“Feuerkinder”-Ärztin besorgt um Patienten

Waldsassen. Die Waldsassener Ärztin Dr. Annemarie Schraml ist besorgt über die Ausbreitung des Corona-Virus in Tansania. Dort helfen sie und ein Team von medizinischen Helfern regelmäßig ärmsten Menschen mit der Aktion “Feuerkinder”. 

Von Werner Männer 

Feuerkinder Ärztin Dr. Annemarie Schraml Waldsassen6
Die ehemalige Chefärztin Dr. Annemarie Schraml aus Waldsassen betreut die Hilfsaktion „Feuerkinder“. Die Corona-Fälle in Tansania machen ihr große Sorgen.

Von einer E-Mail des Krankenhausverwalters des Nkoaranga-Krankenhauses habe Dr. Annemarie Schraml von der Ausbreitung erfahren. Corona-Tests werden nur in der Hauptstadt Daressalaam durchgeführt, was erschwert festzustellen, wie viele Erkrankte es wirklich gäbe. Im Nkoaranga-Krankenhaus wurden strenge Besucher- und Hygienemaßnahmen eingeführt.

Nach Angaben eines deutschen Hoteliers in Tansania sei die Situation wegen der Armut vieler Menschen, gerade in ländlichen Gegenden, sehr ernst. Da für jede medizinische Behandlung sofort bezahlt werden muss, würden viele Erkrankte nicht oder zu spät in die Krankenhäuser gehen und viele zu Hause sterben.

Dr. Schraml berichtet von einem Briefauszug einer deutschen Ärztin, die im Süden Tansanias arbeitet: “Nach Bekanntwerden des ersten Falles am 16. März 2020 wurden im Land alle Schulen, Universitäten, Kindertagesstätten und ähnliche Einrichtungen geschlossen. Inzwischen sind auch die Grenzen dicht. Größere Veranstaltungen wurden untersagt (das muntere Treiben auf den Märkten hält aber an). Mitarbeitern von nun geschlossenen Einrichtungen wurde das Gehalt gekürzt oder gestrichen. Die dadurch folgende Armut wird wahrscheinlich deutlich gravierendere und länger anhaltende Folgen haben als die Pandemie selbst….“

Kinder müssen Hunger leiden

Besonders dramatisch sei die Situation der Kinder, die nicht mehr in den Schulen und Internaten sind, wo sie mit Essen versorgt wurden, wie Dr. Schraml erzählt. “Sie sind nun zu Hause in den Dörfern und müssen oft hungern”. Gerade für Mädchen bestehe die Gefahr, dass sie zwangsverheiratet und/oder beschnitten werden.

Auch die Situation im Reha-Center „Usa River“, wo das „Feuerkinder“-Team während ihrer Einsätze untergebracht ist, sei sehr schwierig, berichtet die Waldsassener Ärztin. Die 120 Schüler sind zu Hause, das Gästehaus geschlossen. Café und der Shop sind leer, auch die Produktion der kürzlich erst eingerichteten Bäckerei ist massiv zurückgegangen. Es mussten und müssen noch Mitarbeiter entlassen werden. Deshalb habe Anfang der Woche der Direktor der Einrichtung, Pastor Kaaya, in Waldsassen angerufen und dringend um Unterstützung und Übernahme der Löhne weiterer Mitarbeiter (bisher werden schon die Löhne von fünf Mitarbeitern bezahlt) gebeten.

Dr. Schraml erzählt weiter: „In Tansania kann es sich kaum jemand leisten, für Wochen zu Hause zu bleiben. Es gibt keine etablierten sozialen Netze wie in Deutschland, wie Kurzarbeit, Lohnfortzahlung, Arbeitslosen- und Krankenversicherung. Viele arme Menschen stehen zwischen der Entscheidung, sich zu infizieren oder zu verhungern.“

Regeln wie in Deutschland seien in Tansania nicht einzuhalten. In dieses Maßnahmenpaket gehöre auch die Herstellung behelfsmäßiger Mund-Nasen-Schutzmasken in der Schneiderei des URRC-Centrums.

„Trotz aller großen Probleme und persönlicher Betroffenheit in Deutschland, dürfen die Menschen in Afrika/Tansania nicht vergessen werden“, so der Appell der Ärztin. Die Aufgaben des Projektes „Feuerkinder“ haben sich aktuell erweitert. Deshalb will das Hilfswerk im Rahmen der Möglichkeiten unterstützend tätig werden, da es für viele Menschen, auch ehemalige Patienten von Dr. Schraml, um Leben und Tod geht.

[box] Aktion „Feuerkinder“ unterstützen: 

EB Kassel BIC: GENODEF1EK1 IBAN: DE53 5206 0410 0103 5099 82 [/box]

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