Trotz Bauchschmerzen: Flossenbürger Gemeinderat will Glasfaser-Ausbau

Flossenbürg. Für den Bürgermeister ist es eine Zukunftsfrage, für den jüngsten Gemeinderat eine Herzensangelegenheit: Glasfaser für jeden Haushalt. Aber der Ausbau wird mindestens 500.000 Euro kosten. Nicht nur die Kämmerin hat deshalb Bauchschmerzen.

Symbolbild: Pixabay

Die Mehrheit des Gemeinderates stimmt trotz Bauchschmerzen bei dem einen oder anderen für den etwa fünf Millionen teuren Glasfaser-Ausbau, auch wenn das bedeutet, dass die Kämmerin nicht nur den Eigenanteil von zehn Prozent, sondern auch eine mögliche Vorfinanzierung in den Haushalt einbauen muss, bis die Förderung in Höhe von 90 Prozent eintrifft.

500.000 Euro Eigenanteil für die Gemeinde

Wie viele kleine Gemeinden steht Flossenbürg vor dem Problem, dass die großen Telekommunikationsfirmen abwinken, wenn sie gefragt werden, ob sie hier ein Glasfasernetz aufbauen wollen. Bleibt damit nur die Möglichkeit, selbst auszubauen. In der Gemeinde sind aktuell die Außenorte an das Glasfasernetz angeschlossen, die mehr als 560 Haushalte innerorts aber nicht. Bund und Land fördern den Ausbau zusammengerechnet mit 90 Prozent, was bei einer Gesamtsumme von etwa fünf Millionen Euro aber immer noch einen Eigenanteil von 500.000 Euro bedeutet. Sehr viel Geld für eine 1500-Einwohner-Gemeinde, die vor kurzem noch Stabilisierungshilfen bekommen hat.

Kämmerin hat Bedenken

Aber die Zeit drängte, der Antrag für die Förderung musste bis gestern eingereicht werden, für die Mehrheit des Gemeinderates ein Argument, sich für den Ausbau zu entscheiden. Auch wenn die Kämmerin Margit Frauenreuther keinen Hehl daraus machte, dass sie die Finanzierung problematisch findet.

Wir sollten schon vorausdenken. Florian Plödt

Bürgermeister Thomas Meiler sprach von einer „Zukunftsfrage“ und mit Blick auf örtliche Unternehmen wie 595 Solutions gar von einem „Standortfaktor“. Laura Frenzel (CSU) schlug in dieselbe Kerbe: Deutschland hinke in punkto Digitalisierung ohnehin sehr weit hinterher, die Notwendigkeit des Ausbaus sei doch „überhaupt keine Frage“. Leidenschaftlich für den Ausbau warb auch der jüngste Gemeinderat Florian Plödt (CSU). Er sagte: „Wir sollten schon vorausdenken.“ Immerhin sei der Gemeinde in der Vergangenheit schon einmal das Aussterben prophezeit worden. Davon sei man heute weit entfernt, aber man müsse „sehr dranbleiben, dass wir attraktiv bleiben“.

FW: Eigenanteil nicht zu stemmen

Dagegen, den Förderantrag zu stellen, stimmten nur die beiden FW-Gemeinderäte Birgit Neumann und Stefan Erndt sowie der SPD-Mann Holger Bannert. Neumann fasste deren Haltung zusammen: Sie sei wie die Mehrheit der Auffassung, dass man den Bürgern Glasfaser bieten müsse, aber die 500.000 Euro Eigenanteil seien schlicht nicht zu stemmen.

Ja zu kommunaler Wärmeplanung

Eine Förderung in Höhe von 90 Prozent könnte die Gemeinde mit etwas Glück auch bekommen für die Erstellung einer externen kommunalen Wärmeplanung, sofern die Fördergelder nicht schon vergriffen sind. Eine solche Wärmeplanung, wie sie für größere Kommunen verpflichtend ist, müsste die kleine Gemeinde im Moment noch nicht zwingend erstellen, aber bis Ende des Jahres gibt es auch dafür die hohe Förderung. Das Institut für Energietechnik an der OTH Amberg-Weiden hat der Gemeinde eine Kostenschätzung für eine solche Wärmeplanung in Höhe von nicht ganz 36.000 Euro vorgelegt. Der Eigenanteil der Gemeinde läge damit bei etwa 3600 Euro.

Abwärme könnte Baugebiet erwärmen

Für diese knapp 3600 Euro könne man den Bürgern die Information bieten, was genau für den einzelnen Haushalt effektiv sei, wenn es einmal darum gehe, die Heizung zu tauschen, sagt Meiler. Derzeit habe die Gemeinde kein Wärmenetz, aber es sei schon einmal ein solches mit der Firma 595 (damals noch Schulte & Schmidt) geplant gewesen; damals habe es zum Beispiel geheißen, dass das gesamte Baugebiet Süd mit der Abwärme versorgt werden könne.

Bannert: Hoffnungen eventuell zu groß

Holger Bannert, der als einziger gegen diesen Förderantrag stimmte, warnte davor, sich von der Wärmeplanung zu viel zu erhoffen. Er plädierte vergeblich dafür zu warten, bis die Gemeinde verpflichtet ist, eine Wärmeplanung zu erstellen.

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