Tourismusbranche kämpft immer noch mit Folgen von Corona

Nordoberpfalz. Die Urlaubsangebote Ostbayerns sind in den Sommerferien gut angenommen worden, das zeichnet sich jetzt schon mit der Statistik bis Ende Juli ab. Der Tourismusverband Ostbayern (TVO) zeigt sich zufrieden, aber ist zurückhaltend.

Goldsteigwandern im Waldnaabtal. Foto: Marco Felgenhauer

„Obwohl die Urlaubsreisen ab Pfingsten anstiegen, sind die Vor-Coronazahlen von 2019 in Ostbayern in den Urlaubsregionen noch nicht erreicht. Das schlechte Wetter im Frühjahr, die Hitzewelle und die teilweise regnerische Wetterlage sorgten in Ostbayern für eine gebremste Reisetätigkeit. Bei den Gästen fehlen in Ostbayern noch über vier Prozent, bei den Übernachtungen 6,5 Prozent im Vergleich zum touristischen Vor-Coronajahr 2019“, erklärt Dr. Michael Braun, Vorstand des TVO.

Städte sind beliebte Reiseziele

Dennoch ist die Ausprägung sehr unterschiedlich. Die Städte Ostbayerns verzeichnen nämlich positive Zahlen. „Viele Urlauber nutzen das Deutschlandticket für eine Reise in die Städte, außerdem sind Städte wetterunabhängige Ziele“, nennt Braun zwei Gründe. Die Ostbayerischen Städte haben einen Gästezuwachs, die Stadt Regensburg sogar von fast 15 Prozent, nahezu 730.000 Übernachtungen in der Stadt Regensburg lassen ein Rekordjahr 2023 ahnen.

Auch der Oberpfälzer Wald mit seinen Wald- und Wasserlandschaften, vielen familiengeführten, kleineren Betrieben sowie Ferienwohnungen und -häuschen kommt bei den Übernachtungen auf ein Plus. Der Bayerische Jura im Städtedreieck von Regensburg, Nürnberg und Amberg liegt mit den Übernachtungszahlen von 2019 gleichauf.

Urlaubsschwergewicht ist der Bayerische Wald. Mit aktuell 1,1 Mio. Gästen fehlen noch einige, um an die Zahlen von 2019 anzuschließen, die Übernachtungen liegen jedoch noch weit hinter 2019. Dem klassischen Outdoor-Urlaubsgebiet fehlten aufgrund der Wetterkapriolen die Spontangäste. Gesundheitsförderliches Thermalwasser, Parkanlagen, weitläufige Rad- und Wanderwege: Das Bayerische Golf- und Thermenland bietet eine hervorragende Hotel- und Urlaubsinfrastruktur, liegt aber rund zehn Prozent hinter den 2019er-Zahlen.

Die Urlaubsbudgets sind kleiner geworden

„Aus der Pandemie heraus bestimmen Inflationsschub, extrem gestiegene Energiekosten, Personalmangel, höhere Lohnkosten, Ukrainekrieg und die damit einhergehenden Unsicherheiten und Unwägbarkeiten gerade das Bild im Tourismus“, erklärt Braun. „Die Gäste wollen auch weniger Geld ausgeben oder können im Rahmen ihres Budgets nicht mehr Geld als bisher für Urlaub ausgeben. Damit verkürzen sie ihren Urlaub, suchen günstigere Unterkünfte oder All-Inklusiv-Angebote. Viele holen auch seit Corona aufgeschobene Auslandsreisen nach.“

Dies treffe nicht auf das High-End-Segment zu. Für die Gäste dieser hochpreisigen Hotels seien Preissteigerungen nicht so relevant. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hat sich etwas verschoben. Waren es 2019 im Bayerischen Wald noch 3,7 Tage, sind es vier Jahre später nur noch 3,5 Tage. Im Oberpfälzer Wald hingegen blieben die Menschen in diesem Jahr 2,9 Tage statt 2,6 Tage in 2019. Ostbayernweit reduziert sich die Aufenthaltsdauer von 3,2 auf 3,1 Tage.

Sparangebote werden genutzt

Im Bayerischen Wald nutzen die Urlauber Angebote wie das GUTi, das Gäste-Umweltticket (Gästekarte und Fahrschein in Einem) oder günstige Tarife wie das Bayerwaldticket oder, sofern vorhanden, ihr Deutschlandticket, um vor Ort mobil, aber günstig unterwegs sein zu können. Eine gute Möglichkeit, auf den Geldbeutel zu schauen, ist auch die Aktiv-Card Bayerischer Wald. Dies ist eine All-Inklusive-Gästekarte, die Zugang zu über 130 Leistungen wie Bäder, E-Bikeverleih, Museen oder Erlebnissen in der Region bietet.

Ob Urlaub oder Ausflug, Ostbayern sei immer eine Reise wert, ist Braun überzeugt und lädt zu Urlaubsfreude bei kurzer Anreise ein: „Die Herbstsaison kann bis in den November hinein dauern und uns noch viele schöne Tage zum Wandern, Radfahren, zum Thermalbaden und zur Regeneration bescheren. Nutzen Sie diese und fördern Sie damit nachhaltig die eigene Region.“

Informationen, Tipps und kostenlose Erlebniskarten erhält man beim Tourismusverband Ostbayern. Im Juli 2023 hatten in Ostbayern 2.465 Betriebe geöffnet. Diese haben insgesamt 112.540 Betten angeboten. Die Auslastung der angebotenen Betten lag bei 46,3 Prozent.

Gäste- und Übernachtungszahlen Januar bis Juli 2023 (im Vergleich zum Rekordjahr 2019)

Ostbayern insgesamt: Gästeankünfte: 2.997.122 -4,1 Prozent, Übernachtungen: 9.354.595 -6,5 Prozent

Bayerischer Wald: Gästeankünfte: 1.076.787 -3,7 Prozent, Übernachtungen: 3.741.168 -10,1 Prozent

Oberpfälzer Wald: Gästeankünfte: 234.964 -4,5 Prozent, Übernachtungen: 670.658 +6,2 Prozent

Bayerischer Jura: Gästeankünfte: 319.224 -4,3 Prozent, Übernachtungen: 687.774 +/-0,0 Prozent

Bayerisches Golf und Thermenland: Gästeankünfte: 954.850 -10,7 Prozent, Übernachtungen: 3.525.203 -9,5 Prozent

Stadt Regensburg: Gästeankünfte: 411.297 +14,9 Prozent, Übernachtungen: 729.792 +16,2 Prozent

Ostbayerische Städte: Gästeankünfte: 870.297 +3,5 Prozent, Übernachtungen: 1.612.585 +7,5 Prozent

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