Nachlese (2): Weidener Literaturtage

Weiden. Ein buntes Publikum durfte sich zum Ende der 36. Weidener Literaturtage über einen spannend-heiteren Krimiabend freuen.

Thomas Bäumler beim Almrausch
Sabine Guhl, Thomas Bäumler und Stefan Voit begrüßten im Vereinsheim „Almrausch“ zum endgültigen Ende der Weidener Literaturtage ein buntes Publikum (von rechts nach links). Foto: Martin Stangl

Heiner Vierling, Vorsitzender des Heimatring Weiden e. V. zeigte sich bei seiner Begrüßung hocherfreut, dass die Literaturtage zum festen Bestandteil des Jahresprogramms des Heimatrings zählen. Er dankte den Verantwortlichen für die erneute Zusage eines Lesungsabends. Sichtlich gut gelaunt und berechtigterweise auch stolz trat anschließend Sabine Guhl, Kopf des Organisationsteams der Weidener Literaturtage vor das Publikum im Vereinsheim „Almrausch“. Auch sie betonte, dass der Almrausch-Abend feste Tradition sei.

Abstimmung über die Zukunft des Weidener Kulturlebens

Bevor jedoch die designierte Kulturamtsleiterin der Stadt Weiden, den Hauptpersonen des Abends das Wort übergab, richtete sie einen eindringlichen Appell an alle Weidener Bürger, sich an der derzeitigen Umfrage über das zukünftige Weidener Kulturleben zu beteiligen: „Mitmachen kostet nichts, bringt aber viel. Wir wollen das Kulturangebot transparent gestalten und deshalb Ihre Meinung wissen“, so Sabine Guhl.

Dazu verwies sie auf die ausliegenden Kärtchen, auf denen ein direkter Zugang zum Abstimmungsportal auf der Homepage der Stadt über einen QR-Code ab sofort möglich ist. Wer mitmachen möchte, der kann aber hier gleich loslegen. Die Umfrage unterliegt selbstverständlich allen datenschutzrechtlichen Bestimmungen.

Dauerbrenner „Gerti Zimmermann“

Die beiden Matadoren am Podium kennen sich gut und es hat Spaß gemacht, ihnen zuzuhören: Als Lese- und Gesprächsduo verbreiteten Autor Thomas Bäumler und Interviewer Stefan Voit schnell gute Laune im vollbesetzten ‘Almrausch’. So erfuhr das Publikum viele Details, die den Schöpfer der Romanfigur ‘Gerti Zimmermann’ antreiben.

Zunächst einmal ist der Neustädter ein bekennender Oberpfälzer. Besonders interessiert ihn die Vor- und Frühgeschichte seiner Heimat. Als Hobbyarchäologe durchstreift der niedergelassene Frauenarzt in seiner Freizeit Wiesen und Wälder, auf der Suche nach Artefakten. Sein Faible für die Heimatarchäologie verbindet er geschickt mit seiner zweiten Passion, „der Schreiberei“ – wie er es nennt. Die Verbindung beider Hobbies findet sich mittlerweile in sieben Kriminalromanen, die allesamt in der Oberpfalz spielen. Protagonistin ist immer die junge Oberpfälzer Journalistin Gerti Zimmermann.

Gerti, Meth und dunkle Mächte

Abwechselnd – wenn sie gerade nicht über die Oberpfalz philosophierten – lesen dann die beiden auch aus dem Buch „Gerti, Meth und dunkle Mächte“. Kurz zum Inhalt des in Auszügen dargebotenen Krimis:

Merkwürdige Dinge ereignen sich in der Nördlichen Oberpfalz. Zwei Hobbyarchäologen verschwinden am helllichten Tag, der Geist eines Venedigers erscheint, und Gerti Zimmermann unternimmt eine schamanische Reise, in deren Verlauf sie Dinge erlebt, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Und dann stellt sich dem ermittelnden Hauptkommissar Franz Lederer auch noch die Frage nach Wurmlöchern und wie das Ganze zu vier Mordopfern passt, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben.

Nach der Pause: erotisch

Mit einem Zwinkern in den Augen verabschieden sich die beiden in die Pause: „Hernach wird’s erotisch. Bleims fei ja da!“ Natürlich hätte es dieses Hinweises nicht gebraucht, denn das Publikum war schon früh gespannt, wie es weiter geht. Es gab viel Gelächter und Staunen, als das Licht im Saal auf ausdrücklichen Wunsch des Publikums plötzlich in Richtung stimmungsvolles Rot wechselte. So vorbereitet, erfuhr das Publikum intime Einzelheiten über ein Techtelmechtel von Fräulein Weinzierl und Kriminalmeister Baierl in Regensburg.

Nach einer Zugabe war dann tatsächlich endgültig Schluss bei den 36. Weidener Literaturtagen: „Aus is und gor is, schood is, dass wor is“, sagt dazu der gestandene Oberpfälzer. Schon jetzt darf man gespannt sein, was die Verantwortlichen der Literaturtage für nächstes Jahr aushecken.

Kommentar: Gott schenke Gerti ein langes Leben

Martin Stangl

Wir lieben sie alle, die Krimis von Donna Leon und ihrem Commissario Brunetti. Dreiunddreißig gibt es mittlerweile davon. Alle sind in den engen Grenzen einer der interessantesten Städte der Welt angesiedelt. Alle haben einen Hauptdarsteller, den wir mittlerweile bestens kennen und dessen Gedankengänge wir vorausahnen können. Durch Hochglanzprospekte kennen wir alle touristischen Sehenswürdigkeiten, durch die Romane nun aber auch die dunklen, unbekannten und geheimnisvollen Ecken der norditalienischen Metropole.

Ein stimmiges Konzept für beste Unterhaltung – warum also nicht auch in der Oberpfalz. Neben der guten Unterhaltung gelingt es Thomas Bäumler unsere Heimat bestens zu charakterisieren und Neugierde auf einen wunderbaren Landstrich am Rande des Böhmerwalds zu lenken. Inklusive seiner mystischen und verborgenen Stätten und abseits von Hochglanzprospekten.

„Gott schenke Gerti ein langes Leben. Aber der Donna fei auch!“

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