Speinshart erlebt barocke Klangwelten auf dem Cembalo

Speinshart. Cebambalist Stefan Baier: Mit der farbig-virtuosen Klangpracht seines historischen TastenInstruments verzückte der Künstler im Musiksaal des Klosters Speinshart die Freunde „Alter Musik“.

Foto: Robert Dotzauer

In Speinshart suchende Musik auf einem außergewöhnlichen Instrument Lang ist’s her: Am 21. März 1685 wurde Johann Sebastian Bach geboren. Grund genug, die Alte Musik zu feiern. Sie hat das komplette Musikleben revolutioniert und neue Herausforderungen für den Instrumentenbau gefördert. Es entstand eine Originalklang-Bewegung zur Wiederentdeckung von Musik aus Mittelalter, Renaissance und Barock jenseits der Gipfelwerke von Bach. Stefan Baier, Spezialist für diese Nische, krempelte mit seinem Cembalo, einem Nachbau aus dem 17. Jahrhundert, diese Art von Musikbetrieb gehörig um. Am Sonntag gewährte der Künstler spannende Einblicke in den Originalklang dieser Epoche.

Barocke Klangwelten erwecken süddeutsches Lebensgefühl

Im barocken Musiksaal des Klosters Speinshart öffnete sich den Besuchern ein Nachmittag für alle Sinne. Mit der farbig-virtuosen Klangpracht seines Instruments malte der Künstler den Kosmos süddeutschen Lebensgefühls des 17. Jahrhunderts in das barocke Juwel der Internationalen Begegnungsstätte.

Wie ein roter Faden zogen sich „Ciacona“ und „Passacaglia“ mit Tänzen aus dem iberischen und süditalienischen Raum durch das Programm. Zudem belebten Rhythmen aus dem lateinamerikanischen Kulturkreis des 16. Jahrhunderts den Nachmittag. Stefan Baier nannte sie „Die Kunst der Variation“, so auch der Titel des Konzerts. Einer meist vier- oder achttaktigen Basslinie, dem Basso ostinato.

Zu genießen waren die „Tocata prima“ und „Passacaglia“ von Johann Kaspar Kerll, Bernardo Storaces Passagagli, die Toccata in d von Johann Jakob Froberger, frei, streng, leicht melancholisch und schließlich im Dreivierteltakt und die Musik des Passauer Komponisten Georg Muffat, einer Passacaglia in g. Suchende Musik auf einem außergewöhnlichen Instrument. „Zu Gast“ war auch Johann Pachelbel (1653 – 1706) mit der Fantasie in g, einer Komposition in der Sprache des Mysteriums mit vielen Momenten der Wandlung.

Stefan Baier entfaltet Virtuosität auf dem Cembalo

Immer dasselbe und doch immer was Neues: Die barocken Variationsformen des Stefan Baier setzten sich auch im 2. Teil des Konzerts mit Kompositionen eines Egerländers fort. Üppig und virtuos brachte Stefan Baier musikalische Blumenfelder von Johann Caspar Ferdinand Fischer (1656 – 1746) zum Klingen. Da ging es eigentlich um Musen, wie zum Beispiel Urania. Plötzlich sprühte der „alte Fischer“ mit fast 90 Jahren so richtig Feuer. Auch mit weiteren prägnanten und pointierten Tanzsätzen, etwa mit der Toccata-Allemande-Courante-Sarabande-Gavotte und Gigue, demonstrierte der Künstler mit dem Nachbau seines historischen Cembalo eine geradezu inspirierende Klangfülle.

Vom Erbendorfer zum weltweiten Musikbotschafter

Prächtige Werke, die Stefan Baier mit der Kunstfertigkeit eines herausragenden Cembalisten meisterte. Aus Erbendorf stammend, liest sich die Biografie des Künstlers spannend und variantenreich. Professor für Orgel an der Hochschule Regensburg, Gastdozent an Hochschulen in ganz Europa und in Kuba. Jurorentätigkeiten bei Wettbewerben auf allen Kontinenten ergänzen seine Aktivitäten.

* Diese Felder sind erforderlich.