Pflegepolitik: Es kann auch einfach funktionieren

Neustadt/WN. „Ein Heim soll eine Heimat werden.“ Josef Karl, ein Bewohner des Caritas Altenheimes, bringt auf den Punkt, worüber Politiker, Pflegefachkräfte und Mediziner lange diskutieren können. Ganz so einfach scheint es dann aber doch nicht zu sein. Das zeigte die Diskussion über die Pflegereformgesetze mit Bundestagsabgeordnetem Albert Rupprecht.

„Ich bin der Meinung, dass die aktuelle Pflegereform massive Fehlanreize setzt“, sagte Dr. Robert Seitz, der Abteilungsleiter Soziale Einrichtungen der Caritas in der Diözese Regensburg. Die Mittel, die aus einer Pflegeeinrichtung abgeschöpft werden, könnten bis zu doppelt so hoch sein. Das sei der Fall, wenn anstatt eines gewöhnlichen Altenheimes, betreutes Wohnen mit einem ambulanten Pflegedienst kombiniert werde. Zwar sei es auch in Neustadt das Ziel, eine Einrichtung für betreutes Wohnen zu schaffen, allerdings nicht, um das Altenheim zu ersetzen.

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Auch die Feststellung des Pflegegrades durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen sahen die Teilnehmer der Diskussionsrunde, darunter Heimleiterin Stefanie Schricker und die Pflegedienstleiterin der Katholischen Kirchenstiftung Kerstin Dobmeier, kritisch.

Unsere Pflegekräfte können das mindestens genauso gut

ist Schricker überzeugt. Einigkeit bestand über den Vorschlag darauf hinzuwirken, dass die Einstufung regelmäßig durch das Pflegepersonal erfolgen soll und stichprobenartige Kontrollen durch den medizinischen Dienst stattfinden.

Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht versprach die Anliegen der Pflegefachleute an seine Kollegen in den entsprechenden Ressorts weiterzuleiten.

Eher kritisch blicken die Fachleute auf Bestrebungen eine generalistische Ausbildung im Pflegebereich einzuführen. Aktuell laufen bereits Modellversuche. Die Befürchtung: Gibt es künftig anstatt der drei Ausbildungsberufe Kinder, Alten- und Krankenpfleger nur noch einen Ausbildungsberuf, würden alle Bereiche nur oberflächlich behandelt. Gäbe es wenigstens eine Spezialisierung oben drauf, könnten sich die Fachkräfte die Reform eher vorstellen. „Brutal anspruchsvolle Fortbildungen und Schulungen“ – so Albert Rupprecht – muss das Pflegepersonal ohnehin regelmäßig belegen.

Eine weitere geplante Gesetzesänderung beunruhigt die Leitung des Caritas Altenheims. Auf Landesebene ist die Aufstockung des Personals im Nachtdienst geplant. Dabei ginge es nicht darum, dass mehr Personal für Notfälle bereitsteht, sondern dass das Personal nachts auch Tätigkeiten mit den Patienten, etwa Körperpflege, durchführt. Das ist aber sicherlich nicht im Sinne der Patienten. „Wir achten da wirklich auf Lebensqualität. Besuche führen wir nachts nur auf Wunsch durch, außer bei Sturzgefährdeten“, sagte Pflegedienstleiterin Romana Podschun. Mit zwei Mitarbeitern im Nachtdienst komme man bei aktuell 84 Bewohnern gut zurecht. „Wir wollen das Personal dort einsetzen, wo es gebraucht wird und das bestimmen unsere Fachleute vor Ort“, betonte Dr. Seitz. Laut Bewohner Josef Karl funktioniert das offenbar hervorragend:

Ich muss sagen das Neustädter Führungspersonal macht das so gut. Da ist das Haus sehr, sehr gut besetzt. Ich fühle mich geborgen und habe eine Heimat.

Caritas Altenheim Neustadt
CSU-Vorsitzender Alois Zehrer (von links), Kerstin Dobmeier, Romana Podschun, Bürgermeister Rupert Troppmann, Abteilungsleiter Dr. Robert Seitz, Heimleiterin Stefanie Schricker, Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht und Bewohner Josef Karl diskutierten über Pflege in Politik und Praxis.

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