85-jähriger Geisterfahrer stirbt nach Kollision auf der A6 bei Wernberg

Wernberg-Köblitz. Tödlicher Unfall auf der A6 zwischen Leuchtenberg und Wernberg-Ost: Ein 85 Jahre alter Falschfahrer kollidiert am Montagabend mit zwei Fahrzeugen. Der Unfallverursacher stirbt noch vor Ort, die verletzten Fahrer der anderen Fahrzeuge werden in Krankenhäuser gebracht.

Bei dem Geisterfahrer-Unfall auf der A6 verstarb der 85-jährige Verursacher noch an der Unfallstelle. Bild: Feuerwehr

Der 85-jährige Geisterfahrer fuhr am Montagabend laut Mitteilung der Polizei um kurz vor 18.30 Uhr auf der A6 zwischen Leuchtenberg und Wernberg-Ost in Richtung Nürnberg – allerdings auf der falschen Fahrbahn Richtung Tschechien.

Nachdem er bereits fast mit einem Lkw zusammengestoßen war, meldeten mehrere Verkehrsteilnehmer den Falschfahrer bei der Einsatzzentrale Oberpfalz, bevor es zu dem tödlichen Unfall kam. Auf Höhe der Anschlussstelle Wernberg-Ost kollidierte der Geisterfahrer schließlich mit zwei Fahrzeugen.

Polizei sucht nach Zeugen

Die Fahrer der beiden anderen Autos wurden beim Zusammenprall mittelschwer verletzt und in umliegende Krankenhäuser gebracht. Die Feuerwehr sicherte die Unfallstelle ab, auch ein Rettungshubschrauber war im Einsatz. Der Unfallverursacher wurde so schwer verletzt, dass er trotz Reanimationsmaßnahmen noch vor Ort starb. Beide Fahrtrichtungen waren nach dem Unfall gesperrt – die Fahrbahnen Richtung Tschechien bis weit in die Nacht.

Der hinzugezogene Gutachter schätzt den Gesamtschaden auf etwa 50.000 Euro. Die Polizei sucht noch immer nach Zeugen, die selbst durch den Geisterfahrer gefährdet wurden oder den Unfall beobachtet haben. Hinweise werden unter der Telefonnummer 09621/8904300 entgegengenommen.

Studie zu Geisterfahrern: Software könnte sie stoppen

Bei der Vorstellung einer Studie zum Thema Geisterfahrer hat der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Siegfried Brockmann, bei einem Crashtest mit Tempo 100 zwei Autos aufeinanderprallen lassen.  Das Ergebnis: Die Motorblöcke in beiden Fahrzeugen sind geschrumpft, der Fahrer hätte trotz ausgelöstem Airbag keine Chance. „Diese extreme Belastung für den Körper ist ganz sicher lebensbedrohlich, wenn nicht sogar tödlich“, sagt Brockmann.

Falschfahrten auf Autobahnen werden der Studie zufolge in vielen Fällen bewusst begonnen. Bei einem Drittel der rund 220 untersuchten Fälle haben die Fahrer im fließenden Verkehr gewendet. Bei über 40 Prozent der in der Studie untersuchten Falschfahrten sind die Geisterfahrer älter als 75 Jahre. Bei den Senioren spielt oft Verwirrtheit und Demenz eine Rolle. Bei jungen Geisterfahrern können Selbsttötungsgedanken oder die Flucht vor der Polizei Auslöser sein.

Brockmann hat mit seinem Team für die Studie die Schadensakten der Versicherer, Unfallinformationen der Polizei und Medienberichte größtenteils aus dem Zeitraum ab 2015 ausgewertet. Die wichtigsten Erkenntnisse: Nach zwei Kilometern ist rund die Hälfte der Falschfahrten beendet, oft sitzen ältere Autofahrer am Steuer, bei über der Hälfte fahren die Geisterfahrer falsch an Anschlussstellen (41 Prozent) oder Raststätten (11) auf. Zwei Drittel der Geisterfahrer fahren auf der linken Spur – aus eigener Sicht auf der rechten. 42,1 Prozent der jüngeren Fahrer waren alkoholisiert, aber nur 6 Prozent der Senioren.

„Das Fahrzeug müsste selbst einbremsen, wenn die Software merkt, dass der Fahrer falsch auf die Autobahn fährt“, fordert der Wissenschaftler eine technische Lösung. „Stopp-Hände“ an den Auffahrten wie in Österreich würden zwar nicht schaden, bei bewussten Falschfahrten oder Demenz seien sie unwirksam. Auch Warnungen, die etwa mittels Autosoftware übers Cockpit ausgespielt werden oder über eine App auf dem Handy, sind denkbar.

Die Warnungen übers Radio sind sinnvoll: Äußerst rechts zu fahren und nicht zu überholen sei der richtige Ratschlag. Der Wissenschaftler rät dazu, das eigene Tempo auf höchsten 80 Stundenkilometer zu drosseln. Das würde auch die anderen Autofahrer warnen sowie verlangsamen und das eigene Risiko bei einem Zusammenstoß etwas verringern.

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