Ebenbilder Gottes mit Ecken und Kanten

Burkhardsreuth. Für eine volle Pfarrkirche braucht es nicht unbedingt ein Hochfest wie Weihnachten oder Ostern. In Burkhardsreuth lockte der von der Katholischen Landjugend unter dem Motto „Unikat – Muss denn immer alles perfekt sein?“ gestaltete Jugendgottesdienst die „Pfarrkinder“ aller Generationen in großer Zahl ins Gotteshaus – und auch diesmal gaben die Jugendlichen den Kirchenbesuchern allerlei zum Nachdenken, Freuen und Staunen mit auf den Weg.

Das Licht göttlicher Würde, das jedem Menschen eigen sei, zum Wohl der Mitmenschen leuchten lassen: Darin bestünden Selbstbewusstsein und Selbstliebe nach biblischer Lehre, betonte die Katholische Landjugend Burkhardsreuth in ihrer “Jugendgottesdienst-Predigt”. Foto: Bernhard Piegsa

Kernbotschaft der Eucharistiefeier war die Einsicht, dass die Menschen „jeder für sich einmalig und zugleich eins in Gott“ seien: Weil sie als Individuen wie als Menschheit „Ebenbild Gottes“ und somit „von Gott mit unendlicher Würde ausgestattet“ seien, leuchte „in jedem von uns etwas von Gott“, betonte Pfarrer Edmund Prechtl. Trotzdem, so die Jugendlichen in ihren Gebets- und Meditationstexten, fühlten sich die Menschen oft „den eigenen Ansprüchen und den Ansprüchen anderer nicht gewachsen“, hielten sich „für nicht gut genug“ und neigten dazu, sich anderen anzupassen und dabei „zu vergessen, wie wir wirklich sind“.

Wirtschaft und Medien trügen dazu ihren Teil bei, indem sie Schönheits- und Karriere-Ideale als vermeintlich verlockende Maßstäbe vermarkteten, an denen allzu viele meinten, sich messen zu müssen. Doch „Schönheit ist mehr als Gesicht und Körper“, und die von der Bibel postulierte „Gottesebenbildlichkeit“ sei nicht mit einem idealbildhaften Aussehen zu verwechseln, sondern „meint dich als ganze Person“. Das Evangelium zwinge nicht zu einer Perfektion, wie Menschen sie oft sich selbst und anderen als Ziel vor Augen setzten: „Es ist nicht unsere Aufgabe, perfekt zu sein – ich bin Mensch und nicht Gott.“

Ans individuelle Ziel kommen

Jesu Aufruf „Ihr sollt vollkommen sein“ sporne vielmehr an, „vollendet“ und „vollständig“ im Sinne von „reif“ zu werden und so ans individuelle „Ziel zu kommen“: „Wir sollen an uns arbeiten, nicht um wie andere zu werden, sondern um das Beste aus uns herauszuholen.“ Die Bibel selbst sei voll von Geschichten über unperfekte Zeitgenossen, die Gott gleichwohl für seine Ziele gebrauchte: So sei Noah ein Trinker, Jakob ein „Betrüger“, Mose ein „Mörder“ und Saulus-Paulus ein Christenverfolger gewesen. Oft seien gerade jene Mitmenschen „inspirierend“, die „uns offenbaren, mit welchen Unzulänglichkeiten sie alltäglich zu kämpfen haben und wie sie es trotzdem schaffen, ihren Alltag zu meistern“.

Trotz aller „Schwächen, Ecken und Kanten“, die jedem Menschen eigen seien, ächte die Bibel die Selbstliebe nicht grundsätzlich als vermeintlich hochmütige, egoistische und unanständige Eitelkeit, bekräftigten die Jugendlichen. Das Gebot Jesu „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ ermuntere dazu, „sich selbst anzunehmen, wie man ist, und sich selbst zu lieben als ein Geschöpf Gottes“, und erhebe eine maßvolle „Selbstachtung und Selbstakzeptanz“ sogar zu einer „Grundvoraussetzung“ für die Fähigkeit zur Nächstenliebe. In diesem Sinne dürften Menschen auch „stolz auf ihre Persönlichkeit, auf dieses einmalige Paket an Begabungen, erlernten Fähigkeiten und Erfahrungen“ sein: „Gott hat uns so gewollt, wie wir sind, und will uns in seiner Welt genau so dabeihaben. Das macht uns unendlich wertvoll – vergessen wir das nie.“

„Auftreten statt austreten“

Mit einer „standing ovation“ honorierten die Besucher zum Schluss die Leistung der Landjugendgruppe und des aus Kirchenchor- und Landjugendmitgliedern erstmals gebildeten „Projektchors“, der die Eucharistiefeier musikalisch begleitete. Pfarrer Edmund Prechtl lobte das beeindruckende „Zeugnis“ der Jugend, bei dem „einem das Herz aufgegangen“ sei: „Nur wenn Menschen in der Kirche auftreten, anstatt auszutreten, und sich einbringen, wie sie sind, kann der Glaube in die Welt und die Zukunft getragen werden. Und wenn wir uns bewusst sind, dass uns in jedem von uns Gott gegenübertritt, dann hat das eine revolutionäre Auswirkung darauf, wie wir miteinander umgehen.“

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