Ein Stück Ewigkeit durch die Zeit tragen

Burkhardsreuth. „Dass drei Chöre gemeinsam proben, war für uns eine neue Erfahrung“: Musikalisch-organisatorisches Neuland betraten der Männergesangverein Trabitz (MGV), der „Kulmianer“-Männerchor Neustadt am Kulm und der Speichersdorfer Thomaschor beim Jubiläumsfest zum 100. Gründungstag des Trabitzer Chorvereins in Burkhardsreuth.

“Da Wald braust Dir, Herrgott, zu Lob und Ehr”: Mit der “Waldlermesse” setzten Chorsänger aus Trabitz, Neustadt am Kulm und Speichersdorf den musikalischen Rahmen des Festgottesdienstes zur 100-Jahr-Feier des Männergesangvereins Trabitz. Foto: Bernhard Piegsa

Wie der Vorsitzende der „Kulmianer“ German Herath in seinem Grußwort zum Frühschoppen in „Heiners Halle“ andeutete, sei der „Bogenschlag“ zwischen den drei Chören durchaus eine Herausforderung gewesen: „Aber letztlich ist uns wohl eine würdevolle Darbietung gelungen.“ Der Beifall der Festgäste in der voll besetzten Halle, wie auch zuvor schon zum Schluss der Festmesse in der Jakobuskirche, bestätigte den drei Singgemeinschaften, dass Heraths Urteil vollauf gerechtfertigt war.

Als musikalischen Rahmen des von Pfarrer Ludwig Gradl, einem Amberger Geistlichen mit Eschenbacher Wurzeln, zelebrierten Gottesdienstes hatten die Chöre die „Waldlermesse“ ausgewählt, einen ebenso beliebten wie anspruchsvollen Klassiker der bayerwäldischen volkstümlichen Sakralmusik, dessen Mundarttexte der Traditionsverbundenheit, Frömmigkeit und Naturliebe im kargen Leben der bäuerlichen Bevölkerung des rauen Bayerischen Waldes ein romantisierendes Denkmal setzen. Begleitet von der Zitherspielerin Manuela Gach und unter der „Stabführung“ von Chorleiter Heinz Schmidt gelang den Sängern eine einfühlsame Interpretation dieser vor rund 70 Jahren geschaffenen sanften Fürbitt- und Dankgesänge.

Ein besonderer Dialog

Besinnlich fiel auch die „Predigt“ in Gestalt eines Dialogs zwischen „Interviewer“ Dominik Petzak und „Frau Musica“ Christian Bock über Ursprünge, Sinn und Nutzen der Musik aus: Schon die ersten Menschen hätten sie „aus dem Singen des Windes in den Wäldern, aus dem Dröhnen hohler Baumstämme und aus dem Rauschen der Brandungswellen gehört“. Seither habe die Musik zu „allen Zeiten und bei allen Völkern Jung und Alt, Arme und Reiche, einsame Herzen und große Massen bewegt“ und „ein Stück Ewigkeit durch die Zeit getragen“, sei aber auch „für Raserei, Hass, Verhetzung und Propaganda“ missbraucht worden. Ihre Schwester sei die „Freude“, ihre Brüder seien das „Miteinander“ und der „Gemeinsinn“, und mit „dem Heiligen“ pflege sie eine innige Freundschaft, die sie ermuntere und zurüste, „die Herzen auf die Reise ins Unsagbare einzuladen“.

Doch gebe es auch einen „schwierigen Stiefbruder“: den „Lärm“, der „mit Dezibel kompensiert, was ihm an Wohlklang fehlt“. Dass Harmonie und Miteinander nicht selbstverständlich sind, riefen die Fürbitten ins Bewusstsein, in denen Gott um Beistand für friedenstiftende Kräfte in einer von Krieg, sozialen und innerkirchlichen Verwerfungen gezeichneten Gegenwart angerufen wurde. Beim Frühschoppen, zu dem MGV-Vorsitzender Konrad Bauer Abordnungen des Männergesangvereins Pressath als Patenverein und vieler weiterer Chöre „rund um den Kulm“ begrüßen konnte, betonte auch Bürgermeisterin Carmen Pepiuk die „belebende und bildende“ Wirkung der Musik, die auf „magische“ Weise Freude, Gemeinschaft und „mentale Gesundheit“ bewirke: „Beschreiben kann man das nicht, man kann es nur erleben.“ Dem Trabitzer Chor dankte sie dafür, „manche Kummerfalte seiner Zuhörer weggesungen“ und die Gratwanderung zwischen Traditionswahrung und Aufgeschlossenheit für Neues nicht gescheut zu haben: „Ohne diese Bereitschaft wäre eine solch lange erfolgreiche Zeit nicht möglich gewesen.“

„Chorgesang ist Dienst an der Allgemeinheit“

Kulturgut erhalten, die Menschen erfreuen – an diese beiden Hauptaufgaben des traditionellen Chorwesens erinnerte der Vorsitzende des Sängerkreises Nord-Oberpfalz im Fränkischen Sängerbund, Karl Herrmann, bei der 100-Jahr-Feier des Männergesangvereins Trabitz. Chorsingen sei „nicht Selbstzweck“, sondern ein „Dienst an der Gemeinschaft, der Allgemeinheit“, der Würde, Festlichkeit und Harmonie stiften solle.

Dies könne gelingen, wenn ein Chor selbst überzeugend „Harmonie und Vereinsidentität nach innen und außen“ demonstriere und das Wort des Gospelsängers Ya Beppo lebe: „Einsam sind wir Töne, gemeinsam sind wir ein Lied.“ Als Symbol der erhofften Dauerhaftigkeit der vor 15 Jahren gegründeten Chorgemeinschafts-Allianz zwischen den Trabitzern und dem Männergesangverein „Kulmianer“ übergab dessen Vorsitzender German Herath einen „kleinen Kulmianer“ an seinen Trabitzer Amtskollegen Konrad Bauer: einen Basaltstein vom Rauhen Kulm als sinnbildlicher „Fels in der Brandung“.

Für die Dauerhaftigkeit von Gesangvereinen und Chorgemeinschaften brauche es freilich vor allem „Nachwuchs“, unterstrich Bauer und lud insbesondere junge Musikfreunde zum Mitsingen ein: „Wir freuen uns aber über jeden, der aktiv dabei sein will, egal welchen Alters.“

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