Vor dem endgültigen Aus?

Altenstadt/WN. Das Gelände der ehemals blühenden Bleiglasfabrik erinnert an eine Geisterstadt. Leerstehende Gebäude, zerbrochene Fensterscheiben, Spinnweben an den Wänden, großflächig bröckelnder Putz. Nur mit ganz viel Fantasie lässt sich erahnen, dass hier einst bis zu 700 Menschen ihren Lebensunterhalt verdient haben.

Von Udo Fürst

Lediglich einige betagte Autos, schummriges Licht hinter wenigen schwarzgrauen Fenstern und vergilbte Firmenschilder lassen vermuten, dass hier doch noch irgendetwas gewerkelt wird. Autohändler, Autoaufbereiter, Hausmeisterdienst und Reifenhändler sollen es sein, die zu den insgesamt 38 (!) Mietern gehören, die auf dem Gelände residieren.

Glasfabrik Ende Altenstadt/WN
Von der Bleiglasfabrik Beyer&Co. zeugen heute nur noch ein paar vergilbte Firmenschilder. Die Gebäude verfallen, das Gelände gleicht eher einer Müllhalde. Jetzt könnte das endgültige Aus folgen. Foto: Fürst

Doch damit wird bald Schluss sein. Das Landratsamt hat den Mietern bereits am 12. Dezember die Nutzung untersagt und die Räumung angedroht. „Aus Brandschutzgründen“, wie es heißt. Pressesprecherin Claudia Prößl erklärt, dass die Gemeinde Altenstadt, das Landratsamt, die Freiwillige Feuerwehr Altenstadt und der Fachberater für Brand- und Katastrophenschutz der Regierung der Oberpfalz bei Ortsbegehungen festgestellt hätten, dass auf dem Gelände der früheren Bleikristallfabrik gravierende Mängel hinsichtlich des Brandschutzes bestünden. „Das Baurecht verlangt die Unterteilung ausgedehnter Gebäude in Brandabschnitte, um mittels Abschottungsprinzip den Übertritt von Feuer und Rauch auf benachbarte Gebäude oder Gebäudeteile zu verhindern. Durch die Anordnung von entsprechenden Abtrennungen soll ein Brand schon frühzeitig auf einen möglichst kleinen Raum begrenzt werden“, erklärt Prößl. Das Problem: Im gesamten Gebäudekomplex gebe es keine wirksamen Brandabschnitte. „Vielmehr gibt es zahlreiche nicht oder nur unzureichend gesicherte Öffnungen und Leitungsdurchführungen, mangelnde oder fehlerhafte Anschlüsse im Decken- und Wandbereich“, teilt die Pressesprecherin mit.

Stellungnahme zu der Räumung der CSU und FWG

Mittlerweile haben auch die Altenstädter CSU und die Freien Wähler auf die Aktion reagiert und schreiben in einer von ihren Fraktionssprechern Dominik Baschnagel (CSU) und Bernhard Pscheidt (FWG) unterzeichneten Stellungnahme: „Mit der jetzt vom Landratsamt Neustadt/WN aufgelegten Räumung des Beyer&Co.-Geländes wird endlich ein unsäglicher Zustand beseitigt. Seit einigen Jahren weiß niemand wirklich, was in der ehemaligen Glashütte alles passiert oder eben auch nicht passiert. Die Räumung ist – offiziell aus Brandschutzgründen – sinnvoll. Unklare Mietvereinbarungen, Störung der Nachbarschaft, Müll und Nichtbeachtung von Ruhezeiten – mit all diesen Unannehmlichkeiten müssen die Anwohner und auch das gesamte Wohngebiet dort seit Jahren ohne Einflussmöglichkeit leben.“

Die Räumung sei richtig, müsse aber in aller Konsequenz durchgeführt werden und könne nur ein erster Schritt sein, die Bleikristallruinen zu beseitigen. „Wir fordern, dass das Landratsamt und die Gemeindeverwaltung mit allem Nachdruck die Räumung verfolgen. Natürlich sind wir uns bewusst, dass dies keine Sache von jetzt auf gleich ist, aber ein Startschuss für sichtbare Maßnahmen in den nächsten Monaten soll es sein.“ Von der Gemeinde fordern die Fraktionen „endlich ein Konzept, was dort in fünf bis zehn Jahren entstehen soll“. Es gehe um ein Gebiet mitten im Ort. Hier dürfe man nicht zurückschrecken, wenn es um Mitfinanzierung gehe. „Wir müssen wahrscheinlich Geld für unsere Zukunft in die Hand nehmen.“

Glasfabrik Ende Altenstadt/WN
Wo einst hochwertiges Bleiglas produziert wurde… Foto: Fürst

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