarde der Gefürsteten Grafschaft Störnstein“ die Waldthurner Brückenbauer vor. Foto: Franz Völkl
Georg Schmidbauer in der Fahrenberger Wallfahrtskirche. Foto: Franz Völkl
Georg Schmidbauer in der Fahrenberger Wallfahrtskirche. Foto: Franz Völkl
Physiotherapeut Thomas Bauer stellt der Kommission sein modernes Physiozentrum vor. Foto: Franz Völkl
Physiotherapeut Thomas Bauer stellt der Kommission sein modernes Physiozentrum vor. Foto: Franz Völkl
Petra Reil (links) stellt den Gänsbürgerladen vor. Foto: Franz Völkl
Petra Reil (links) stellt den Gänsbürgerladen vor. Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl

Am vergangenen Donnerstag war in Waldthurn eine zweiköpfige Jury für den Europäischen Dorferneuerungspreis 2022, der von der Europäischen Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung verliehen wird, unterwegs. Mächtig stolz waren der Neustädter Landrat Andreas Meier und der aus Regensburg angereiste Regierungsvizepräsident Florian Luderschmid, dass die Marktgemeinde Waldthurn vom Amt für Ländliche Entwicklung (AlE), beim Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, unter den eingereichten Bewerbern ausgewählt wurde, als bayerischer Vertreter am Wettbewerb teilzunehmen.

Starke Konkurrenz

„Es freut mich, dass wir dazu vorausgewählt wurden, an diesem Wettbewerb ‘Brücken bauen’ ganz Bayern zu vertreten“, sagte Bürgermeister Josef Beimler. 21 Teilnehmer aus ebenso vielen Regionen aus zwölf verschiedenen Staaten (Deutschland, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Österreich, Polen, Schweiz, Slowenien, Belgien, Tschechien, Finnland und Niederlande) bewerben sich um den begehrten Europäischen Dorferneuerungspreis 2022, der unter dem Motto „Brücken bauen“ steht.

Viele Gäste zu Besuch

Insgesamt fünf deutsche Orte, darunter Waldthurn für Bayern, nehmen am Wettbewerb teil. Bei der Brückenbauervorstellung dabei: Miroslav Rauch, Bürgermeister der tschechischen Partnerstadt Hostau, mit seinen beiden Stellvertretern und Pfarrer Norbert Götz. Auch Baudirektor Georg Braunreuther führte mit den beiden Dorfentwicklungsspezialisten der Bewertungskommission angeregt Fachgespräche.

In der Kommission, die deutsche Architektin Prof. Dipl.-Ing. Nadja Häupl, die eine Professur für Städtebau an der Hochschule in Dessau und gleichzeitig den Vorsitz im 21-köpfigen Experten „Brücken Bauen“-Beirat hat. Ebenfalls mit in die nördliche Oberpfalz angereist der österreichische Spezialist für Dorf und Stadtentwicklung Dipl.-Ing. Robert Krasser vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR).

Perfekte “Vorstellungs-Rundreise”

Annika Bock von der Stabsstelle Kommunikation und Medien des AlE aus Tirschenreuth und ihr Team hatten hinsichtlich der medialen Präsentation und Erstellung des Teilnahmekonzeptes Landgemeinde perfekte Vorarbeit geleistet und führte die Kommission durch die vierstündige „Vorstellungs-Rundreise“. Unter der Überschrift „Vom Ende der Welt ins Herz Europas“ stellte Bürgermeister Josef Beimler als einer der Brückenbauer in seiner oft unkonventionellen, aber mitreißenden Art als Vorangeher seine wunderschöne Marktgemeinde vor.

Petra Reil, die Gänsbürgerladen-Chefin führte alle durch den Marktladen. „Wir haben selten so ein professionelles Fitnessstudio gesehen“, meinten die Gäste beim Besuch von Physiozeit mit Physiotherapeut Thomas Bauer, der sein Haus unter dem Motto Gestalten präsentierte. Auf die verbindende Kraft der Dorfgemeinschaft setzt das Reha-Zentrum Oberpfalz mit Uwe Peter und Melanie Bruckner.

Absolut überzeugt

Der Albersriether Dorfsprecher und Dorfrat Andreas Bodensteiner erklärte die in seinem Heimatort seit Jahren Realität gewordenen Zukunftsthemen und was man gemeinsam alles schaffen kann. Heimatpfleger Georg Schmidbauer erläuterte in der Wallfahrtskirche am Fahrenberg die einzelnen gesellschaftlichen, kulturellen, musikalischen und christlichen Brücken. „Ich habe die Unterlagen und auch das Internet bemüht und dachte, wir fahren aufs Land in ein Dorf und sind eigentlich in einer kompakten kleinen Stadt mit allem, was man benötigt, angekommen“, sagte der Österreicher Robert Krasser.

„An einem Donnerstag haben sich hier insgesamt 30 Leute Zeit genommen, um uns ihren ‘Brücken Bauen’ Ort zu zeigen. Dies imponiert mir sehr.“ Nadja Häupl als Kommissionsleiterin resümierte, hier in Waldthurn insgesamt, aber speziell bei den Brückenbauern, die getragene Persönlichkeiten sind, den guten Geist gespürt zu haben. Was hier auf überschaubarem Raum geboten wird, sei enorm.

Die Entscheidung hinsichtlich des Europäischen Dorferneuerungspreis 2022 fällt im Winter 2022, die Preisverleihung wird im Mai 2023 im Siegerort von 2020, der Gemeindeallianz Hofheimer Land, stattfinden. Den erfolgreichsten Teilnehmern winkt eine Trophäe und Plakette und auch ein Eintrag in die Online-Roadmap der besten Dorf- und Gemeindeentwicklungsprojekte Europas.

Hintergrund

Veranstalterin des Wettbewerbes, der seit 1990 im Zweijahresrhythmus ausgelobt wird, ist die Europäische Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung.

Bewertet wird, wie das teilnehmende Gemeinwesen auf die festgestellten Stärken und Schwächen sowie internen und externen Gefahren und Chancen reagiert hat. Dabei geht es um konkrete Maßnahmen im Sinne einer wirtschaftlichen Entwicklung, der Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen, der Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung, Umgang mit der Digitalisierung sowie um kulturelle und Bildungsaktivitäten.

Das diesjährige Motto

Das Wettbewerbsmotto „Brücken bauen“ trägt der Tatsache Rechnung, dass der Umgang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit – seien es nun Klimawandel, Ressourcenknappheit, digitale Transformation, Pandemie oder der Krieg in Europa, mit drastischen Auswirkungen, die bis in das kleinste Dorf hinein reichen – enormes Konfliktpotenzial besitzt und die Gesellschaft tief zu spalten droht.

In Europas Dörfern kommt als weiteres Spannungsfeld hinzu, dass ihre Bevölkerung zunehmend heterogener wird, was zu unterschiedlichen, oft auch gegensätzlichen Ansprüchen an ihren Lebensraum führt. Ziel des Wettbewerbes ist es, Landgemeinden in ihrem Engagement zu bestätigen, zu weiteren Aktivitäten zu motivieren und den Erfahrungsaustausch mit anderen ländlichen Gemeinwesen in Europa zu fördern.

„Darüber hinaus wollen wir Dörfer und Regionen zur Nachahmung anregen, die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen der europäischen Öffentlichkeit bewusst machen und nicht zuletzt auch Europas Zusammenwachsen stärken“, erläutert die Geschäftsführerin der Europäischen Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung, Theres Friewald-Hofbauer.

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