Ein schönes Stück Heimatgeschichte: „Malteser, Flucht und Armesberg“

Falkenberg. Die Buchvorstellung des 35. Bandes „Heimat Landkreis Tirschenreuth“ fand heuer im Gasthof zum Goldenen Stern, beim Wirtssimer, in Falkenberg statt.

Foto: Landratsamt Tirschenreuth

Der seit 27 Jahren kommissarische Schriftleiter Peter Knott begrüßte dazu Landrat Roland Grillmeier, Bürgermeister Matthias Grundler, die Autoren, sowie die Ersteller des Bandes, die Chefin der gestaltenden Firma Bildpunkte aus Eschenbach, Daniela Kleber, den Drucker Nils Wittmann aus Waldsassen und den Verleger Eckhard Bodner aus Speinshart. Er bedankte sich bei den Autoren, ohne deren aufwendige Forschung der Band nicht möglich wäre, von denen aber heuer leider nur vier anwesend waren. Die anderen weilten in Afrika, wohnen weit entfernt in ganz Deutschland verstreut oder konnten Falkenberg, trotz akribischer Vorausplanung aus Malta und pünktlichen Fluges von dort, wegen der Bahn nicht erreichen.

Geschichte und Geschichten aus dem Landkreis

Knott bedankte sich nachdrücklich beim Landrat für dessen überzeugende Unterstützung der Schriftenreihe bei den Gemeinden im Landkreis. Anschließend stellte er die 16 Artikel der Autoren in kurzen Zusammenfassungen vor:

  • Monika Beer-Helm, aus Mitterteich schrieb über das Leben eines Bauernbuben aus der Pfarrei Neualbenreuth, der es in Wien Ende des 19. Jahrhunderts bis zum General gebracht hat, was damals eigentlich nur Adeligen vorbehalten war.
  • Raimund Keis aus Griesbach schrieb über gottgefällige Denkmäler an Bäumen im Stiftland und Steinwald, sprich über Bildstöcke in Wäldern und an frei stehenden Bäumen und erklärt ihre Geschichte und mögliche Zukunft.
  • Werner Pöllmann, wohnhaft in Berlin, beschrieb das Leben eines Grundherrn, sowie mehrfachen Hütten- und Sägewerksbesitzers aus lutherischen Landen, der zu Ende seines komplizierten Lebenslaufs in Ottengrün bei Neualbenreuth wohnte und in der katholischen Egerer Stadtkirche beigesetzt wurde.
  • Die schlechteste Kirchenmusik der Oberpfalz ist Thema von Robert Schön aus Immenreuth. Er beschreibt die erbitterte Auseinandersetzung um die richtige Kirchenmusik. Wobei sich die einen an den Vorgaben von Papst Leo XIII. in den 1880er Jahren orientierten und die andern an den Ideen König Ludwig I. von Bayern von 1830.
  • Stefan Piasecki, Professor an der Polizeihochschule in Duisburg, schrieb über die „Schönste Frau von Teheran“. Er beschreibt die Liebesgeschichte zwischen Alwine von Duberg und dem Grafen Werner von der Schulenburg, in dieser Zeit in Teheran, Moskau und Berlin, bis zu beider unterschiedlichem tragischen Enden 1944.
  • Dr. Thomas Freller, aus Jagstzell, Dozent an der Hochschule in Ellwangen und noch immer zeitweise Forscher an der Uni in Malta, beschrieb die weitgehend unbekannte Geschichte der Malteser im Egerland und der Fraisch, um Neualbenreuth, in der Zeit von 1627 bis 1693 und über die handelnden Personen in dieser Zeit.
  • In seinem zweiten Artikel schrieb Robert Schön über einen Betriebs- und Geschäftsleiter, einen königlichen Berg- und Hüttenfaktor, wie es damals hieß und was er alles auf die Beine gestellt und entwickelt hat. Die adelige Caroline von Lindenfels auf Thumsenreuth (+ 1850), hat ihn bei mehreren Entwicklungen beschrieben.
  • Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen, aus Paderborn, schrieb über die angebliche Nahrungslosigkeit der Therese Neumann von Konnersreuth und darüber, was man damals, 1937 bereits im Vatikan darüber wusste und welche Ratschläge man gab. Die Gräfin hat dies auch in ihrem Buch – Lady Abbes – Benedicta von Spiegel – Politische Ordensfrau in der NS-Zeit, erschienen im Aschendorff Verlag beschrieben.
  • Erich Schraml aus Fuchsmühl schrieb über Siebenlind, eine vergessene Siedlung im Steinwald. Sie wird in verschiedenen Urkunden des Klosters Weißenohe ab 1109 erwähnt. Der Egerer Historiker Kaspar Brusch verlegt die Entstehung Mitte des 16. Jh. noch 50 Jahre früher. Erich Schraml hat die anfangs des 19. Jh. verschwundene Einöde gesucht und gefunden. Sie fiel der wirtschaftlichen Entwicklung zum Opfer.
  • Christian Malzer von der Uni in Würzburg, aus Tirschenreuth stammend, beschrieb das Leben des Paters Thaddäus Kraus, eines gebürtigen Tirschenreuthes, im Zisterzienserkloster Langheim unweit der oberfränkischen Stadt Lichtenfels, als Mönch, Gelehrter und Sammler, der zu Unrecht vergessen worden ist.
  • In seinem nächsten Artikel erzählt Robert Schön über Father George Strickner, einen Kemnather Priester in den USA. Strickner ging in Kemnath zur Schule, wurde 1859 zum Priester geweiht und hatte seinen ersten Einsatzort in Wisconsin, an der Westseite des Michigansees. Er wurde bekannt, weil er seine Pfarrkinder auf dem Pferdrücken besuchte. Er errichtete eine Holzkapelle, die sich bis zu seinem Todesjahr 1931 in eine ausgewachsene neugotische Kirche entwickelte und zur Basilika erhoben wurde.
  • Jochen Neumann beschreibt das neue Erbendorfer Museum – Flucht – Vertreibung – Ankommen in Erbendorf. Das Museum entstand in Partnerschaft mit der Stadt Plesna nördlich von Eger. Die gegensätzlichen Lebensbedingungen an beiden Orten nach Ende des Zweiten Weltkriegs in beiden Gebieten werden ergänzt durch die beiderseits hochinteressante Erdgeschichte.
  • Dr. Karl Schneider, emeritierter Professor der Polizeihochschule in Bremen, in Syke wohnend und aus dem verschwundenen Ort Lohhäuser/Slatina stammend, unweit von Mähring, schreibt über einen Rastplatz in Slatina und analysiert das erste Rastplatzbuch in den die Besucher, in der Mehrzahl Tschechen, ihre Gedanken über Vergangenheit und Zukunft niedergeschrieben haben. Der Rastplatz wurde gemeinsam errichtet, darunter vertriebene Deutsche und ehemalige tschechische Grenzsoldaten.
  • Im Artikel von Markus Scharnagl aus Mitterteich geht es um seine Vorfahren als Wirtsleute in Leugas. Sie erwerben eine Schankwirtschaft, die aus einer Versteigerung im gleichen Jahr stammt. Problem der Geschichte ist der Bierpreis, der nicht nur diesem Schankwirt damals keinerlei Gewinn bringt. Bierlieferant ist das Kloster Waldsassen unter dem Administrator P. Lorenz. Der liefert den Schuldnern immer weiter Bier, obwohl diese immer mehr Schulden ansammeln – aber man ist ja durch das Grundbuch abgesichert. Der Regensburger Bischof verlangt die Schuldentilgung, beim Geld gibt es keine Nachsicht und so kommt es zu Zwangsversteigerungen.
  • Georg Schrott, ein Waldsassener als Lehrer in Sprockhövel in NRW, schreibt über den Schneckenberg im Waldsassener Kloster, den ein protestantischer Hofmeister 1784 erwähnt und dessen Bewohner trotz Schutzgrabens von Mäusen gefressen worden wären. Der Georg zieht diese Version in Zweifel, weil Mäuse nur ungern Schnecken fressen. Es geht um die Regel der Benediktiner, möglichst Fleisch vierbeiniger Tiere zu meiden. Er geht dann auf die Haltung und Zubereitung von Schnecken ein und sieht anstelle der Mäuseplage eine Nachlässigkeit des Klostergärtners.
  • In seinem letzten Artikel schreibt Robert Schön über Betpfennige der Wallfahrtskirche auf dem Armesberg. Er berichtet über die beiden Kirchenbauten auf dem Vulkankegel, von denen der erste einem Blitzschlag zum Opfer fiel. Beschrieben werden die Betpfennige, die an Wallfahrer verkauft wurden und ihre Gestaltung.

Malteser, Flucht und Armesberg

Das Buch gibt es ab sofort in den Buchhandlungen der Region zu kaufen.

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