Gambrinus-Brauerei: Geschäftsführer Steffen Hartmann hört auf

Weiden. Nach fast sieben Geschäftsführer-Jahren hat Steffen Hartmann bei der Gambrinus-Brauerei gekündigt. Im Gespräch mit OberpfalzECHO erzählt er, warum.

Steffen Hartmann hat seinen Geschäftsführer-Job bei der Gambrinus-Brauerei an den Nagel gehängt. Foto: Andrea Schreiber

Steffen Hartmann ist nicht mehr Geschäftsführer der Gambrinus-Brauerei. Am 15. September hatte er gekündigt. Einen Tag vorher stand er noch beim Anzapfen auf der Bühne des Weidener Volksfestzelts. “Die Kommunalpolitiker hatten mich gebeten, mit dabei zu sein.” Dabei wussten sie bereits, dass er aufhören wird. Fast sieben Jahre lang hatte er die letzte Brauerei in der Max-Reger-Stadt geleitet.

Belegschaft war eine große Familie

Warum er die Brocken hingeschmissen hat? “Es gab Unstimmigkeiten über die Fortführung des Betriebs”, erzählt der 46-Jährige im Gespräch mit OberpfalzECHO. Eine Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern und den Inhabern sei aus seiner Sicht nicht mehr möglich gewesen. Wenn er seine gut sechsdreiviertel Gambrinus-Jahre Revue passieren lässt, bekommt er noch immer feuchte Augen. Die Arbeit dort hat ihm Riesenspaß gemacht.

“Wir waren eigentlich eine große Familie.” Gerade auch in den schwierigen Corona-Jahren haben alle mitangepackt. Diese herausfordernde Pandemiezeit hat die Belegschaft der Brauerei noch stärker zusammengeschweißt. Niemanden hat der Geschäftsführer damals in Kurzarbeit geschickt. “Wir hatten ja trotzdem viel zu tun.” Dem Heimgetränkedienst kam eine wichtige Versorgungsrolle zu.

Corona-Jahre überstanden

Die Brauerei hatte mit schwierigsten Rahmenbedingungen zu kämpfen. Explodierende Energiekosten und Preissprünge bei den Rohstoffen. Umgekehrt mussten alle Feste und Veranstaltungen abgesagt werden, die eigentlich von Gambrinus mit Getränken beliefert worden wären. “Wir haben es aber gemeinsam gepackt”, erzählt er. Kaum war der Virus-Spuk vorbei, tobte wieder das Veranstaltungsleben. “Die Leute hatten nach den Verzichtsjahren wieder große Lust zu feiern.” Gut natürlich fürs Geschäft.

Einen Tag vor seiner Kündigung war Steffen Hartmann (rechts) noch beim Anzapfen beim Volksfest dabei. Foto: Stadt Weiden/Pressestelle

Das hat Hartmann in seinen Geschäftsführer-Jahren kräftig ankurbeln können. Absatz und Umsatz stiegen. Nicht selbstverständlich für eine Branche, die mit Einbußen zu kämpfen hat. “Wir haben viele neue Geschäftskunden gewinnen können.” In so mancher Firma stehen mittlerweile Gambrinus-Getränkeautomaten. Als der Diplom-Braumeister am 1. Januar 2017 angefangen hatte, war die Brauerei, wie er es bezeichnet, “ein Schiff, das im Trockendock lag.” Er habe aber Potenzial, das in dem Betrieb steckte, erkannt.

“Kahn” wieder flott gemacht

Dank seines Engagements und der Unterstützung durch die Mitarbeiter konnte der Kahn aber wieder Fahrt aufnehmen. Halt, Mitarbeiter ist der falsche Begriff. “Das waren für mich Kolleginnen und Kollegen.” Und er, Hartmann, war einer von ihnen. Er fuhr auch Bier aus, wenn Not am Mann war, oder packte im Bierkeller mit an. Es wurde an der Qualität des Gerstensaftes weiter gefeilt, neue Flaschenetiketten kreiert und verstärkt die Werbetrommel gerührt.

“Gambrinus” wurde plötzlich wieder deutlich sichtbar. Er ist schon etwas stolz darauf, aus Gambrinus wieder eine gefragte Marke gemacht zu haben, die Heimatverbundenheit ausstrahlt. “Unsere Heimat, unser Bier” – ein Slogan der zieht. Junge Leute ziehen Pullover oder T-Shirts an, auf denen diese vier Worte gedruckt sind. Seinen freiwillig gewählten Abschied sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Familie gefällt es in Weiden

Er hing und hängt an dem Betrieb und den Kollegen. Gleichzeitig hat er endlich die Chance, seiner Vaterrolle gerecht zu werden. “Es ist herrlich, meine dreijährige Tochter in den Kindergarten zu bringen und wieder abzuholen.” Dazu hatte er vorher nie Zeit. “Ich habe die Kleine nur gesehen, kurz bevor ich morgens außer Haus bin und später beim Abendessen.”

Wie es beruflich weitergeht? Hartmann zuckt mit den Achseln. Das eine oder andere Angebot sei ihm schon unterbreitet worden – aus den verschiedensten Ecken Bayerns. Doch er, Frau und Töchterchen fühlen sich in Weiden pudelwohl, sie wollen gar nicht weg. Und er ist zuversichtlich, wieder einen passenden Job zu bekommen. “Ich denke, mit meinem Know-how finde ich mich in jeder Branche zurecht.”

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