Wertvolle Prunkstücke: Große Bereicherung für das Flosser Heimatmuseum

Floß. Mit gleich mehreren Exponaten wurde das Flosser Heimatmuseum bereichert. Und hinter diesen stecken auch noch interessante Geschichten.

Eine sichtbare Bereicherung, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Foto: Fred Lehner
Eine sichtbare Bereicherung, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Foto: Fred Lehner
Einen festen und ehrenden Platz hat der Erbauer des Alten Pflegschlosses, Pfalzgraf Christian August von Sulzbach gefunden. Foto: Fred Lehner
Einen festen und ehrenden Platz hat der Erbauer des Alten Pflegschlosses, Pfalzgraf Christian August von Sulzbach gefunden. Foto: Fred Lehner
Foto: Fred Lehner
Foto: Fred Lehner

Das „Heimatmuseum Flosser Amt“ hat mit dem Bildnis des Erbauers des unter Denkmalschutz stehenden „Alten Pflegschlosses“, Pfalzgraf Christian August von Sulzbach, sowie den Meisterstücken aus Bleikristall mit Diamant- und Keramikschliffen aus der früheren Werkstatt des renommierten selbständigen Flosser Glasgraveurs, Hans Wirth, eine sichtbare Bereicherung erfahren.

Offizielle Übernahme

Vor kurzem war die offizielle Übernahme der Exponate im Heimatmuseum. Mit dabei waren neben Vorsitzenden Erich Schieder vom Arbeitskreis Heimatmuseum, Bürgermeister Robert Lindner, Bürgermeister außer Dienst Fred Lehner, Museumsleiterin Karin Pausch, Glasermeister Bernd Schnappauf und Christine Wirth, Schwiegertochter des Glaskünstlers. Vorsitzenden Erich Schieder war es schon immer ein besonderes Anliegen, den Erbauer des Alten Pflegschlosses, Pfalzgraf Christian August von Sulzbach, im Flosser Museum durch sein Bildnis zu verewigen. Das ist nun geschehen.

Die von Fred Lehner mit Stadtarchivar Johannes Hartmann in Sulzbach-Rosenberg geführten Kontakte führten abschließend durch Erich Schieder zur Anschaffung des Bildes. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist eines der ältesten Baudenkmäler im Flosser Amt. In der Denkmalschutzliste heißt es: „Ehemaliges Pflegschloss, 1671 bis 1673 nach Plänen von Joh. Heinrich Seyfried erbaut. Umbauten 1726 und 1922/1923. Zweigeschossiger Satteldachbau mit kolossaler Pilastergliederung. Granitfigur: Hockender, wohl romanisch, beim Eingang des Rathauses“. Gemeint ist das s’Baimannl, das jetzt zwischen dem Alten Pflegschloss und dem neuen Rathaus einen festen und wachenden Platz gefunden hat.

Rückblick in die Ortsgeschichte

Ein Anlass der dafür steht, gerade jetzt im Jubiläumsjahr 1075 Jahre Floß, einen Blick in das Standardwerk der Ortsgeschichte „1000 Jahre Floß“ von Dr. Adolf W. Schuster zu werfen. Dort heißt es, dass es am 15. Januar 1656 zum Neuburger Hauptvergleich kam. Damit entstand das Herzogtum Neuburg-Sulzbach als ein selbständiges, reichsunmittelbares Fürstentum und zugleich als letztes der Wittelsbacher Fürstentümer.

Es umfasste das Landgericht Sulzbach mit der Herrschaft Breitenstein, die Neuburgische Hälfte am Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden und das Pflegamt Floß mit dem Gericht Vohenstrauß. Also herrschte Pfalzgraf Christian August auch über das Pflegamt Floß. Entscheidend für den Bau des Pflegschlosses in Floß war der Kauf des Münchshofes, der ersten greifbaren Siedlung im Flosser Raum unter den Namen Trievenreuth und, oder Trevenreuth aus den Jahren 1124/1125, durch den Markt Floß laut Kaufbrief der Mayerey Münchshoff vom 30. Mai 1670.

Pflegschloss statt Münchshof

Der Pfalzgraf verpflichtet den Markt, für die offensichtlich drei in der Meierei Münchshoff beschäftigten Bauern dafür zu sorgen „drei andere Mannschaften“ aufzurichten. In der Wieden (heute Flossenbürger Straße und Eigenheimsiedlung) sollen diese drei Bauern angesiedelt werden. Außerdem sollte der Markt einen Bauplatz aussuchen, weil der Pfalzgraf „mit der Zeit“ für einen seiner Beamten eine häusliche Wohnung erbauen lassen will.

Der Münchshof und der Zehentstadel verschwanden und das Pflegschloss, das der Pfalzgraf bauen wollte, wurde bereits 1671 begonnen. Die Rede war vom „Neue Gebäw“ in Floß. Baumeister Johannes Ranpino aus Bärnau besichtigte im Februar 1671 den Bauplatz und Johann Heinrich Seyfried war der Regierungsbeauftragte für diesen Bau, während Maurermeister Giovanni Rampino aus Bärnau, ein Mann italienischer Abstammung, den Bau ausführte. Bei der Grundsteinlegung war den Maurern, Handlangern und „Grundtgrabern“ auf Befehl des Pfalzgrafen 120 Maß Bier und „Drey Laib Brodt“ gereicht worden.

Am 13. Mai 1672 besichtigte die hohe Fürstliche Durchlaucht den Bau. Der Fürst hatte das „Neugebäu“ entgegen der ursprünglichen Absicht für seinen persönlichen Gebrauch vorgesehen, gleich daneben sollte sein Oberbeamter, der Pfleger wohnen. Doch dieses Haus ist nie gebaut worden.

Rathaus, Mietwohnungen und Musikschule

Das Pflegschloss fand zu früherer Zeit eine vielseitige Verwendung. Unter anderem war dort zuletzt eine Arztpraxis, das Rathaus von 1922/1923 bis 1974/1975 mit Kanzlei, Kassenraum, Standesamtszimmer und Sitzungssaal, vier Mietwohnungen und die gemeindliche Musikschule untergebracht.

Das Alte Pflegschloss wurde auf die Initiative des damaligen Bürgermeisters Fred Lehner als Heimatmuseum ausgewiesen. Der Umzug in das 1974/1975 neu gebaute Rathaus erfolgte im Jahre 1975. Damit standen für die Unterbringung eines Großteils der heute über 1.600 wertvoll vorhandener Exponate die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Pflegschlosses gänzlich zur Verfügung.

Meisterstücke aus Bleikristall

Die Meisterstücke aus Bleikristall, Spitzenexponate kunsthandwerklichen Schaffens des renommierten selbständigen Flosser Glasgraveurs Hans Wirth (1921/1986) zeigen den sogenannten Diamantschliff und Keramikschliff. Es handelt sich um eine dreiteilige, geschwungene Bodenvase aus weißem Bleikristall mit einer Gesamthöhe von einem Meter. Die drei übereinander gestapelten Elemente lassen sich wahlweise auch als Einzelstücke platzieren. Dazu eine dreiteilige zylindrisch geformte Standvase in den Überfangfarben weiß-blau mit einer Gesamthöhe von 90 Zentimeter.

Die Rarität dieser Unikate ergründet sich primär aus dem Mittelstück der Standvase, welches mit handwerklich exzellent gelungener reliefartiger Tiefgravur in einem 360-Grad Kreisbogen nacheinander drei Heimatmotive des Marktes Floß abbildet. Erkennbar sind die Wallfahrtskirche St. Nikolaus, der granitene Marktbrunnen (Röhrkasten) samt aufgesetzten Adler-Wappentier und schließlich die Burgruine Flossenbürg.

Namhafte Empfängerkreise

Übrigens zählten zu den Empfängerkreisen der Glaskunst von Hans Wirth der frühere Bayerische Wirtschaftsminister Otto Schedl und Ministerpräsident Alfons Goppel. Seit April 2023 gehören diese Kunstwerke jetzt als Dauerleihgabe zu den wertvollsten Exponaten des Heimatmuseums. Darüber freute sich auch Bürgermeister Robert Lindner, der nach den geschichtlichen Erzählungen durch Erich Schieder von wertvollen Prunkstücken im Museum sprach.

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