Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Attacke auf die Landeshauptstadt!

Nordoberpfalz. Wir Oberpfälzer sind schon ein eigenes Völkchen – gottseidank, auch wenn wir uns gegen die Vorurteile seitens der Franken und der "Isarpreißn" endlich wehren müssen. Eine Glosse.

Gehts mit noch mehr Pathos? Montage: OberpfalzECHO/Ann-Marie Zell

Beim letzten Frankentatort ist wieder mal das herausgekommen, wie sich Münchner, die einen Frankentatort produzieren (müssen), die Oberpfalz vorstellen. Und dann ist ihnen noch dieser Riesenskriptfehler unterlaufen – man sah Personenkraftwagen auf asphaltierten Straßen, dabei weiß doch jeder “Isarpreiß”, dass wir alle mit dem Pferdefuhrwerk auf schlammigen Feldwegen unterwegs sind. Die Yuppies aus München wissen eben, wie echtes Bayern aussieht – da würde beispielsweise auch eine Blaskapelle auf dem volkigsten aller Volksfest im Bierzelt doch nur stören.

An diesem Volksstamm kannst zerschellen. Petrus, als der Brandner Kaspar an der Himmelstür stand

Der Oberpfälzer ist kernig, erdgebunden und gerade gewachsen, vor allem im übertragenen Sinn – da braucht es auch kein am Kragen eingesticktes “Mia san mia”, denn wir sind tatsächlich so. Als A93-Oberpfälzer (geboren in Regensburg, wohnhaft in Schwandorf, Arbeitsstelle in Weiden) liebe ich meine Oberpfalz und bin auch bereit, dieses verbal immer wieder zu verteidigen, vor allem gegen die vermeintlichen Originalbayern aus der Landeshauptstadt.

Frieden mit den Franken?

Die Franken sind natürlich ein eigenes Völkchen, so wie wir Oberpfälzer auch. Das ist gut so. Wahrscheinlich fällt es mir deshalb leichter, meinen Frieden mit den nördlichen Nachbarn zu machen. Es ist doch wie bei den Bayern- und den Sechzigerfans, man kann nur das eine oder andere sein und wenn man am anderen doch was gut findet, sagt man ihm das natürlich nicht. Fertig, basta. Und dass der Auftritt der Altneihauser Feierwehrkapell’n das Highlight des Faschings in Franken ist, zeigt doch, wie es gehen kann. Mit viel Humor, ohne Stock im Gesäß und am Schluss gilt der bayerische Klassiker: “Basst scho”.

Immer wieder dieses tolle München

Aber das wäre ja zu einfach für die neuen Münchner, die Harry G. treffend als “Isarpreißn” bezeichnet. Vielleicht ist es ja gerade aus der Historie heraus – die karge “Stoapfalz” – bedingt, dass man sich hier auch mal gegenseitig hilft. Scheinbar ist das aber inzwischen so oldschool, dass es sich die meisten Leistungsträger an der Isar gar nicht mehr vorstellen können.

2018 wählte das britische Magazin Monocle München zur lebenswertesten Stadt der Welt, die Vorzüge seien beispielsweise das viele Grün, die Sauberkeit der öffentlichen Verkehrsmittel und die Sicherheit auf den Straßen. Aber das ist doch kein Grund für die Münchner, wie beim Monokel üblich ein Auge zuzukneifen – vor allem, wenn man für sich ja in der Regel auch den Segen der Allwissenheit in Anspruch nimmt.

Die Welt liebt also München, aber müssen wir Altbayern das auch? Nicht so, wie uns München und seine Einwohner sehen. Es ist die lebenswerteste Stadt der Welt: die wunderbaren Bauten, die tollen Firmen, die exorbitanten Freizeitmöglichkeiten und die Studienmöglichkeiten. Geschenkt – “D’Katz’ frißt Meis, aber i mags net”, aber schon bei so einem Satz würde der Neomünchner das zarte, durch Allergien gepeinigte Nässchen (“Die Nebenhöhlen machen zu”) rümpfen, was ist dieser Rieger doch für ein tumber Hinterwäldler. Ein echter Oberpfälzer halt.

Noch kurz zurück zu den Möglichkeiten, die die Landeshauptstadt den jungen Leuten bietet – in der oberpfälzer Provinz würden sie sich schließlich nie zum Homo Sapiens entwickeln. Ich kenne viele junge Leute von hier – durch den Fußball und auch in der Arbeit durch Studenten und Praktikanten – und die sind hochanständig, selbstbewusst und bereit Leistung zu bringen und Verantwortung zu übernehmen. Außerdem sind sie hochgradig resilient, denn sie müssen täglich meinen güldenen Humor ertragen. Echte Oberpfälzer halt.

Eine fiktive Skizze

Wir blicken einmal in das Innenleben des Bayerischen Rundfunks. Sören M. Hansen – ein waschechter Münchner, der sogar für die “Wiesn” eine Sepplhose besitzt – sitzt also an seinem Schreibtisch und sinniert, wie man einen Beitrag über die Oberpfalz gestalten könnte. Urban wie er ist, fragt er den Blechdeppen, der bei ihm natürlich ChatGPT heißt:

Frage: Was sollte in einem Film über die Oberpfalz vorkommen?

Antwort von ChatGPT: Ein Film über die Oberpfalz, eine Region in Bayern, Deutschland, könnte verschiedene Elemente enthalten, um die Kultur, Geschichte und die landschaftliche Schönheit dieser Gegend angemessen darzustellen. Hier sind einige Vorschläge:

Historische Stätten: Die Oberpfalz hat eine reiche Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Ein Film könnte historische Stätten wie die Burgen Regensburgs, den Walhalla-Tempel bei Donaustauf oder die Festung Königstein bei Sulzbach-Rosenberg erkunden.

Traditionen und Bräuche: Die Oberpfalz ist bekannt für ihre traditionellen Feste, wie das Volksfest in Regensburg oder den Drachenstich in Furth im Wald. Der Film könnte diese Veranstaltungen einfangen und die Bedeutung von Brauchtum und Tradition in der Region verdeutlichen.

Landschaftliche Schönheit: Die Oberpfalz ist von einer vielfältigen Landschaft geprägt, die von sanften Hügeln über malerische Flusstäler bis hin zu ausgedehnten Wäldern reicht. Ein Film könnte die atemberaubende Schönheit des Oberpfälzer Waldes, des Naturparks Hirschwald oder der Flusstäler von Donau und Naab einfangen.

Lokale Küche: Die Oberpfalz bietet eine Vielzahl von regionalen Spezialitäten, die in einem Film über die Region nicht fehlen sollten. Dazu gehören Gerichte wie Bratwürste, Sauerbraten, Bier und verschiedene Backwaren wie den Zoigl oder den Kloß.

Kulturelle Vielfalt: Die Oberpfalz beherbergt eine Vielzahl von kulturellen Einflüssen, die sich in ihrer Architektur, ihrer Kunst und ihrem Handwerk widerspiegeln. Ein Film könnte die reiche Kulturszene der Region erkunden, einschließlich Museen, Galerien und lokalen Kunsthandwerkern.

Menschen und Geschichten: Ein Film über die Oberpfalz könnte auch die Menschen der Region in den Fokus rücken. Durch persönliche Geschichten, Interviews oder Porträts könnte der Film Einblicke in das alltägliche Leben der Oberpfälzer bieten und ihre Persönlichkeiten, Leidenschaften und Erfahrungen zum Ausdruck bringen.

Natürlich kann die Auswahl der Themen je nach Art des Films, Genre oder Zielgruppe variieren. Die oben genannten Vorschläge sollen lediglich als Anregungen dienen, um die Vielfalt und Besonderheiten der Oberpfalz in einem Film darzustellen.

Echt nicht schlecht, was wieder mal beweist, dass der Blechdepp schon so manchem Münchner enteilt ist. Unser fiktiver Sören entscheidet sich dann aber doch für eine Trachtenparade mit viel Wald und Steinen, ein paar landschaftliche nette Drohneneinstellungen und Interviews mit Einheimischen mit Untertiteln. Das reicht dann schon.

Monika Gruber bringt solche Leute auf den Punkt: “Recht gscheid daher reden und wenn man net hinschaut, frisst er seine Nasenrammeln.”

Granteln und Hackeln erlaubt, aber bitte nicht bösartig und ätzend

Sowohl Fußball als auch Tatort sollen uns aber trotzdem nicht generell den Schaum vor dem Mund treiben, denn überall gibt es schöne Platzerl, Ecken und Geschichten und vor allem – überall gibt es anständige Leute. Und diese Scholle, diese Menschen, dieses Gefühl nennt man dann Heimat.

Wenn man das alles dann noch ohne muffige Spießigkeit mit der Liberalitas Bavarica – “Leben und leben lassen” – anpackt. Ansonsten gilt die Weisheit von Konrad Max Kunz (ein echter Oberpfälzer): “Er behüte deine Fluren, Schirme deiner Städte Bau und erhalte dir die Farben seines Himmels, weiß und blau!”

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