Ausverkauf im Unverpacktladen: “Nackter Frosch” schließt am Montag

Weiden. Nach einem ambitionierten Start schließt der Unverpacktladen in Weiden nach nur eineinhalb Jahren. Die Krise ließ die Kunden wegbrechen, sagen die Betreiberinnen. Doch der "Nackte Frosch" hat einige treue Fans, die nun verzweifelt sind.

Der
Der “Nackte Frosch” mit Inhaberin Sarahh Bauer (links) ist kurz vor Schluss nochmal voll. Viele Stammkundinnen werden das Unverpacktkonzept schmerzlich vermissen. Bild: Beate Luber
Weniger Plastik wäre gut, den Unverpacktladen gibt es leider nicht mehr. Bild: Beate Luber
Weniger Plastik wäre gut, den Unverpacktladen gibt es leider nicht mehr. Bild: Beate Luber
Der Unverpacktladen
Der Unverpacktladen “Nackter Frosch” in Weiden. Die Inneneinrichtung steht zum Verkauf. Bild: Beate Luber
So sieht ein Einkauf im
So sieht ein Einkauf im “Nackten Frosch” aus. Alles selbst in Gläser verpackt, die die Kunden selbst mitbringen. Etwas aufwendig, aber sehr umweltfreundlich. Bild: Beate Luber
Die Kunden kaufen säckeweise die Lager leer, so Sarah Bauer. Bild: Beate Luber
Die Kunden kaufen säckeweise die Lager leer, so Sarah Bauer. Bild: Beate Luber
Der
Gloria Bauer kauft einmal die Woche im Unverpacktladen. Bald wird ihr Einkauf wieder deutlich plastik enthalten. Doch sie will möglichst auf Großpackungen aus dem Internet und Lieferservices umsteigen, sagt sie. Bild: Beate Luber
Der Unverpacktladen
So sieht ein Einkauf im
Die Kunden kaufen säckeweise die Lager leer, so Sarah Bauer. Bild: Beate Luber

Die Lager müssen leer werden. Seit Mittwoch kostet im Unverpacktladen alles 50 Prozent. Doch schon bevor die Geschäftsführerinnen Sarah Bauer und Anett Hartenstein den Ausverkauf starteten, war der Laden wieder voll – seit klar war, dass der “Nackte Frosch” schließt. Das ist etwas tragisch. “Wir haben so hohen Umsatz wie noch nie. Wäre das immer so gewesen, hätten wir nie schließen müssen”, sagt Sarah Bauer bitter. Die Monate zuvor seien stundenlang keine Kunden im Laden gewesen, die Tagesumsätze katastrophal ausgefallen.

Viele Tränen

Doch die 28-Jährige ist auch dankbar: “Es ist toll zu sehen, wie wichtig der Laden für viele Kundinnen und Kunden war.” Eine hätte fast einen Nervenzusammenbruch bekommen, als sie erfuhr, dass der Laden schließen muss. Andere hätten geweint, es gab viele Umarmungen.

“Jetzt sind wir aufgeschmissen”

Denn der “Nackte Frosch” hat eine feste Fangemeinde, die fest hinter dem plastikfreien Konzept steht. Eine davon ist Tina Hartung. “Wir kaufen nur hier”, erzählt die Lehrerin aus Waldsassen. Betrachte man die Preissteigerungen in anderen Märkten und rechne man die Plastikverpackung mit, sei der Unverpacktladen billiger als andere. Auch spare sie beim Müll, die vierköpfige Familie habe nur eine kleine Mülltonne. “Jetzt sind wir aufgeschmissen”, sagt sie. Die nächste Möglichkeit sei in Nürnberg. Doch da müsse sie wieder Auto fahren. “Wir müssen wieder zurück nach Hersching ziehen. Da gibt es noch einen Unverpacktladen”, ruft sie und packt weiter Waschsoda in große Gläser.

“Die wollen kein Geld mehr ausgeben”

Der Fall in Weiden ist jedoch symptomatisch. “Jeden Tag schickt der Bundesverband der Unverpackt-Läden neue Meldungen von Schließungen”, sagt Inhaberin Bauer, sei es in Würzburg, Erlangen, Berlin oder Siegen. “Die Leute wollen kein Geld mehr ausgeben, vor allem nicht für Lebensmittel.”

Nur noch an zwei Tagen geöffnet

Der nackte Frosch in der Frauenrichter Straße hat noch am Freitag, 9., und Montag, 12. September geöffnet. Samstag ist geschlossen. Auf das gesamte Sortiment gibt es 50 Prozent, außer auf frische Sachen wie Eier, Joghurt oder Eis.

Der Standort in der Frauenrichter Straße sei nach Meinung von Bauer kein Grund für die schlechte Kundenresonanz gewesen. “Wir haben eine breite Durchgangsstraße, Parkplätze vor der Haustür”, sagt sie. Von einem Standort in der Innenstadt sei den beiden Geschäftsführerinnen, die beide keine Erfahrung im Einzelhandel hatten, abgeraten worden. “Politiker, Aktivisten, alle sagten, wir brauchen Parkplätze.” Auch sei die Auswahl in Weiden nicht sehr gut. “Viele leerstehende Läden in Weiden haben Schimmel, Ungezieferbefall oder eine sehr schlechte Energiebilanz.”

Viele Privatschulden trotz Crowdfunding

Die 36.000 Euro, die die Frauen 2021 per Crowdfunding für den Unverpackt-Laden sammelten, verpuffte. “Nach Abzug von Steuern und Dankeschön-Gutscheinen blieben uns 14.000 Euro”, rechnet Bauer vor. “Schon allein für die Inneneinrichtung haben wir 70.000 Euro investiert.” So umweltfreundlich das Unverpackt-Konzept ist, so aufwendig ist es auch. Eines der zahlreichen Lebensmittelspender-Boxen koste 100 Euro. Es müsse ständig aufgefüllt und gesäubert werden. Bauer und Hartenstein nahmen Kredite auf, investierten Privatvermögen – jetzt sitzen sie auf einem Berg Schulden, einem Haufen Lebensmittelsäcken und einer teuren Inneneinrichtung.

Geöffnet bis 12. September

Die Lebensmittel versuchen sie beim Ausverkauf loszubekommen, für die Inneneinrichtung gebe es Interessenten aus der Region. Was die Zukunft bringt, was sie als Nächstes macht, weiß Bauer noch nicht, die BWL im Bachelor studiert hat. Hartenstein arbeitet bereits Vollzeit als Rechtsanwaltsgehilfin. Und Bauer steht, wie die letzten eineinhalb Jahre, 16 bis 18 Stunden im Laden, sagt sie. “Ich hatte noch gar keine Zeit, mir Gedanken zu machen.” Jetzt will sie erst einmal die letzten Tage bis 12. September herumbekommen, in denen der nackte Frosch immer nackter wird.

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