Neues Integrationslotsenbüro an prominenter Stelle

Weiden. „Weiden ist ein Platz für Offenheit und Vielfalt“, betonte Oberbürgermeister Jens Meyer am Mittwoch bei der Eröffnung des neuen Integrationslotsenbüros im Erdgeschoss des Alten Rathauses.

Manfred Weiß, Stefanie Wildenrother und der Vorstand des Diakonischen Werkes Weiden e.V. Diakon Karl Rühl (von links) haben sich viel vorgenommen. Foto: Franz Rieger

“Wir haben es geschafft”, freut sich Oberbürgermeister Jens Meyer darüber, dass das Büro der Weidener Integrationslotsen nun an einer zentralen Stelle im Alten Rathaus zu finden ist. Das Stadtoberhaupt brachte trotz Terminstress einen Blumengruß vorbei und betonte: “In Weiden ist die Welt zu Hause”, schließlich beherberge die Stadtgesellschaft mehr als hundert Nationen. Auch deshalb mache er aus Prinzip und mit Überzeugung die Einbürgerungen generell selbst.

Zentrale Anlaufstelle für alle Sorgen und Nöte

Das Integrationsbüro ist Anlauf- und Informationsstelle sowie Ansprechpartner für Neubürger mit einer Zuwanderungsgeschichte, Migranten und anerkannte Flüchtlinge. Das Ziel ist die Gewinnung, Organisation und Koordination von Ehrenamtlichen zur Unterstützung.

Wir haben uns viel vorgenommen. Was wir uns vornehmen, das werden wir auch schaffen.Manfred Weiß, Integrationslotse

Integrationslotse Manfred Weiß sieht das neue Büro gegenüber der Touristinfo als eine Stelle, an dem jeden Tag “ein Tag der offenen Tür” sein sollte. Im Büro wird es jedoch nicht nur lockeren Smalltalk geben, sondern es werden dort komplexe Probleme besprochen und angepackt. Dahinter steht laut Weiß auch ein starkes Netzwerk aus Behörden, Beratungsstellen, Schulen, Wohlfahrtsverbänden und Vereinen. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf dem Bereich der Wohnungssuche.

Auf der Suche nach Identität: “Woher kommst du?”

Anne Gette erzählte ihre ganz persönliche Geschichte. Foto: Franz Rieger

Anna Gette kam 1993 als Achtjährige aus Kasachstan nach Deutschland. Sie erzählte von ihrer ersten Banane und dem Glücksgefühl in einem westlichen, modernen Land angekommen zu sein, das viel schöner sei als ihre alte Heimat. Doch dann kam am Flughafen der Koffer aus der Gepäckausgabe, “Geht zurück, ihr Scheißrussen”, hatte jemand darauf geschrieben.

“Obwohl ich ein Kind war, habe ich gespürt, was diese Worte bedeuten: Ich war nicht willkommen und hier hatte keiner auf mich gewartet. Meine Freude verwandelte sich in einer Sekunde in Traurigkeit. Bis heute bekomme ich das Gefühl nicht los, dass ich nicht dazugehöre”, so die Sängerin, die unter dem Künstlernamen Tygapuss auftritt. Trotz zahlreicher positiver Erfahrungen blieb für sie immer die Frage “Woher kommst du?”, die negative Gedanken und Gefühle bei ihr auslöst, auch wenn sie aus echtem Interesse gestellt wird.

Ich frage mich, wie wir uns als Gesellschaft entwickeln würden, wenn wir in der Kennenlernphase die Frage “Woher kommst du?” einfach weglassen würden.Anna Gette

Bis heute kann sie sich nicht mit einem Land oder einer Nationalität identifizieren – sie interessiert der Mensch jenseits der nationalen Schublade. “Schubladen nutzt man gerne, um Menschen schnell einordnen zu können. Doch das sind nur platte Klischees, die einem komplexen Menschen nie gerecht werden können”, sagt Gette. Sie regte an, diese Frage nach der Herkunft einfach bewusst wegzulassen: “Vielleicht erkennen wir auf diese Weise genauer, wer da vor uns steht und dringen schneller zum Charakter des einzelnen Menschen durch – und hoffentlich können wir dadurch für besseres Verständnis und zu mehr Frieden beitragen.”

Vielfältiger Segen für die neuen Räume

Imam Maher Khedr, Werner Freidmann, Pfarrer Alfons Forster und Dekan Thomas Guba (von links). Foto: Franz Rieger

Christen, Juden und Muslime leben in Weiden friedlich zusammen. Über den Interreligiösen Gesprächskreis kennen sich die Verantwortlichen schon lange, so war es selbstverständlich, dass die Räume zum Abschluss durch Imam Maher Khedr, Werner Freidmann von der Jüdischen Gemeinde, Pfarrer Alfons Forster und Dekan Thomas Guba gleich vierfachen Segen erhielten.

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1 Kommentare

Ahmad Nabaz - 18.12.2022

Herr Manfred ist ein guter Mensch. Er verdient allen Respekt.👍