Ulrich Woelk liest bei den Weidener Literaturtagen

Weiden. Die 36. Weidener Literaturtage gingen mit Ulrich Woelk in die dritte Runde. Der Autor fesselte im Saal der Regionalbibliothek sein Publikum. Passend zu den sommerlichen Temperaturen las er aus seinem Roman „Mittsommertage“.

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Nach seiner Lesung signiert Ulrich Woelk seinen Roman ‚Mittsommertage‘. Foto: Regionalbibliothek

Die Weidener Literaturtage leben von den Unterschieden in der Darbietung und Präsentation der vorgestellten Bücher und Autoren. So boten in den vergangenen Jahren die Poetry-Slams immer einen Kontrast zum Mainstream. Auch die Autoren der 36. Weidener Literaturtage bringen in unterschiedlicher Weise ihre Bücher zum Strahlen. Während der Abend mit Alex Capus am Vortag eher in die Kategorie „Erzählen“ einzuordnen war, kam mit Ulrich Woelk wieder eine klassische Lesung auf die Weidener Literaturbühne.

Faszinierender Autor

Was Oberbürgermeister Jens Meyer bei der Eröffnung der Weidener Literaturtage ansprach, bestätigte sich im Saal der Regionalbibliothek wieder eindrucksvoll: Das Lesefestival in der Nördlichen Oberpfalz präsentiert Autoren zum Anfassen. „Lesen ist das eine, Autoren sind das andere!“ ergänzt Sabine Guhl, Leiterin der Regionalbibliothek und Kopf des Organisationsteams der Literaturtage.

Wer meint, dass Schriftsteller weltfremde Schreibtischtäter sind, wurde bei der Lesung mit Ulrich Woelk eines Besseren belehrt. Das Publikum staunte nicht schlecht, als es erfuhr, dass Woelk einst Physik und Philosophie studierte. Kaum zu glauben war auch, dass sich der feinsinnige Autor in seiner Diplomarbeit mit der komplexen Chaostheorie beschäftigte und später als Astrophysiker an der TU Berlin tätig war. So ganz ins Bild passte auch nicht, dass ein Literat wie Woelk eine Promotion über „Weiße Zwerge in Doppelsternsystemen“ verfasste. 1995 wechselte er allerdings komplett sein bisheriges berufliches Leben und wandte sich der Schriftstellerei zu.

Einst Astrophysiker, heute erfolgreicher Autor

Woelks Werk umfasst Romane, Theaterstücke, Hörspiele und Essays. Für seine Qualität spricht, dass seine Romane in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Sein Roman „Die letzte Vorstellung“ wurde für das ZDF unter dem Titel „Mord am Meer“ verfilmt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Doch ganz verleugnen kann der Schriftsteller sein berufliches Vorleben nicht: Immer wieder tauchen Sequenzen in seinen Büchern auf, die sich mit der Rolle der Naturwissenschaften und des Naturwissenschaftlers in der Moderne beschäftigen.

Mittsommertage und die „Letzte Generation“

In seinem neuen Roman erzählt Ulrich Woelk die spannende Geschichte einer Frau, die sich neu erfinden muss. Um ein Gefühl für diese Geschichte zu bekommen, stellte er bei seiner Lesung zunächst die Protagonisten aus seinem Roman vor und las einzelne sehr unterhaltsame Ausschnitte vor. Diese führten dem Publikum die Personen sehr plastisch vor Augen. Als erfahrener Lesungsprofi verzichtete er allerdings darauf, zu viel von seinem Buch zu verraten. Das Publikum, das seit Jahren den Literaturtagen folgt, war entsprechend neugierig auf sein Buch. Um den Spannungsbogen noch zu erhöhen, deutete er nur an, wie das Leben der Hauptfigur Ruth Lember, Ethikprofessorin in Berlin, langsam aber stetig aus den Fugen gerät.

Auch dieser Abend der Weidener Literaturtage erwies sich wieder als großer Gewinn für die treuen Zuhörer. Sie dankten dem Autor mit großem Applaus. Der umlagerte Büchertisch bestätigte die gelungene Lesung: Man will einfach wissen, wie die „Mittsommertage“ weitergehen.

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