Ronja Künkler in JVA Stadelheim: “Letzte Generation” in Präventivhaft

Die Tochter des evangelischen Pfarrers Hans-Peter Pauckstadt-Künkler ist am 29. August in Haft genommen worden. Sie wurde in München dem Haftrichter vorgeführt. “Das ist eine Sache von zehn Minuten”, ließ sie nach Auskunft der Pressestelle der “Letzten Generation” über ihren Anwalt ausrichten.

Keine Kontaktmöglichkeit für Eltern

Mit ihr befinden sich 23 weitere Aktivisten in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Sie müssen bis Ende der kommenden Woche hinter Gitter bleiben: Dann endet die Internationale Automobilausstellung in München. Seit dem Wochenende hat sich die Zahl der inhaftierten “Klimakleber” damit von 14 auf 27 fast verdoppelt. Das bayerische Polizeiaufgabengesetz lässt bis zu 30 Tage Präventivhaft zu.

Ein direkter Kontakt zur Tochter ist den Eltern Hans-Peter und Sigrid Pauckstadt-Künkler nicht möglich. Eine Postkarte ist schon abgeschickt. Für Donnerstag ist ihnen ein Besuchstermin von 20 Minuten in Aussicht gestellt worden. Sie erhalten ihre Informationen über die Elterngruppe der “Letzten Generation”.

Hintergrund: IAA in München

Pfarrer Pauckstadt-Künkler ist schockiert über den “heftigen Eingriff”: “Wenn man sieht, was die Bundesregierung an Verfassungsbruch begeht, dann finde ich das Vorgehen gegen die jungen Leute für völlig überzogen.” Die Bundesregierung sei durch die Verfassung verpflichtet, effektiven Klimaschutz zu betreiben. “Da sollte man lieber Olaf Scholz in Haft nehmen.”

Hintergrund der aktuellen Inhaftierungen sind die angekündigten Proteste im Umfeld der IAA in München (5. bis 10. September). “Da will man Ruhe haben.” Seine Tochter (24) habe sich im Frühjahr aktiv der “Letzten Generation” angeschlossen und seither etwa ein Dutzend Mal an Protesten teilgenommen, unter anderem in Würzburg, Nürnberg und Bamberg. In Bamberg saß sie auch schon einmal in Haft.

Der evangelische Pfarrer macht keinen Hehl daraus, dass er selbst kein Freund der Klebe-Aktionen ist: “Das ist aus meiner Sicht die falsche Methode. Man kann nicht Unrecht mit Unrecht bekämpfen.” Aber im Kern unterstützt das Ehepaar die Ziele der jüngsten Tochter. “Wir haben uns selbst für sowas eingesetzt.”

Vegane Kost und Yogamatten

Mit Erleichterung hat Hans-Peter Pauckstadt-Künkler erfahren, dass die Tochter mit drei weiteren jungen Frauen der “Letzten Generation” in einer Zelle untergebracht ist. Selbst der Wunsch nach veganer Kost wurde erfüllt. “Ihre Yogamatten bekommen sie auch.” Nichtsdestotrotz sei der Hafteindruck für die jungen Menschen heftig: “Freiheitsberaubung ist Freiheitsberaubung.” Anwaltlich werden die Aktivisten von einem Anwaltspool der “Letzten Generation” vertreten.

Ronja Künkler beschreibt auf ihrem Instagram-Account “ronjasmusik” ihre Erfahrungen bei den Protestaktionen, die sie durch ganz Bayern führten: “Mehrfach täglich Protest. Mal gehend, mal sitzend, mal klebend. Gitarre spielen auf einer leeren Bundesstraße, umgeben von orangenen Westen und einem Traktor. Stunden in Zügen, noch viel mehr Stunden in Polizeistationen. Mal auf dem Flur, mal in einem Linienbus (ja, wirklich, das war unsere Sammelzelle), mal über Nacht in einer Einzelzelle.”

Ronja Künkler: “Ob das notwendig ist? Ja!”

Ronja Künkler schreibt weiter: “Vom Kripobeamten gefragt werden, ob ich nicht für den Verfassungsschutz spitzeln möchte. Einmal Nein sagen, zweimal Nein sagen, zehnmal Nein sagen. Brandblasen an den Händen vom reagierenden Kleber, blaue Flecken an den Armen und Schürfwunden an den Knien vom Wegtragen. Ob ich das gerne mache? Nein. Ob es notwendig ist? Ja!”