24-Stunden-Übung in Weiden: THW trainiert für Blackout
Weiden. Was ist, wenn über mehrere Stunden großflächig der Strom ausfällt? Das Technische Hilfswerk (THW) aus Weiden übte am Wochenende bei einer 24-Stunden-Übung einen Blackout im Stadtgebiet Weiden.
Dabei kam es zu Szenarien wie Wasserversorgung für die Bevölkerung, einem Zugunglück sowie in technischen Anlagen eingeschlossenen Personen. Schon mit dem Eintreffen in der THW-Unterkunft gab es die erste Herausforderung zu bewältigen: Ohne Strom gehen keine elektrischen Tore auf, die IT funktioniert nicht und es muss zunächst eine Notstromeinspeisung für die eigene Handlungsfähigkeit geschaffen werden.
Erstere Einsatzort: Eisstadion
Kaum war dieses Problem bewältigt, musste schon in das Weidener Eisstadion ausgerückt werden: Dort vernebelte ausgetretener Dampf die Sicht, um zu einem vermissten Mitarbeiter und seinem Sohn zu kommen. Diese hatten sich zum Zeitpunkt des Stromausfalls im Gebäude aufgehalten, haben sich verletzt und konnten ohne fremde Hilfe nicht mehr nach draußen.
Direkt im Anschluss an die „Aufwärmübung“ ein klassischer Auftrag für die Katastrophenschützer: Die Stadt Weiden hat bei der Clausnitzerschule für die Bevölkerung eine Ausgabestelle für Brauchwasser eingerichtet, schließlich geht auch keine Klospülung mehr, weil die Pumpen für die Wasserversorgung stillstehen. Das Wasser musste mittels Tauchpumpen aus der Zisterne im Bauhof in mehrere Tausend Liter fassende IBC-Behälter umgepumpt werden.
Im Ernstfall Wasser in der Clausnitzerschule
Diese wurden dann mit den THW-Kippern zur Ausgabestelle gebracht, wo schon die ersten Übungsdarsteller mit ihren Eimern warteten. Nachdem es schon dunkel war, mussten auch beide Einsatzstellen großflächig ausgeleuchtet werden. Wenn ein Einsatz länger dauert, muss sich auch um die Unterbringung der eigenen Einheiten gekümmert werden. So war klar, dass für die Nacht von Freitag auf Samstag ein Camp mit Feldbetten errichtet werden muss. Ohne eine Nachtruhe kann schließlich der Einsatzwert des Ortsverbandes nicht sichergestellt werden.
Doch diese Nachtruhe dauerte nur rund fünf Stunden, bevor ein Senior aus einer beschützten Einrichtung als vermisst gemeldet wurde. Die elektronische Schließung hat versagt, sodass man den Senior auf Höhe des Parks im Hammerweg bei der Schweinenaab vermutete. Sofort machten sich die Suchtrupps auf den Weg, um das Areal zwischen Spielvereinigung und Turnerbund-Gelände systematisch und großflächig abzusuchen. Nach gut einer Stunde wurde der vermisste Senior wohlbehalten hinter einer Hecke aufgefunden.
Und als „Highlight“ noch ein Zugunglück obendrauf
Nach einer kurzen Verschnaufpause für eine Tasse Kaffee hatten sich die Übungsorganisatoren schon das nächste Szenario überlegt, welches gleichzeitig das Highlight der fast 24 Stunden andauernden Übung darstellte: „Aufgrund einer Signal- und Weichenstörung auf der Bahnstrecke Regensburg – Hof ist ein mit mehreren Menschen besetzter Personenzug auf das Werksgelände der OWS in Weiden gerauscht. Der Zug ist dabei mit einem anderen Schienenfahrzeug kollidiert und erst kurz vor einer Werkshalle zum Stehen gekommen.“
Umgehend hieß es „Vollalarm für das THW Weiden“ sowie den Rettungsdienst der BRK Bereitschaft Weiden. In der Übungskünstlichkeit war die Feuerwehr bei einem anderen Unfall gebunden, sodass viele frisch ausgebildete Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks das erste Mal mit so einer Situation konfrontiert waren.
Nur Orga-Team weiß Bescheid
„Das Ziel unserer Übung war auch, dass die Einsätze von der Erkundung, über die ersten Maßnahmen bis hin zur eigenständigen Bewältigung der einzelnen Aufgaben gemeistert werden müssen“, so der Übungsleiter Andreas Duschner. Nur das Organisations-Team um Thomas Schiller und Jan Braunreiter wussten, was wann geschieht.
Alle anderen 23 Übungsteilnehmer wurden bei jeder Alarmierung überrascht, sodass beim simulierten Zugunglück an alles gedacht werden musste. Dazu zählten zum Beispiel die Gleissperrung, die Notentriegelung der Notausgänge sowie die schonende Rettung der panisch schreienden fünf Darsteller des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Weiden mittels einer Rettungsplattform und verschiedenen Krankentragen. Dabei wurden die Teilnehmer auf Basis verschiedener Einspielungen wie panisch schreienden Angehörigen oder einem aufdringlichen Fotografen der Boulevard-Presse zusätzlich unter Stress gesetzt.
Noch während die Rettungsmaßnahmen im Zug liefen, meldete der für das Werk zuständige Mitarbeiter Karl Herrmann eine vermisste Kollegin, welche vor dem heranrauschenden Zug in die Montagehalle flüchtete und dort womöglich in eine Grube gefallen sei. So musste der Zugführer schnell einen Erkundungstrupp zusammenstellen, welcher sich auf die Suche machte. Tatsächlich lag eine weitere Verletztendarstellerin bewusstlos in der Halle unter einem Zug und musste von dort gerettet werden. Die letzte Aufgabe auf dem OWS-Gelände bestand darin, zwei Personen unter einem Drehgestell mittels sogenannten „Büffelwinden“ zu bergen, welches bei dem Unfall aus dem Triebfahrzeug gerissen wurde.
Letzter Einsatzort: Container Kraus am Brandweiher
Als letzte Übungseinheit des Tages führte die Alarmierung auf das Werksgelände der Firma Container Kraus am Brandweiher in Weiden, wo ein Mitarbeiter in einem Schrottcontainer mit Deckel eingeschlossen und unter Trümmern verschüttet war. Mit dem Teleskoplader musste zunächst verschiedene Hindernisse beseitigt werden, bevor die Bergungsgruppe dann mit der hydraulischen Rettungsschere ein Stahlgittergeflecht beseitigen konnte, um an die Kurbel für den Deckel des Schrottcontainers zu kommen.
Der Deckel wurde dabei aus Sicherheitsgründen vorher mit der Seilwinde des Gerätekraftwagens gesichert und dann vorsichtig geöffnet. Schließlich wurde die Übungspuppe aus dem Container mittels dem Gerätesatz „Absturzsicherung“ von oben aus dem Container in einer Krankentrage gehoben und an den Rettungsdienst übergeben. Nachdem die eingesetzten Gruppenführer die Aufgabe als erledigt an den einsatzleitenden Zugtrupp gemeldet haben, war die Übungsserie beendet.
Dank an beteiligten Firmen und Stadt
Die „Black Out Max Reger Exercise 2023“ („BlackMEx23“) lief zur Zufriedenheit der Organisatoren ab und zeigte aber auch weiteres Verbesserungspotential. Denn auch wenn jeder hofft, dass es niemals zum Ernstfall kommt, ist die Vorbereitung auf das „Unerwartete“ von elementarer Bedeutung. Das THW Weiden bedankt sich bei der Stadt Weiden, den Stadtwerken, der Firma der Firma Oberpfälzer Waggonservice GmbH sowie der Firma Kraus Recycling & Entsorgung GmbH für die Bereitstellung und Vorbereitung der anspruchsvollen Übungsobjekte.
Unter der Leitung von Zugführer Heiko Engelbrecht waren insgesamt 25 ehrenamtliche Einsatzkräfte des Zugtrupps, der Bergungsgruppe, der Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung sowie der Fachgruppe Räumen im Einsatz. Der
Verpflegungstrupp um Carina Koller und German Bürger musste mit Gas kochen, um die Einsatzkräfte versorgen zu können.
Interesse am THW? Jeder kann mitmachen
Wer sich ebenfalls für eine aktive ehrenamtliche Mitwirkung im Ortsverband Weiden der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk interessiert, kann sich jederzeit über die Website oder per E-Mail unter mitmachen@thw-wen.de melden.
Direkt in die Grundausbildung einsteigen kann jeder ab dem vollenden 17. Lebensjahr. Besondere schulische oder berufliche Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Jugendliche können bereits ab dem zehnten Lebensjahr in der THW-Jugend Weiden e. V. spielend helfen lernen und sich per E-Mail unter jugend@thw-wen.de bei den Jugendbetreuern Lukas Dellinger und Tamara Ulrich melden. Die Teilnahme an Schnupper-Ausbildungen kann individuell vereinbart werden.
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