Kloster St. Felix: Patres haben Angst um ihre Mitbrüder in der Ukraine

Neustadt/WN. 17 Mitbrüder der Krakauer Ordensprovinz der Franziskaner-Minoriten, zu der auch das Kloster St. Felix gehört, kümmern sich in der Kustodie in der Ukraine um Kriegsflüchtlinge und zurückgebliebene Senioren und Pflegebedürftige. In Neustadt/WN machen sich die Patres große Sorgen um die Sicherheit ihrer Ordenskollegen.

Jeder macht sich in diesen schweren Zeiten in der Ukraine nützlich. Männer helfen bei Holzarbeiten, Frauen lernen Erste Hilfe. Foto: Dr. Stanislaw Kawa

Während Deutschland keine eigene Ordensprovinz ist, sondern als Delegation der Krakauer Ordensprovinz geführt wird, wurde die ukrainische bisherige Delegation nach der Bischofskonferenz im Oktober letzten Jahres zur Kustodie hochgestuft“, klärt Guardian Pater Stanislaus Sliwinski vom Kloster St. Felix auf. Sie gilt deshalb als Regionalorganisationseinheit des Franziskanerordens unterhalb einer Ordensprovinz.

17 Mitbrüder betreuen dort fünf Klöster in Lemberg (Lwiw), Kiew, Kremenchuk, Mackowce und Bolszowce. „Vor allem die sechs polnischen Mitbrüder, die dort tätig sind, kenne ich zum Teil schon seit meiner Studienzeit“. Regelmäßigen Kontakt zu der deutschen Delegation hält der ukrainische Kustator Pater  Dr. Stanislaw Kawa. Er berichtet in regelmäßigen Abständen auch der Generalleitung des Ordens in Rom.

Angriffskrieg verändert die Aufgaben

Die meisten jungen Menschen in der Ukraine sind geflohen. Zurückgeblieben sind die Senioren, die in den Kirchen für den Frieden beten. Foto: Dr. Stanislaw Kawa

Von einem Tag auf den anderen haben sich die Aufgaben der Franziskaner-Minoriten in der Ukraine durch den russischen Angriffskrieg geändert. „Die Situation ist sehr schwierig. Das ganze Land ist in Bewegung. Während die jungen Männer kämpfen, flüchten Frauen und Kinder aus dem Land. Die Alten wollen nicht weg. Unsere Mitbrüder in der Ukraine kümmern sich deshalb um deren Versorgung“, erzählt Pater Stanislaus. 

Im Kloster St. Maximilian Kolbe in Kremenchuk, am Fluss Dnjepr gelegen, geben die Ordensleute im Kloster regelmäßig Abendessen für Obdachlose aus. Sie besuchen ältere und gebrechliche Menschen in ihren Häusern, weil viele ihrer Verwandten und Freunde, die sich bisher um sie gekümmert haben, aus Angst aus dem Land geflohen sind.

Verteidiger mit Essen versorgt

Pater Stanislaus vom Kloster St. Felix sorgt sich um das Wohlergehen seiner Mitbrüder in der Ukraine. Foto: Hans Prem

Nicht ungefährlich könnte die Situation für die Mitbrüder im Kloster St. Bonaventura in Boryspil werden. Boryspil ist nicht weit von der Hauptstadt Kiew entfernt und liegt neben dem internationalen Flughafen von Kiew. Dort versorgen die Franziskaner-Minoriten zusammen mit ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern die Menschen, die sich für die Verteidigung der Hauptstadt Kiew einsetzen, täglich mit Mahlzeiten. „Auch hier ist ein Teil der Bevölkerung vor dem Krieg geflohen. Zurückgeblieben sind jedoch ältere und gebrechliche Menschen, die nun versorgt werden müssen.

Flüchtlinge nach Polen begleitet

Nach der ersten Flüchtlingswelle ist im Kloster Brativ Franciskanciv in Mackowce vorerst ein wenig Ruhe eingekehrt. Das Dorf liegt fünf Kilometer von der Provinzstadt Khmelnytskyi (früher Ploskivirov) im Südwesten der Ukraine entfernt. Die Flüchtlinge, die einige Tage im Kloster lebten, sind weiter nach Polen gezogen. Dagegen wird das Kloster des Seligen Jakub Strzemia in Bolszowce im Westen der Ukraine von immer mehr Menschen frequentiert.

„Männer helfen beim Holzmachen, Frauen lernen Erste Hilfe zu leisten“, schreibt Pater Kawa. In Bolszowce ist alles in Bewegung. Orte die verlassen wurden, werden von anderen Flüchtlingen aus den Kampfgebieten aufgesucht. Die Franziskaner-Brüder kümmern sich um Essen und das Nötigste für Ankömmlinge. Sie führen auch Flüchtlinge nach Polen weiter. 

Bahnhofshektik im Lemberger Kloster

Wie auf einem Bahnhof geht es auch im Kloster des Hl. Franz von Assisi in Lemberg (Lwiw) unweit der polnischen Grenze zu. Neben den Kriegsflüchtlingen nimmt das Kloster auch Journalisten aus Italien, Spanien, Frankreich und Polen auf. Dazu auch Freiwillige, die sich um die Evakuierung von Kindern aus dem Waisenhaus kümmern. Das Kloster dient außerdem als Umschlagplatz für humanitäre Hilfe, die von Freiwilligen aus Polen bis an die Frontlinie weitertransportiert wird. „All das wird überschattet von Explosionen, die die ganze Zeit um Lwiw zu hören sind.

Mitbrüder als Seelsorger stark gefordert

„Persönliche Tragödien, Angst und Panik: Auch das versuchen die Mitbrüder zu bewältigen, denn schließlich sind sie auch Seelsorger, die ihren Gemeindemitgliedern zur Seite stehen wollen“, erklärt Pater Stanislaus. „Krieg ist Ruin, Tod und Leid, aber auch eine Zeit, über den Sinn des Lebens nachzudenken, um aus den Ruinen etwas Wertvolles und Beständiges entstehen zu lassen. So erleben wir als Ukrainer unter diesen schweren Bedingungen so viel Zuwendung, Freundlichkeit und Großzügigkeit von Wohltätern aus aller Welt“, schreibt der Kustator.

Niemand in der Ukraine weiß, was der Morgen bringt, doch alle versuchen das zu tun, was im Moment wichtig ist: „Sich gegenseitig zu helfen ist die beste Weise, die Gewalt einzudämmen“, ist nicht nur eine Meinung von Pater Dr. Stanislaw Kawa.

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