Gertraud Specht aus Grafenwöhr wird 100

Grafenwöhr. Vor hundert Jahren kam Dr. Gertraud Specht im Grafenwöhrer "Spechthaus" zur Welt. Nach ihrer Schwester war sie die zweite Frau in Grafenwöhr mit einem Doktortitel.

Gertraud Specht lebt heute in München. Bild: Renate Gradl

Gertraud Specht wurde am 12. März 1922 geboren. Sie erinnert sich gut an die Zeit in ihrer Grafenwöhrer Heimatstadt. Bei Kriegsausbruch wurde ihr Vater Wilhelm Specht, der von 20. April bis 2. Mai 1945 sowie weitere acht Jahre von 1948 bis 1956 Bürgermeister in Grafenwöhr war, eingezogen. “Ich musste die Heereslieferungen zum Truppenübungsplatz ausführen. Als mein Vater später freigestellt wurde, half ich weiter bei der Auslieferung”, so Specht.

Bei Bombenalarm flüchtete man in die Felsenkeller am Annaberg. Am Tag des amerikanischen Einmarsches kamen aufgeregte Grafenwöhrer zu ihrem Vater und forderten: “Du musst die Stadt übergeben!” Specht erinnert sich: “Als mein Vater und ich am Rathaus ankamen, standen dort die Panzer schussbereit und eine Bedienung unseres Gasthauses hisste die weiße Fahne.” Gertraud Specht, die sich als Einzige auf Englisch verständigen konnte, führte die Übergabeverhandlungen.

Der Vater von Gertraud Specht war Bürgermeister in Grafenwöhr. Bild: Renate Gradl

Der amerikanische Standortkommandant bestellte Specht als seine Dolmetscherin. “Meinen Eltern konnte ich bei der Unterbringung und Verpflegung von vielen Flüchtlingen in ihren Gasträumen helfen”, erinnert sich die Seniorin.

Später studierte Specht Philologie in München und verbrachte auch ein Studienjahr in Toulouse. Dadurch erhielt die Gymnasiallehrerin auch die Fachaufsicht für Französisch an Städtischen Gymnasien. Ihren Lebensabend verbringt Gertraud Specht seit fünf Jahren im Seniorenwohnheim “Kieferngarten” in München. Zum 100. Geburtstag gratulierte Bürgermeister Edgar Knobloch.

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