US-Mordprozess gegen Brandon L.: Schon heute kann Urteil fallen

Vilseck/Weiden. Schon heute könnte das Urteil gegen Brandon L. (29) fallen. Der US-Soldat des 2. Kavallerieregiments aus Vilseck ist des Mordes und der Körperverletzung an seinem Baby angeklagt.

Das Gerichtsgebäude auf dem Gelände der US-Army in Vilseck. Hier findet der Prozess gegen den 29-jährigen Vater eines fünf Monate alten Babys statt, das an den Folgen von Misshandlunge starb. Foto: Christine Ascherl

Seit zwei Wochen ringen Staatsanwaltschaft und Verteidigung vor dem US-Militärgericht Vilseck um Schuld oder Unschuld. Am Mittwoch wurden die letzten Zeugen der Verteidigung von Brandon L. gehört. Am heutigen Donnerstag werden die Schlussplädoyers erwartet. Dann schlägt die Stunde des „Panels“, einer achtköpfigen Jury aus hochrangigen Militärs (sieben Männer, eine Frau). Sie fällen in nicht öffentlicher Beratung eine mehrheitliche Entscheidung, ob Brandon L. „guilty“ or „not guilty“ ist.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass er nicht wegen Mordes, sondern „nur“ wegen der schweren Körperverletzung verurteilt ist. Auf Mord steht lebenslang. Bei Körperverletzung muss in einem sich unmittelbar anschließenden Verfahren das Strafmaß bestimmt werden.

Unscheinbarer Angeklagter

Die Unterschiede in den Rechtssystemen sind groß. Gerichtsverfahren werden in den USA als kontradiktorische Parteiprozesse geführt. Der Verteidigung geht es vor allem darum, Zweifel an der Schuld des Angeklagten zu streuen.

Über Brandon L. weiß man nicht viel: Der 29-Jährige soll aus South Carolina stammen und hatte zur Tatzeit mit seiner deutschen Frau in einem zivilen Wohngebiet in Vilseck gelebt. Vor Gericht hat er noch kein Wort gesprochen, er duckt sich zwischen seine drei Verteidiger und die Wand des Gebäudes weg. Zum Rauchen in den Pausen huscht er so schnell aus dem Gericht, dass man ihn fast übersieht.

Handyfotos von Verletzungen

Baby Kaleb war im Oktober 2021 zur Welt gekommen. Die erste Zeit war laut Mutter nicht einfach, das Baby hatte schon früh operiert werden müssen und trank schlecht. Dazu kamen Probleme in der Ehe. Der Angeklagte habe sie betrogen, so die Mutter (31) im Zeugenstand. In der Todesnacht muss die Situation eskaliert sein: Das Baby starb an Schütteltrauma, Schädelbruch und Hirnblutung, hatte mindestens neun Frakturen an Beinen und Rippen.

Die Rechtsmediziner in Erlangen erkannten auch abgeheilte, ältere Verletzungen. Es muss schon vor März zu Verletzungen des Kindes gekommen sein. Als Beweismittel sind Handyfotos gezeigt worden, die Kaleb mit einem Kratzer an der Stirn sowie einem blauen Auge zeigen – von der Mutter aufgenommen, mehrere Wochen vor der Tötung.

Gegenseitige Vorwürfe

Die Verteidigung setzt daher darauf, der Mutter die Schuld zuzuschieben. „Diese Mutter hat ihr Kind umgebracht“, war die These von Verteidiger Major James Kiernan bei den Opening Statements. Sie habe viel mehr Zeit mit dem Säugling verbracht. Außerdem gibt es eine Diskrepanz im Zeitstrahl. Zunächst hatte die 31-Jährige von „fünf Minuten“ gesprochen, welche der Vater zum Füttern allein mit dem Kind war. Inzwischen schätzt sie die Zeitspanne auf eine Stunde ein.

„Dieser Mann hat seinen Sohn getötet“, diesen Schluss zog Staatsanwalt Jacob Watts in seinem Opening Statement. Er berief sich auch auf das deutsche Urteil gegen die Mutter am Landgericht Amberg, das auf fahrlässige Tötung durch Unterlassen lautete. Nie habe es Zweifel an der Täterschaft des Soldaten gegeben.

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