1075 Jahre Floß – was für eine bewegte Geschichte

Floß. Mit der Jahreszahl 948, die in den Annalen des Klosters St. Emmeram in Regensburg niedergeschrieben ist, beginnt die Ortsgeschichte des heute 1075-jährigen Marktes. Erforscht hat sie der Verfasser des Geschichtswerkes „1000 Jahre Floß“, der frühere Präsident des Landgerichts Weiden, Dr. Adolf W. Schuster.

Der Markt aus der Vogelperspektive. Foto: Fred Lehner

Im niederbayerischen Salbuch wird erstmals im Jahre 1280 „Der Markt zu Floß“ genannt. 1329 fiel der Markt und die Burg zu Floß an die pfälzische Linie des Hauses Wittelsbach. 1428 fielen dann die Hussiten in den Ort ein und verwüsteten ihn fast gänzlich. Erst nach 1519, als die Neuburger Herzöge das Land regierten, wurden Handel und Gewerbe gefördert.

Der Dreißigjährige Krieg brachte dem unbefestigten Ort ständige Plünderungen und bittere Not. Erst unter der Regierung von Sulzbacher Landesfürsten nahm Floß an Größe, Einwohnerzahl und Wohlstand beträchtlich zu. Als der letzte Fürst des Hauses Sulzbach, Kurfürst Karl Theodor 1777 Bayern erbte, kam auch der Marktflecken Floß zur Kurpfalz Bayern. Der Ort verlor in den Jahren 1802/1803 alle Behörden und 1809 auch noch die seit Jahrhunderten ausgeübte Gerichtsbarkeit. 1803 kam Floß verwaltungsmäßig zum Landgericht Parkstein und 1808 zum Landgericht Neustadt/WN.

Der Markt hat viel durchgemacht

Die lange und schwere Kriegszeit (1796/1815), aber auch der Großbrand im Jahre 1813, er vernichtete 119 Häuser und Nebengebäude, brachten Not und Elend. Das Brandunglück hatte zur Folge, dass Floß auch von der äußeren Gestaltung her ein städtisches Gepräge mit breiten, gepflasterten, schnurgeraden und kanalisierten Straßen und Bürgersteigen zu beiden Seiten, dazu öffentliche Plätze, wie dem Paradeplatz (heute Marktplatzanlage) bekam, das alleiniger Verdienst des damals regierenden Landrichters und Bezirksamtmannes Karl Franz Reisner Freiherr-von-Lichtenstern. Der Ort hatte 1866 noch etwa 180 Häuser und ein Großteil machte von ihrem Braurecht Gebrauch. Es gründete sich eine Kommun-Braugesellschaft.

 Foto: Fred Lehner
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Jüdisches Leben in Floß

1684 kamen die ersten Juden aus Neustadt/WN an der Waldnaab nach Floß. Die später gebildete jüdische Kultusgemeinde war bis 1869/1870 von der politischen Gemeinde getrennt und umschloss die Judensiedlung auf dem Judenberg. Die bereits 1721 bestandene hölzerne Synagoge brannte 1913 ebenfalls nieder. 1817 fand die Einweihung der heute noch bestehenden Synagoge statt. In Floß wohnten 1840/1841 insgesamt 394 Juden in 71 Familien. Der schon Ende des 17. Jahrhunderts errichtete jüdische Friedhof hat heute noch über 400 Grabstellen aufzuweisen. Die Synagoge wurde in der Pogromnacht 1938 geplündert und zerstört, dann aber wieder unter Bürgermeister Fred Lehner eingeweiht. Heute leben keine Juden mehr in Floß. Trotzdem: Der jüdische Kultus lebt hier weiter.

Das Eslarner Bockerl

Von geschichtlicher Bedeutung ist der Bau der Bahnlinie Weiden – Eslarn (Eslarner Bockl) im Jahre 1885. 1903 entstand das erste Elektrizitätswerk und bereits 1916 gab es die erste Straßenbeleuchtung. Geordnet das Schulwesen, das 1955 durch Bürgermeister Josef Lehner errichtet wurde, seine feste Herberge hat. Die Struktur des Marktes setzte sich aus Arbeitnehmern, die größtenteils gezwungen waren, ihr tägliches Brot als Pendler der nahegelegenen Stein-, Porzellan- und Glasindustrie zu verdienen, als Landwirten im Flosser Land, Gewerbetreibenden und Handwerkern zusammen.

Der Aufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

Das bedeutende Aufbauwerk seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 kann sich sehen lassen. Entstanden sind eine zentrale und damit gesicherte Wasserversorgungsanlage, Schulzentrum mit Turnhalle, Sammelkläranlage, Ausweisung von Neubaugebieten, Ansiedlung der Firma autoelectric Nexans, die heute mit dem Bauunternehmen Harald Gollwitzer größte Arbeitgeber im Markt ist.

Gestärkt wurde die Infrastruktur durch eine beispielhafte Straßenerschließung, einer Sport- und Freizeitanlage mit Betriebsgebäude und Mehrzweckhalle, der Neubau des Rathauses, die Schaffung eines gemeindlichen Bauhofes sowie die Ortsgestaltung durch Maßnahmen der Städtebauförderung.

Ein modernes und lebenswertes „Flosser Amt“

Das Feuerlöschwesen wurde durch den Neubau eines Gerätehauses gestärkt, die Gesundheitsvorsorge, darunter ein Seniorenheim, ist gesichert. Große Bedeutung und einen hohen Stellenwert haben die beiden christlichen Kirchen, Vereine, Verbände, Organisationen, Genossenschaften und Gesellschaften. Gestärkt wurde die Infrastruktur und das Kommunalwesen durch die freiwillige Eingliederung der früheren sechs Flosser Landgemeinden Bergnetsreuth, Gailertsreuth, Gösen, Grafenreuth, Schlattein und Schönbrunn im Jahre 1972.

So stellt sich heute ein auf Weitsicht und Fortschritt orientiertes „Flosser Amt“ mit einer aufgeschlossenen Bürgerschaft von über 3.400 Einwohnern, aktiver, pulsierender, kulturell und sportlich geprägter Markt Floß vor.

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