Verletztes Luchsbaby aus dem Steinwald gerettet

Moosbach. Einen ungewöhnlichen Gast beherbergt zurzeit die Tierarztpraxis Reindl in Moosbach. Luchsbaby "Luchsi", schwer verletzt gefunden in der Nähe des Steinwalds.

Foto: Praxis Reindl

Am Montagfrüh ist Dr. Hubert Reindl das Wildtier gebracht worden. Der Kleine ist nach Einschätzung des Tierarztes etwa acht Wochen alt. Eine Familie hatte den jungen Luchs durch Zufall in einer Scheune nahe des Steinwalds entdeckt. Das Tier war ausgehungert und dehydriert. Der völlig verwahrloste Luchs wimmelte von Parasiten, Zecken und Fliegen. Nach Einschätzung des Veterinärs hätte das Tier keinen Tag länger überlebt.

Zudem wiesen die Vorder- und Hinterbeine offene Bisswunden auf, die sich entzündet hatten. Reindl tippt auf einen Kampf, unklar, ob mit einem Haus- oder einem Wildtier: “Hund, Katze, Marder, Fuchs – alles möglich.” Reindl befürchtet auch, dass die Mutter des Luchsbabys nicht mehr lebt. Üblicherweise blieben Jungtiere ein Jahr lang bei der Mutter, werden vier bis fünf Monate gesäugt. Das Tier muss schon länger allein unterwegs gewesen sein, schließt Reindl aus dem Ernährungszustand. Die Bissverletzungen seien mindestens eine Woche alt.

Welpe erholt sich hervorragend

Der Luchs kam in Moosbach auf den OP-Tisch. Reindl und sein Praxisteam nähten und versorgten die Wunden. Sie befreiten das Tier auch von Parasitenbefall. Sie haben ganze Arbeit geleistet. Am Mittwochabend sitzt bei der Fütterung ein neugieriger Luchs im Käfig. Er beäugt interessiert das magere Rindfleisch, das ihm vorgelegt wird. Reindl ist sich zu 99 Prozent sicher, dass “Luchsi” durchkommt. In der Praxis hat sich der Name schon eingebürgert.

Luchspopulation im Steinwald

Der nächste Schritt ist die Klärung der Herkunft. Im Steinwald gibt es seit einigen Jahren eine erfolgreich wiederangesiedelte Luchspopulation. Federführend bei diesem Projekt ist der Arbeitskreis Luchs Nordbayern mit Vorsitzenden Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg.

Der zuständige Revierleiter Carsten Klöble aus Friedenfels hält es für möglich, dass das Luchsbaby ein Welpe von Luchsin “Fee” (Jahrgang 2015) oder ihrer Tochter “Fine” (Jahrgang 2020) ist. Welche der beiden Katzen in diesem Frühjahr Nachwuchs bekam, wisse man noch nicht: “Das sieht man erst im Herbst.” Es sei üblich, dass Luchsmütter ihren Nachwuchs tagsüber an verstecken Stellen ablegen, um auf Streife oder auf die Jagd zu gehen. Es sei auch leider gar nicht so selten, dass die Jungen nicht durchkommen: Die Sterblichkeitsquote liege bei 75 Prozent, so Klöble.

Das verletzte Tier war auch Thema bei einer Versammlung am Dienstag. Wildparkbetreiber Eckard Mickisch aus Mehlmeisel war von dem Fund informiert worden und berichtete über die bisherigen Erkenntnisse.

Herkunft könnte geklärt werden: Abstrich geht an LfU

Tierarzt Reindl hat von dem verletzten Tier einen Backenabstrich genommen und zur Genanalyse geschickt. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) könnte damit eventuell anhand der Genetik die Abstammung klären.

“Luchsi” wird noch etwa zwei Wochen in der Praxis aufgepäppelt. Dann kommt er in eine Aufzuchtstation in Niedersachsen. Dort soll er Jagen lernen, damit er wieder ausgewildert werden kann.

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