Häuserchroniken locken Mitglieder

Pressath. 13 Beitritte im zurückliegenden Vereinsjahr: Wovon mancher Verein nur träumen kann, ist dem Heimatpflegebund Pressath geglückt. 225 Mitglieder zählt die Gemeinschaft der Geschichtsfreunde zurzeit – „damit gehören wir eindeutig zu den größeren Vereinen unserer Stadt“, konstatierte Vorsitzender Eckhard Bodner bei der Hauptversammlung im Gasthof Heining.

Fachmann für die Pressather Krügelproduktion, die den Namen der Haidenaabstadt im 19. Jahrhundert überregional bekannt machte, ist Ludwig Semmler aus München. Ihm verdankt der Heimatpflegebund auch Informationen über den Prunkofen aus dem einstigen Anwesen der Krügelmacherfamilie Klauer. Foto: Bernhard Piegsa
Fachmann für die Pressather Krügelproduktion, die den Namen der Haidenaabstadt im 19. Jahrhundert überregional bekannt machte, ist Ludwig Semmler aus München. Ihm verdankt der Heimatpflegebund auch Informationen über den Prunkofen aus dem einstigen Anwesen der Krügelmacherfamilie Klauer. Foto: Bernhard Piegsa
Schlichte, aber nützliche Botschafter der Oberpfalz waren die Tonkrüge aus Pressath. Bis 1901 wurden hier auch Tonrohre gefertigt. Foto: Bernhard Piegsa
Schlichte, aber nützliche Botschafter der Oberpfalz waren die Tonkrüge aus Pressath. Bis 1901 wurden hier auch Tonrohre gefertigt. Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa

Allerdings musste der Verein auch sieben Mitglieder in die Ewigkeit verabschieden, darunter
Johann Reindl aus Eichelberg, der sich um die Instandsetzung der „Lichtsäule“ beim
mittelalterlichen Marterrangen-Gräberfeld verdient gemacht hat, sowie Karl Fahrnbauer und Helmut Schmidt aus Zintlhammer als unermüdliche Helfer bei Festen und anderen Einsätzen. Herzstück der Vereinsarbeit blieb das Museum „Haus der Heimat“ unter Leitung der rührigen Barbara Zankl, der der Heimatpflegebund laut Bodner auch den Großteil der Mitgliederwerbungen verdankt: „Vor allem die von ihr erstellten Häuserchroniken wecken bei vielen das Interesse an unserem Verein.“

Mit den beiden von ihr und ihrem Team gestalteten Sonderausstellungen habe Zankl wieder
zahlreiche Besucher in das frühere Mädchenschulhaus gelockt: „Themen waren der 60.
Gründungstag des Heimatpflegebunds, den wir eigentlich schon 2022 hätten feiern können, und die Geschichte der ‚Kiesibeach‘-Freizeitanlage.“ Für dieses Jahr seien Präsentationen zu den Themen „Neuzugänge im Museum“ und „Krügelfabrikation in Pressath“ geplant. Auch abseits der Museumsarbeit habe Barbara Zankl in vielen Angelegenheiten „das Heft fest in der Hand“ und entlaste die übrige Vorstandschaft.

Geheimnis des Prunkofens gelüftet

Einem „Zufallsfund“ der Museumsleiterin sei auch zu verdanken, dass man nun Näheres über die Herkunft des im Museum ausgestellten „Prunkofens“ wisse: Dieser rund 200 Jahre alte prächtige Kachelofen stamme aus dem „Klauer-Anwesen“ am Fuß des Rückenbühls, das nach einer der beiden Familien benannt gewesen sei, die 1795 aus ihrer von französischen Truppen bedrohten Westerwälder Heimat nach Pressath geflohen seien: „Die Familien Klauer und Görz haben hier in ihrer neuen Heimat eine Krügelfabrikation aufgebaut. Wie bedeutend unsere Stadt im 19. Jahrhundert für die Krügelproduktion in der Oberpfalz war, zeichnet sich erst langsam ab.“ Ein Nachkomme der Familie Görz, der in München lebende Ludwig Semmler, habe inzwischen noch weitere Informationen über den Ofen und die bis 1901 nachweisbare Krügel- und Tonrohrproduktion beigesteuert, ihm verdanke das Haus der Heimat außerdem eine Sammlung wertvoller Exponate.

Eckhard Bodner wies noch auf die „Mittwochstreffen“ des Museumsteams hin, zu denen weitere Mitstreiter willkommen seien: „Meist sind es Elisabeth Murr und Waltraud Slama, die sich mit Barbara Zankl am Mittwochvormittag zu Arbeitseinsätzen treffen.“ Für die Kreuzwegandachten in der Karwoche werde weiterhin jährlich der Kalvarienberg hergerichtet. Erstmals habe der Verein ein Faltblatt mit dem Veranstaltungs-Jahresprogramm erstellt, eine Internetseite solle folgen. Mit Hans Loserts Vortrag über die Slaven in der Oberpfalz habe bereits eine sehr erfolgreiche erste Veranstaltung stattgefunden, für 22. April ab 19.30 Uhr lade man zum Vortrag „Faszinierende Bäume in der Oberpfalz“ des Eschenbacher Biologielehrers Jürgen Schuller ein.

Bau des Klostergartenentlastungsparkplatzes

In seinem Grußwort kündigte zweiter Bürgermeister Max Schwärzer den Bau des Klostergarten-Entlastungsparkplatzes für 2025 an, die mit einer Fundamenttrockenlegung des Museumsgebäudes verbunden werden solle. Dessen „vernünftige Generalsanierung“ bleibe „mittelfristig“ auf der Agenda. Alle diese Maßnahmen werde man im Benehmen mit dem Heimatpflegebund planen und ausführen, Anregungen des Vereins seien willkommen. Eckhard Bodner und Barbara Zankl betonten erneut, dass der Verein an einem Umzug des Museums nicht interessiert sei. „Dieses alte Schulgebäude ist ja an sich schon ein Museum“, bekräftigte Zankl.

Vom Westerwald an die Haidenaab

Ludwig Semmler aus München, Nachfahre der Krügelmacherfamilie Görz, wartete in der Heimatpflegebund-Hauptversammlung mit einigen ergänzenden Informationen über eine nur noch wenigen Geschichts-“Insidern“ bekannte Episode der Pressather Stadtgeschichte auf. So hätten sich die 1795 aus dem Westerwald zugezogenen Krügelmacher zunächst nach einer neuen Zweckbestimmung für diese Tongefäße umtun müssen: „In der alten Heimat dienten die dickwandigen braunen Krügel als Gefäße für Selterswasser, doch im Pressather Raum gab es solche Quellen nicht, die Kondrauer und Wiesauer Quellen bezogen ihre Gefäße von der Firma Hart, und so füllte man beispielsweise Most oder Öle ab.“

Neben den schlichten braunen Gefäßen habe es auch solche mit weiß-blauem Dekor gegeben, wusste der ausgebildete Keramiker und spätere Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde München: „Das Töpfern war Sache der Männer, das Ritzen, Bemalen und Henkeln übernahmen Frauen.“ Gut vertraut sei ihm auch der „Prunkofen“ im Haus der Heimat mit dem auffälligen „Winter-Allegorie“-Bild, das einer Skulptur eines Hofbildhauers des französischen „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. nachempfunden sei: „Hersteller war die englische Firma Wedgwood.“ Heimatpflegebund-Vorsitzender Eckhard Bodner dankte Semmler für die Überlassung einer umfangreichen Kollektion seltener Pressather Krüge und Kannen, die nicht nur bei der für Herbst geplanten Sonderausstellung gezeigt werden, sondern auf lange Sicht ihren Platz im Haus der Heimat finden sollen. Bodners Denk galt auch Robert Dimper für die Übergabe seiner Zulassungsarbeit zur Geschichte des Vereins an das Museum und für das Heimatlied, mit dem Dimper die Versammlung beschloss.

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