Nordoberpfalz: Ausbildungsmarkt steht unter Druck

Weiden/Tirschenreuth. Nachwuchs-Mangel: Der Ausbildungsmarkt in der Nordoberpfalz steht unter Druck. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen.

Warum nicht irgendwas mit Lebensmitteln? Eine Ausbildung kann auch lecker sein, sagt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Foto: Tobias Seifert/NGG

Nach Angaben der Gewerkschaft registriert die Weidener Arbeitsagentur 698 unbesetzte Ausbildungsstellen. 147 davon in der Lebensmittelindustrie. „Wir haben einen Azubimangel. Gleichzeitig haben in Bayern 14 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss. Ein Phänomen, das auch viele junge Menschen in Weiden betrifft. Sie haben damit nicht die besten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt – auch was den Lohn angeht“, sagt Rainer Reißfelder.

Gefährlicher Trend

Der Geschäftsführer der NGG Oberpfalz beruft sich dabei auf Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Die Gewerkschaft befürchtet einen „gefährlichen Trend“: Jugendliche, die maximal einen Hauptschulabschluss haben, schafften immer seltener den Sprung in eine Ausbildung. „Es kommt darauf an, dass diese Jugendlichen intensiver gefördert werden. Sie müssen für eine Ausbildung fit gemacht werden“, so Reißfelder.

Einsatz von “Azubi-Lotsen”

Arbeitsagenturen, Jobcenter und Unternehmen sollten bei der Ausbildungsförderung von Jugendlichen deshalb jetzt in den Turbogang schalten. Betriebe sollten auf „Azubi-Lotsen“ setzen. „Die müssten sich aktiv darum kümmern, überhaupt erst einmal an junge Menschen heranzukommen. Dann geht es darum, sie für Ausbildungsberufe zu begeistern. Und wenn Jugendliche beispielsweise Schwierigkeiten beim Lernen haben, kann das für den Betrieb auch bedeuten, drei Jahre lang Nachhilfe anzubieten. Denn das Pensum, das die Berufsschulen haben, überfordert viele junge Menschen“, sagt Reißfelder.

Mehr für den Job-Nachwuchs tun

Die Wirtschaft in der nördlichen Oberpfalz müsse sich für das neue Ausbildungsjahr besser präparieren. Es sei grundsätzlich notwendig, mehr für den Job-Nachwuchs zu tun. „Das fängt damit an, das Potenzial zu erkennen, das in einem jungen Menschen steckt“, so Reißfelder. Ab diesem Sommer gebe es für Jugendliche außerdem Rückenwind aus Berlin: „Der Bundestag hat eine Ausbildungsgarantie beschlossen. Ab August haben junge Menschen damit Anspruch auf eine Ausbildung. Wer keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb gefunden hat, bekommt das Recht auf eine außerbetriebliche Ausbildung“, sagt Rainer Reißfelder. Attraktiver sei natürlich die Ausbildung in einem Betrieb – also „mitten im Berufsleben“.

Umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie

Deshalb spricht sich die NGG Oberpfalz zudem für eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie aus. „Dabei zahlen alle Betriebe in einen Fonds ein. Wer ausbildet, bekommt dann aus diesem Ausbildungstopf einen Großteil der Kosten erstattet – etwa für die Vergütung, die Azubis bekommen“, erklärt Rainer Reißfelder.

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