Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz verliehen
Regensburg. Ein integratives Sprach-Café, ein Blick über den Tellerrand, ein interkultureller Garten, Sprachförderung mit Märchen im Hort und eine Lern-WG: das sind die Gewinnerprojekte des Integrationspreises der Regierung der Oberpfalz.
Bei einem großen Festakt im Spiegelsaal der Regierung der Oberpfalz zeichneten der Staatssekretär des Innern, für Sport und Integration, Sandro Kirchner, und der Regierungspräsident Walter Jonas fünf Oberpfälzer Initiativen aus.
Der erste Platz mit einem Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro geht an das „Café farbenfroh“ der Evangelischen Kirchengemeinde Sankt Michael in Weiden. Den zweiten Preis gewinnen mit einem Preisgeld in Höhe von jeweils 1.000 Euro das Badehaus Maiersreuth e.V. im Landkreis Tirschenreuth sowie der Malteser Hilfsdienst in Amberg. Jeweils 500 Euro Preisgeld erhalten der Johanniter Kinderhort Weltenbummler im Landkreis Schwandorf und das Amt für Jugend und Familie der Stadt Regensburg auf den zwei dritten Plätzen.
Der Innenstaatssekretär dankte: „Allen Preisträgern mein herzliches Dankeschön! Durch Ihr Engagement helfen Sie mit, Menschen mit Migrationsgeschichte noch besser in unsere Gesellschaft einzubeziehen und ihnen die Chance auf ihre eigene Erfolgsgeschichte zu geben. Durch Ihre wertvolle Integrationsarbeit machen Sie Bayern noch lebenswerter.“
Walter Jonas bemerkte: „Ich freue mich, dass sich wieder so tolle Projekte um den Integrationspreis beworben haben. Auch wenn nicht alle gewinnen können, haben alle unseren Dank und Anerkennung verdient. Sie alle leisten einen enorm wichtigen Beitrag für die Integration und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“
Mehr Informationen zu den Preisträgerinnen und Preisträgern
1. Preis: Das „Sprach-Café“, Café farbenfroh (Evangelische Kirchengemeinde St. Michael), Weiden in der Oberpfalz
Das Ziel: Menschen verschiedener Kulturen zusammenbringen – und zwar in lockerer Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen in einem integrativen Sprach-Café. Seit 2017 treffen sich im Sprach-Café der Evangelischen Kirchengemeinde Sankt Michael immer mittwochs Menschen mit Migrationshintergrund, Geflüchtete und einheimische Bürger.
Die niederschwellige Begegnung soll das Erlernen und Einüben der deutschen Sprache erleichtern. Ein echter Mehrwert, denn: Man lernt sich kennen und hilft sich gegenseitig – auch bei Problemen im Alltag. Den kostbaren Einblick in fremde Kulturen gibt es gratis obendrauf. Vor Ort mitgeholfen wird vom Evangelischen Bildungswerk Oberpfalz sowie der Diakonie Weiden.
2. Preis: „Über den Tellerrand“, Badehaus Maiersreuth e.V., Landkreis Tirschenreuth
„Über den Tellerrand“ nennt sich das Projekt, mit dem der Verein Badehaus Maiersreuth die Integration auf kulinarische Art fördert und Menschen unterschiedlichster Herkunft an einen Tisch bringt. Viermal im Jahr wird gemeinsam landestypisch gekocht und gegessen – eine innovative Aktion, die von Geflüchteten von Anfang bis zum Ende mitgeplant wird.
Im Fokus steht dabei immer ein anderes Gastgeberland, wie der Iran und Kuba bei den vergangenen Veranstaltungen. Begleitet werden die Geflüchteten bei der Planung von einem Profi-Koch, der sie bei Kochideen, Rezepten, Einkauf und Zubereitung unterstützt. Bis zu zehn Gäste kommen – gegen eine Spende in Höhe von 50 Euro – anschließend bei dem interkulturellen Abendessen im Badehaus Maiersreuth in den Genuss außergewöhnlicher Speisen.
Nicht nur das: Erzählt werden auch die Geschichte des Gastgeberlandes und Geschichten der Geflüchteten. Die Organisation des Projekts übernehmen die Integrationslotsen des Landratsamtes Tirschenreuth, einer der sechs ehrenamtlichen Mitarbeitenden stammt aus dem Irak.
2. Preis: Der „Interkulturelle Garten“, Malteser Hilfsdienst e.V., Stadt Amberg
Der Garten – ein Ort der Begegnung, der Ökologie und der Nachhaltigkeit. Gut 500 Quadratmeter umfasst der „Interkulturelle Garten“, den Geflüchtete in der Stadt Amberg bewirtschaften.
Der Verein Malteser Hilfsdienst stellt nicht nur die Fläche zur Verfügung. Der Interkulturelle Garten ist Schauplatz für viele Veranstaltungen: vom Malkurs für ukrainische Kinder und einem internationalen Bibliothekscafé, über eine Pflanzen-Tauschbörse und ein Sommerprogramm mit Musikkonzerten bis hin zu einer Kunst-Vernissage und kleineren Projekten mit Schulklassen und Verbänden.
Anlaufstelle, Ausgleich, Raum zum Durchatmen soll der Garten sein. Das Projekt wird vor Ort von Bürgerinnen und Bürgern unterstützt, darunter einige, die selbst vor längerer Zeit eingewandert sind: Von den 21 ehrenamtlichen Mitarbeitenden stammen 13 Personen aus dem Iran, Syrien, Äthiopien und der Ukraine.
3. Preis: „Sprachförderung durch Märchen im Hortalltag“, Johanniter Kinderhort Weltenbummler, Landkreis Schwandorf
Märchen stehen seit Januar 2023 auf dem Programm im Johanniter Kinderhort Weltenbummler in Nittenau. Das Erzählen der besonders bildhaften Geschichten soll gerade Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern beim Lernen und Verstehen der deutschen Sprache unterstützen.
Ein weiterer Pluspunkt: Es lernt nicht nur jedes einzelne Kind, eigene Gefühle zu benennen und zu verarbeiten. Die Kinder lernen gemeinsam ein selbstverständliches Nebeneinander von verschiedenen Sprachen und Kulturen. Die Sprachförderung durch Märchen im Hortalltag weckt Neugier und Interesse am vermeintlich fremden Gegenüber.
Betreut werden bis zu 100 Kinder zwischen der ersten und vierten Klasse in vier Gruppen. Vier Ehrenamtliche unter anderem aus Russland, der Türkei und dem Irak unterstützen.
3. Preis: Die „Lern-WG“, Amt für Jugend und Familie, Stadt Regensburg
Wer lernt, braucht Ruhe. Diese finden junge Geflüchtete, die sich noch in Schule bzw. Ausbildung befinden, in der „Lern-WG“. Sie können sich dort voll und ganz ungestört auf das Lernen konzentrieren, sind ausgeschlafen und beim Lernen leistungsfähiger. Das Angebot der Stadt Regensburg soll Jugendlichen auch die Fähigkeit vermitteln, den eigenen Lebensraum zu gestalten, zu bewahren und Verantwortung zu übernehmen.
Beim Renovieren und Einrichten der Wohnung waren neben vielen Ehrenamtlichen, darunter Handwerker und Lehrer, auch die jungen Menschen selbst involviert. Die „Lern-WG“ wird von zwei hauptamtlichen Sozialpädagogen der Stadt Regensburg, u.a. mit regelmäßigen Hausbesuchen, betreut. Zusätzliche Unterstützung kommt von Campus Asyl.
Die Rückmeldungen der bisherigen Bewohnerinnen/Bewohner waren durchweg positiv. Für die meisten hat es nicht nur mit dem Abschluss in der Ausbildung geklappt – sie haben auch einen großen Schritt in Sachen Selbständigkeit gemacht.
Der Tirschenreuther Landrat Roland Grillmeier lobte die Integrationsarbeit der Beteiligten: „Ich durfte bei einer Veranstaltung selbst dabei sein und erleben, welch bewegte Geschichten hinter den Menschen stecken. Das hat mir nochmal gezeigt, wie wichtig die Integrationsarbeit ist und dass wir hierfür als Gesellschaft zusammenarbeiten müssen.“
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