Chris Böttcher im Interview: “Warum ich den Oberpfälzer Dialekt nicht nachmache”

Waldsassen. Er ist ein Kabarettist und Comedian mit vielen Stimmen und Gesichtern. Chris Boettcher begeisterte seine Fans mit seinem aktuellen Programm „Schluss mit frustig“ in der gut gefüllten Stadthalle in Waldsassen. In einer Pause nahm er sich Zeit für unsere Fragen.

Chris Boettcher live Waldsassen

Von Peter Gattaut

Sein Auftaktlied über Waldsassen zeugte von guter Recherche und unvollendeten Reimen in Perfektion. Urkomisch als Boettcher mit dem Song „Wer von Euch?“ mit dem Publikum auf Tuchfühlung ging. So outeten sich z.B. ein Heino-Fan und Frauen mit neuen Schuhen. Natürlich durften Gesangs und Parodie-Einlagen von Angela Merkel und Horst Seehofer über Peter Maffay, Dieter Bohlen und Herbert Grönemeyer bis zu Bundestrainer Jogi Löw und US-Präsident Trum nicht fehlen. Boettcher verstand es immer wieder mit seinen zweideutig eindeutigen unvollendeten Reimen seine Zuschauer zu Lachattacken herauszufordern.

Unsere Reporter Sandra und Peter Gattaut haben Chris Boettcher in der Pause zum Interview getroffen.

Stillstand bringt mich auf die Palme

Gattaut: Dein aktuelles Programm „Schluss mit frustig“ spiegelt ja auch eine Menge Unverständnis an aktueller Politik wieder. Gibt es da einen besonderen Punkt der Dich extrem schnell auf die Palme bringt?

Chris Boettcher: Klar, der Stillstand und die Ideenlosigkeit in der Politik. Natürlich kann man sich als Kabarettist keine bessere Figur als „Angie“ Merkel wünschen. Politisch gesehen wäre es aber wirklich besser, wenn eine Amtszeit – wie ausgerechnet Söder vor Kurzen publizierte – auf 10 Jahre beschränkt wäre. Auch Europa zieht nicht an einem Strang, wenn man sich nur mal die Thematik der aktuellen Flüchtlingspolitik vor Augen führt.

Du parodierst ja eine Vielzahl von Prominenten. Hat sich schon mal jemand beschwert?

Oh ja! Als zum Beispiel „Loddar und Franz“ so richtig boomte, musste ich eines Tages zum Programmdirektor. Der erklärte mir, dass es keine weiteren Fortsetzungen mehr geben wird. Es gab Beschwerden von ganz Oben hieß es. Ja eine Lichtgestalt hatte angerufen und die Absetzung gefordert. Persönlich beschwert hat sich Uli Höneß bei mir, da ich seiner Meinung nach, Jupp Heynkes schlecht parodierte. Was mir letztendlich aber die Einladung zur Weihnachtsfeier des FC Bayern München einbrachte. (lacht)

Chris Boettcher live Waldsassen Interview Gattaut
Sandra und Peter Gattaut zusammen mit Chris Böttcher (Mitte) bei seinem Auftritt in Waldsassen.

“Ancelotti hat Bayern falsch eingeschätzt”

Du bist ein eingefleischter FC Bayern-Fan. Wie würdest Du die Absetzung von Trainer Ancelotti und das Comeback von Jupp Heynckes beschreiben wollen?

Galaktisch. Als damals der FC Bayern mit Jupp Heynkes das Triple holte, durfte ich beim Rathausempfang das Vorprogramm mitgestalten. Jupp Heynkes ist sehr sympathisch und völlig natürlich. Carlo Ancelotti hat, glaube ich, die Situation beim FC Bayern völlig falsch eingeschätzt. Eine gute Mannschaft ist noch lange kein Selbstläufer.

Du warst letztes Jahr beim Oberpfalz-Festival in Tännesberg zu Gast. Wie hat es dir bei uns gefallen? 

Ich hab einige Freunde in der Oberpfalz und komme immer wieder gerne in diese schöne Gegend. Ich werde mich aber hüten diesen Dialekt zu parodieren, das können andere, z. B Hannes Ringlstetter wesentlich besser. In Tännesberg vor dieser Kulisse aufzutreten war schon ein Erlebnis. Da hieß es von Anfang an Vollgas zu geben, denn die Bühne ist ein Stück weiter vom Publikum weg. Ich würde immer gern wieder kommen!

Chris Boettcher live Waldsassen Interview Gattaut
In einer Pause nahm sich der Kabarettist Zeit für ein Interview.

Lehrer und mehr Auftritte im öffentlich Rechtlichen

Auf welche Highlights darf man sich im nagelneuen Programm „Freischwimmer“ ab März 2018 freuen?

Ich habe das neue Programm bisher noch nicht vor Publikum gespielt. Ich denke aber, dass der Beruf Lehrer eine übergeordnete Rolle spielen wird und sich so zum Highlight des Programms mausern könnte. Weitere Höhepunkte meines Schaffens 2018 wird eine neue Radiorubrik mit mir auf Bayern 1 sein. Außerdem bin ich bei der neuen Show „Was ist das denn“ im Bayerischen Fernsehen in einigen Staffeln zu sehen.

Die letzte und obligatorische Frage zum Interview-Ende. Welche Botschaft willst Du unseren Lesern und Deinen treuen Fans in drei kurzen Sätzen mit auf den Weg geben?

Man muss nicht alles bis zum bitteren Ende durchziehen. In vielen Dingen des Lebens ist „Freischwimmen“, wie mein neues Programm auch heißt, die beste Lösung. Wir sollten alle etwas flexibler werden und auch mal etwas Ballast abwerfen.

Fotos: Peter Gattaut

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