Gewässer-Nachbarschaftstag: eine Plattform für den Erfahrungsaustausch

Vorbach. Wasserbau-Experten geben für die Verantwortlichen in Kommunen und Verbänden Hilfestellungen für eine ökologische, wirtschaftliche und sozialverträgliche Entwicklung der Fließgewässer.

Im Gemeindezentrum Vorbach im Mittelpunkt des Treffens mit Vertretern zahlreicher Kommunen, Verbände, Behörden und Fachplanern „Gebt der Natur mehr Raum“. Foto: Robert Dotzauer
Im Gemeindezentrum Vorbach im Mittelpunkt des Treffens mit Vertretern zahlreicher Kommunen, Verbände, Behörden und Fachplanern „Gebt der Natur mehr Raum“. Foto: Robert Dotzauer
Diplom-Biologe Lothar Kroll, Gewässer-Nachbarschaftsberater des Landkreises Neustadt/WN. Foto: Robert Dotzauer
Diplom-Biologe Lothar Kroll, Gewässer-Nachbarschaftsberater des Landkreises Neustadt/WN. Foto: Robert Dotzauer
Foto: Robert Dotzauer
Foto: Robert Dotzauer

Mehr als 60 Mitglieder von Zweckerbänden zur Unterhaltung von Gewässern, Vertreter zahlreicher Kommunen, des Bauernverbandes, der Landschaftspflegeverbände, Fischereivereine, Naturschutzverbände und Behördenvertreter standen bei einem Gewässer-Nachbarschaftstag im Gemeindezentrum Vorbach unter „strenger Beobachtung“. Der Biber, Teil des Vorbacher Gemeindewappens, beäugte das Tun im Saal, so als wollte er sagen: „Bitte lasst mir meinen Lebensraum“.

Das Vorbacher und Oberbibracher Wappentier weiß um die Konfliktsituation mit den Menschen. Biber fällen Nutzholz, untergraben Äcker, Dämme und Deiche und stauen Bäche und Entwässerungsgräben auf. Doch der aktive Wasserbauer war beim Gewässer-Nachbarschaftstag der „zweibeinigen Lebensraumgestalter“ nicht das Vorrang-Thema. Vielmehr hieß es beim ganztägigen Erfahrungsaustausch, im Gespräch zu bleiben. Eine Fortbildung mit Wissenstransfer, in der Empfehlungen zur naturnahen Gewässerunterhaltung, zum Wasserrückhalt in der Fläche und die biologische Durchgängigkeit von kleinen Flüssen und Bächen im Mittelpunkt standen.

Ökologische Lebensader

Gebt der Natur mehr Raum, hieß es schon zu Beginn des Info-Marathons. Diplom-Biologe Lothar Kroll, Gewässer-Nachbarschaftsberater des Landkreises Neustadt/WN, unterstrich nach der Begrüßung durch Vorbachs Bürgermeister Alexander Goller die Notwendigkeit, bei der Pflege und Entwicklung der Bachlandschaften dem Spannungsfeld zwischen Wasserwirtschaft und Grundwasserneubildung mehr Beachtung zu schenken.

Gewässerschutz bedeute auch Naturschutz und Gesundheitsschutz. Ein Leitgedanke, den auch Diplom-Ingenieur Werner Rehklau in den Mittelpunkt seiner Empfehlungen rückte. Der Experte des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) zeichnete als Leitbild vorbildlicher Gewässerpflege eine ökologische Lebensader mit der Schaffung durchgängiger Gewässer, eine natürliche Gewässerrückhaltung als Maßnahme des Hochwasserschutzes und Uferstreifen als Landschaftselement mit Sozialfunktion.

Aus der Praxis für die Praxis

Neue Erkenntnisse lieferte der LfU-Vertreter über den Nutzen von Gehölzreihen an den Bachufern. Eine durchgehende Beschattung könne die Wassertemperaturen der Bäche um zwei Grad senken. Eine Einladung an Fischereivereine und Angler zum Forellenbesatz. Für die Anrainer der Creußen, als Gewässer 2. Ordnung im Verantwortungsbereich des Staates, informierte Johannes Pausch vom Wasserwirtschaftsamt Weiden über die Umsetzung von Sanierungskonzepten nach ökologischen Gesichtspunkten, mit einem Gewinn auch für die Entwicklung der Anrainergemeinden.

Aus der Praxis für die Praxis hieß es bei den Tipps von Konrad Nagl, Geschäftsführer des Zweckverbandes Cham und von Erbendorfs Bürgermeister Johannes Reger, Vorsitzender des Zweckerbandes Gewässer dritter Ordnung im Gebiet Rauher Kulm. Zur Vermeidung von Gewässerverschlammungen legte Michael Lukas als Gewässerschutzberater des Landwirtschaftsamtes mit Blick auf die starke Zunahme des Boden-Abtrags durch Starkregen den Landwirten nahe, zum wirksamen Schutz vor Humusabtrag entlang der Gewässer verstärkt Grünstreifen anzulegen und einen Fruchtwechsel zu forcieren.

Möglichkeiten der Entschärfung

Das Angebot zur GewässerschutzBeratung beinhaltete auch Hinweise zur finanziellen Förderung. Das verheerende Hochwasser des Biberbaches im Gemeindeteil Oberbibrach noch in schrecklicher Erinnerung interessierte die Versammlungsteilnehmer auch die Ausführungen von Dr. Michael Spannring vom Planungsbüro SKI.

Der Wasserbau-Ingenieur beleuchtete das Thema Sturzflutrisiken in Zeiten des Klimawandels, informierte über die Vielfalt der Handlungsfelder bei der Hochwasservorsorge und erläuterte bei einer anschließenden Ortsbegehung am Biberbach Möglichkeiten der Entschärfung von Hochwassergefahrenpunkten. Für verbesserungswürdig hielt Michael Spannring zudem eine öffentlichkeitswirksame Überzeugungsarbeit.

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