“In der Spur oder abseits vom Gleis?”: Diskussion über Lärmschutz

Altenstadt/Weiden. Im Rahmen der Elektrifizierung der Bahnstrecke Hof-Regensburg wurde in Anwesenheit von Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn, Ronald Pofalla, eine Diskussionsrunde über die Zukunft unter dem Motto „In der Spur oder abseits vom Gleis?“ veranstaltet. Schon im Vorfeld machte sich Robert Hanft, Leiter Portfolio Nordbayern der DB Netz AG, am Altenstädter Bahnhof vor Ort ein Bild von der Situation.

Von Johanna Jankowski

Elektrifizierung Bahn Pofalla
Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch, Mitglied des Europaparlaments Ismail Ertug, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn, Ronald Pofalla, und Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern der DB AG, Klaus Dieter Josel, diskutierten über die Zukunft der Oberpfälzer Bahnstrecke.

Bereits am frühen Nachmittag konnte Bürgermeister Ernst Schicketanz Robert Hanft und Uli Grötsch am Altenstädter Bahnhof in Empfang nehmen. Ernst Schicketanz betonte, dass man prinzipiell nichts gegen die Elektrifizierung der Strecke hätte, wenn denn der Lärmschutz damit einhergehe.

„Die Ostbayernresolution zeigt, wie sehr wir uns für den Lärmschutz einsetzen. Wenn wir die Sache überparteilich angehen und an einem Strang ziehen, dann können wir auch etwas erreichen!“

Robert Hanft kann die Sorgen der Anwohner nachvollziehen. Er ist überzeugt, dass der Bahnabschnitt auch in Zukunft keine reine Güterverkehrsstrecke wird, dennoch aber mehr Züge im Güterverkehr fahren werden. Jedoch kann kein verbesserter Lärmschutz garantiert werden. Das Problem liegt darin, dass es noch keine Prognosen gibt, wie viele Züge letztendlich auf der Strecke fahren werden. Falls die vermehrte Belastung der Strecke nach der Elektrifizierung auch schon vorher gefahren hätte werden können, greift keine Gesetzesgrundlage zum Lärmschutz. Hinzu kommt noch, dass die TEN Regelung bisher nur ein Beschluss ist und noch kein bindendes und verabschiedetes Gesetz.

Elektrifizierung Bahnstrecke Grötsch, Hanft, Schicketanz
Robert Hanft und Uli Grötsch (von links) machten sich gemeinsam mit Bürgermeister Ernst Schicketanz (rechts) vor Ort ein Bild von der Situation.

Diskussion über die Elektrifizierung

Uli Grötsch ist überzeugt, dass die Elektrifizierung der Bahnstrecke mit Lärmschutz und einer besseren Anbindung an den Personenverkehr einhergehen muss.

„Wir sind uns bewusst, dass dieses Thema „elektrisiert“. Unsere Region darf unter der Maßnahme nicht leiden, sondern muss davon profitieren.“

Bei der Diskussion waren alle Parteien vertreten. Daran nahmen neben Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn, Ronald Pofalla, auch sämtliche Bürgermeister der Region, Landräte, Stadträte, Vertreter von Gewerkschaften, der Handelskammer und auch viele betroffene Bürger teil. Ronald Pofalla sieht den Bundesverkehrswegeplan 2030, der bald verabschiedet werden soll, als Zeitenwende. Jetzt steht nicht mehr der Neubau von Bahnstrecken, sondern die Verbesserung bereits bestehender Strecken im Fokus.

Die Bahn kümmert sich bereits um Lärmvorsorge

„Natürlich sind wir uns bewusst, dass der Bahnlärm ein großes Thema ist. Aber die Deutsche Bahn setzt sich bereits seit Jahrzehnten dafür ein, dass der Bahnlärm reduziert wird”, sagt Ronald Pofalla. Die Bahn hat sich das Ziel gesetzt, den Bahnlärm bis zum Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2000 zu halbieren. Bereits bis Ende des Jahres werden 32.000 Güterzüge etwa mit Flüsterbremsen umgerüstet. Dies ist die Hälfte aller Güterzüge der Deutschen Bahn.

„Wir unternehmen alle Anstrengungen, die möglich sind, um für Lärmminderung zu sorgen. Wenn wir alle weiter so zusammenarbeiten, wie wir es bisher getan haben, können wir den Lärmschutz im Sinne der Anwohner umsetzen“,

meint Ronald Pofalla. Allerdings kann erst nach Umsetzung der Elektrifizierung entschieden werden, ob es sich bei der Baumaßnahme um eine wesentliche Änderung handelt und somit der Lärmschutz auf TEN Strecken greift. Ronald Pofalla ist allerdings fest überzeugt, dass es als wesentliche Änderung anerkannt werde. Die Entscheidung liegt letztendlich aber beim Eisenbahn-Bundesamt.

Zukunft der Bahnstrecke bleibt weiterhin ungewiss

Ismail Ertug, Abgeordneter des Europäischen Parlaments meint, dass man auf europäischer Ebene handeln müsse. Es soll ein gemeinsamer europäischer Rahmen geschaffen werden, aufgrund dessen dann auch die Bundesparlamente handeln müssen. Oberbürgermeister Kurt Seggewiß gibt zu, dass viele Bürger von der Situation rund um die Elektrifizierung genervt sind:

“Ich sag’s jetzt einfach mal ganz direkt: Ich habe genau zugehört. Herr Pofalla hat gesagt, es könnte sich um eine TEN Strecke handeln auf der Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden sollen. Das hilft uns nicht weiter. Wir brauchen konkrete Aussagen.”

Laut Oberbürgermeister Kurt Seggewiß muss man sich wundern, dass die Menschen immer politikverdrossener werden oder die AfD wählen, wenn es keine klaren Aussagen gebe. Erst wenn aus dem „könnte“ ein „so wird es gemacht“ werde, kann man sich gemeinsam auf die Elektrifizierung freuen.

Elektfizierung Bahnstrecke Diskussion Grötsch, Pofalla, Josel
Auch Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder, Mitglied des Bundestages Uli Grötsch, Ismail Ertug vom Europa-Parlament und Bahnvertreter Klaus-Dieter Josel (von links) verfolgten gespannt die Einschätzung der Situation von Ronald Pofalla, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn.

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