Verrücktes und Fatales von Michi Dietmayr im Parapluie

Weiden. Michi Dietmayr, bekannt aus "Dahoam is Dahoam" und "3 Männer nur mit Gitarre" sang und performte im Parapluie.

Schauspieler und Liedermacher Michi Dietmayr auf der “Kulturbühne im Kulturbahnhof”. Bild: Kunz

Wenn er nicht gerade auf Kleinkunstbühnen mit einem Mix aus amüsanten, melodischen und nachdenklichen Liedern den Alltag so beschreibt wie ihn wohl jeder schon irgendwann mal erlebt hat, dann spielt er in der Serie „Dahoam is Dahoam“ den Polizeihauptmeister Manfred Haas oder er steht mit dem Format „3 Männer nur mit Gitarre“ an der Seite von Keller Steff und Roland Hefter auf den großen Bühnen in Bayern und Österreich. Coronabedingt war das heuer erst zweimal im Januar möglich. Am Samstag gastierte Michi Dietmayr auf der „Kulturbühne im Kulturbahnhof“.

„Fußboi, Frauen und andere G’schichtn“

Und ins „Parapluie“ will er auf alle Fälle zurückkehren, weil es ihm bei Sabine und Bernd Mende “narrisch guat” gefallen hat, wie er dem Wirteehepaar nach seinem wunderbaren Konzert weit nach Mitternacht im privaten Kreis erzählt. Sein bester Kumpel ist die Klampfe. Kein Wunder, kann doch dieses Instrument wie kein anderes Gefühle und Charaktere widerspiegeln. Michis Programm heißt „Fußboi, Frauen und andere G’schichtn“.

Es gibt inzwischen Akkorde, die der klampfende Kerl neuerdings nicht mehr greifen kann. Er erklärt auch gleich, warum. „Ich hab mir die Hände verkleinern lassen, weil meine Frau eine Brustvergrößerung dankend abgelehnt hat.“ Beim Liedermacher kommt eines zum anderen. Er sendet Warnsignale aus, verspricht kalte Gänsehaut: „Es gibt Leute, die schauen sich Aktenzeichen XY an, schauen aber vorher immer unter die Couch, ob da jemand drunter liegt.“ Das Publikum ist sensibilisiert.

„So was Verrücktes, so was Fatales“

Was dann aber folgt ist ein grob-komische Song. „So was Verrücktes, so was Fatales“ läuft schlussendlich darauf hinaus, dass sich die Ehefrau in den Elternbeirat hat wählen lassen. Mit allen Folgen für das Eheleben, nicht nur beim Sommerfest, bei dem der Gatte die Biertische wegräumen muss.

Der Schelm hat wieder einmal alle zum Lachen gebracht. Ob seine Songs Hits werden oder nicht, das entscheide er alleine, sagt er. „Es ist schließlich mein Programm.“ Wo andere um Formulierungen ringen, sprudelt es beim Michi nur so raus. An alle Frauen, die ihn anhimmeln: „Wer von mir ein Kind will, der kann’s am Montag um 13 Uhr von der Schule abholen.“

Dialektik und Dialekt

Der gelernte Sozialpädagoge – für den Job hat er heute natürlich keine Zeit mehr – beschäftigt sich mit Trennungsschmerz. Der liegt zwar bei ihm schon 25 Jahre zurück, aber die Erinnerung ist so, als wär’s gestern gewesen. „Draußen hat’s geregnet. Schlimmer konnte es nicht mehr sein.“ Eigentlich will er das Lied gar nicht mehr öffentlich singen. „Ich sing das nur vor ganz, ganz netten Leuten.“ Er tut es aber doch. Und ein langes „Oaaah“ quält sich durch den Saal.

Einem besoffenen Oktoberfestbesucher lässt Michi unter Zuhilfenahme von Sicherheitskräften aus dem Bierzelt den Schmerz der Erkenntnis von Dialektik und Dialekt erfahren, indem er dem Traunsteiner klarmacht, dass kein waschechter Münchner auch nur auf den Gedanken käme, seine Heimatstadt „Minga“ zu nennen.

Große Bühnenpräsenz

Beachtlichen Anteil am Erfolg hat natürlich Michis Bühnenpräsenz. Er hat aber noch viele andere Lieder auf der Pfanne mit dem er sein Publikum zum Johlen bringt. Bestes Beispiel ist sein verzweifelter Liebessong in Ost-Dur: „Lüscht aus, Höse runter … in zehn Minuten kommt mein Mann.“ Volksnah bewegt er sich hier auf dem Schotterfelder der Lust. Was wieder einmal beweist: Dieser Dreimännermann ist auch solo lustig, aber niemals vulgär.

Nach der Pause hebt er dann doch noch den Zeigefinger. Die Stimmung schlägt in Moll um. Alle hängen gebannt an seinen Lippen. Denn jetzt spiegelt Michis Song plötzlich die weltpolitische Aktualität wider. „Es wird wieder vernichtet.” Dietmayr singt vom Krieg. „Und da fang I dann a mi zu frag’n, wia da Mensch nur so bled sei kann.“

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