Knopfmuseum präsentiert Taschentücher

Bärnau. Am Ostermontag meldet sich das Deutsche Knopfmuseum in Bärnau zurück aus der Winterpause. Die Saison beginnt mit einer Sonderausstellung zu einem Alltagsgegenstand, der auf den ersten Blick so gewöhnlich ist wie der Knopf: das Taschentuch. Aber weit gefehlt, denn wie der Knopf kann auch das Taschentuch ein kleines Kunstwerk für sich sein.

Viele der Stofftaschentücher tragen ein Monogramm, das auf die frühere Besitzerin verweist.
Viele der Stofftaschentücher tragen ein Monogramm, das auf die frühere Besitzerin verweist.
Mit großem Geschick gestalteten Frauen die Motive mit Nadel und Faden auf den feinen Stoff.
Mit großem Geschick gestalteten Frauen die Motive mit Nadel und Faden auf den feinen Stoff.

Die Sammlerin Katinka Matthiessen reizt besonders die Kunstfertigkeit, mit der die Frauen die Tücher genäht und bestickt haben. Auf Flohmärkten wurde sie fündig und trug eine beachtliche Vielfalt zusammen. Im Gegensatz zum heutigen Wegwerfartikel waren die Taschentücher früherer Zeiten weit mehr als nur ein Tuch zum Schnäuzen. Das sieht man schon an den aufwendigen Verzierungen, viele sind mit Monogrammen versehen. Diese Stofftücher waren nicht zum einmaligen Benutzen gedacht, sondern sollten den Träger oder die Trägerin ein Leben lang begleiten. 

Ein treuer Begleiter

Dabei war das Stofftaschentuch lange Zeit den oberen gesellschaftlichen Schichten vorbehalten. Häufig war es mit Parfüm benetzt, um unangenehme Gerüche auszublenden. Das einfache Volk konnte sich die teuren Stoffe kaum leisten und teilweise untersagten sogar Kleiderordnungen in der ständischen Gesellschaft das Tragen. Erst die maschinelle Fertigung mit der Industriellen Revolution sorgte für eine große Verbreitung des Stofftaschentuchs.

So zeigt die Sonderausstellung zum Beispiel Stücke, die als Werbeartikel auf den Ferienort Bad Elster verweisen oder auf Tirol als Urlaubsregion. Auch Kindertaschentücher mit Märchenmotiven sind dabei. Zur Kommunion oder Konfirmation erhielten die Kinder bestickte Stofftaschentücher als Erinnerung. Aus heutiger Sicht sind die Tücher, die mit viel Geduld und Geschick verziert wurden, viel zu schade zum Schnäuzen. Sogar die Aufbewahrungstaschen waren modisch gestaltet.

Um 1900 sorgen die neuen Erkenntnisse der Bakteriologie für die ersten kritischen Stimmen gegen das Stofftaschentuch. Es galt als Bakterienschleuder und sollte mindestens jeden Tag gewaschen werden und keinesfalls untereinander ausgetauscht werden. In einer Zeit, in der die wenigsten eine Waschmaschine besaßen, war das kaum umzusetzen.

“Tempo” seit 1929

1929 kam mit dem „Tempo“ das erste Einweg-Papiertaschentuch in Deutschland auf den Markt. Bis in die 1970er-Jahre verdrängten sie die Stofftaschentücher rasant. Ausschlaggebend war neben der Hygiene auch die Schnelllebigkeit der Zeit. Das Taschentuch als Statussymbol hatte ausgedient. Erst in den letzten Jahren steigen umweltbewusste Menschen wieder auf Stofftaschentücher um. Sie wollen damit Ressourcen schonen und Müll vermeiden.

In der Sonderausstellung „Winke, winke – ein kleines Tuch verabschiedet sich“ zeigt das Deutsche Knopfmuseum in Bärnau von 1. April bis 16. Juni die vielfältige Privatsammlung von Katinka Matthiessen. Verschiedene Herstellungsarten, Motive und aufwendige Häkelbordüren zeigen den hohen Wert, den das Tuch einmal hatte und lassen den Besucher in früheren Zeiten schwelgen. Taschentücher aus anderen Ländern runden das Angebot ab.

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