Vernetzt sein – Fluch oder Segen?

Immenreuth. Diakon Martin Schraml sprach in seiner Fastenpredigt über die Bedeutung von Netzen für menschliche Beziehungen. Er betonte, dass Netzwerke positive Begegnungen ermöglichen, aber auch schädliche Auswirkungen haben können, wenn sie Barmherzigkeit und Liebe verlieren.

Diakon Martin Schraml aus Erbendorf predigte zum Thema “Und in welchem Netz bist Du gefangen? – Wege zu neuer Freiheit”. Foto Roman Melzner

In Immenreuth, wo die dritte Fastenpredigt in der Herz-Jesu-Pfarrkirche stattfindet, spricht der ständige Diakon Martin Schraml über ein Themenfeld, das in unserer modernen Welt allgegenwärtig ist: die Netze und ihre Auswirkungen auf den Menschen. Heutzutage träumen nicht nur Kinder von Urlaub in den Bergen, sondern fragen zugleich nach der Netzverfügbarkeit – ein Zeichen dafür, dass das Internet und Mobilfunknetze unsere Lebensrealität und unsere Prioritäten maßgeblich beeinflussen.

Die Bedeutung von Netzwerken für den Menschen

Diakon Schraml eröffnet seine Ausführungen mit der Betrachtung, dass Netzwerke einerseits einen idealen Ort für Begegnungen bieten, die im Wesen des Menschen verankert sind, andererseits aber auch zur Gefahr werden können. Er betont, dass keine einfache Trennung in “gute” und “schlechte” Netze möglich ist, und erinnert an die alte Volksweisheit: “Nix Schlechts ohne wos Guads”.

Wann Netzwerke zur Gefahr werden

In seiner Fastenpredigt thematisiert Martin Schraml spezifische Beispiele, wie Gemeinschaft und Netzwerke tragfähig sein können, aber auch wie sie durch Neid, Einzelinteressen oder fehlenden Gemeinschaftssinn an Festigkeit verlieren können. Ob in der Gemeinde, der Familie, im Verein oder am Arbeitsplatz – wenn die Basis von Wertschätzung und Teamgeist schwindet, werden auch die Netzwerke brüchig.

Digitale Welt und ihre Schattenseiten

Eine besondere Rolle spielt das Internet in der heutigen Vernetzung. Diakon Schraml sieht in den weltweiten Kontakten und der grenzenlosen Kommunikation die Erfüllung einer urmenschlichen Sehnsucht. Jedoch hat dies seinen Preis. Er spricht von Hass und Hetze im Internet, von Cyberkrieg, Pornographie, Gewalt und Cybermobbing sowie von der Bedrohung durch Internetsucht. All dies habe das Potenzial, zwischenmenschliche Beziehungen zu zerstören und schädliche Einflüsse auf das Individuum zu nehmen.

Die Rolle des Glaubens in der Fastenzeit

In seiner Ansprache nutzt Schraml auch die Fastenzeit als einen Anlass zur Reflexion, ob die Netzwerke, in denen wir leben, noch Spuren der Liebe Gottes tragen. Er führt die christlichen Werte wie Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft als Gradmesser für die Qualität unserer Verbindungen an. Weiterhin ermutigt er dazu, in unseren Netzen Jesus als sichernden Faden einzubauen, der nicht nur Festigkeit, sondern auch die Freiheit bietet, aus belastenden Netzwerken auszusteigen.

Diakon Schraml schließt seine Ausführungen mit einer humorvollen Note ab: Bei Gott gebe es keine Funklöcher, und manchmal sei es notwendig, das Handy auszuschalten, um seine Stimme zu hören. Zum Abschluss der Fastenpredigten dankten Pfarrvikar Dr. Linus und Pfarrgemeinderatssprecher Roman Melzner dem Diakon für seine nachdenklichen Worte und würdigten die Anwesenheit aller Mitwirkenden und Besucher der Veranstaltung.

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