Vorgetäuschte Vergewaltigungen in Regensburg: erst abwarten, dann urteilen!

Regensburg/Weiden. Zwei gemeldete Vergewaltigungen im Januar nahe dem Bahnhof haben für bundesweite Aufregung gesorgt. Beide Fälle haben sich jetzt als frei erfunden herausgestellt. Ein Kommentar:

Die angeblichen Vergewaltigungen im Umfeld des Regensburger Bahnhofs sollen frei erfunden gewesen sein. Foto: Pierre Bonus

Bahnhöfe und deren Umfeld gelten in größeren Städten oft als Kriminalitäts-Hotspots. So auch in Regensburg, wo sich vor allem der Fürst-Anselm-Park zu einer Art Drogenumschlagplatz und Treff für allerlei Alkoholexzesse entwickelt hat. Laut Polizei hat sich dort die Zahl der Sexual-, Raub-, Körperverletzungs- und Betäubungsmittelstraftaten im vergangenen halben Jahr deutlich erhöht. Eine neue „Qualität“ erreichte die Kriminalität im Januar, als kurz hintereinander zwei Vergewaltigungen gemeldet wurden. Dies brachte die Domstadt bundesweit in die Schlagzeilen.

„Shitstorm“ in den „Sozialen Medien“

Wie zu erwarten, brach daraufhin ein „Shitstorm“ vor allem in den sogenannten „Sozialen Medien“ aus. „Dunkelhäutige Vergewaltiger“, „Messerstechende Afrikaner“ oder „Wann wird das Gesindel endlich in seine Löcher zurückgetrieben“ waren noch die harmloseren Kommentare. Auch Politiker mit dem „C“ im Parteinamen nahmen sich nicht sonderlich zurück, stellten Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund unter Generalverdacht und Regensburg als „Stadt ohne Sicherheit“ dar. Ganz zu schweigen von den Hasskommentaren aus der Ecke, die sich die „Remigration“ auf die Fahnen geschrieben hat. Und jetzt? Jetzt stellte sich heraus, dass sich beide Taten wohl gar nicht so ereignet haben.

Die Gegend um das “Milchschwammerl” im Fürst-Anselm-Park gilt als Kriminalitäts-Hotspot der Stadt. Foto: Stadt Regensburg

Haftbefehle aufgehoben

Im ersten „Vergewaltigungsfall“ wird gegen eine 27-Jährige wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Sie hatte zugegeben, dass sie die Tat erfunden hat und räumte falsche Angaben ein. Im zweiten Fall hatte eine 29-Jährige bei der Polizei angegeben, von zwei Männern vergewaltigt worden zu sein. Die Frau aus dem Drogenmilieu war tagelang nicht auffindbar, hat aber mittlerweile gestanden, dass es sich um einvernehmlichen Sex gehandelt hat. Auch die beiden Tunesier hatten angegeben, dass die Handlungen im Einvernehmen stattgefunden hätten. Die Videoaufzeichnungen am Bahnhof bestätigten diese Aussage, woraufhin der Richter den Haftbefehl aufhob, „weil kein dringender Tatverdacht mehr gegeben ist“.

„Nicht in Panik verfallen“

Natürlich haben vor allem Vergewaltigungen – zurecht – immer großes Erregungspotenzial und müssen hart geahndet werden. Doch so lange nichts bewiesen ist, gilt in einem Rechtsstaat stets die Unschuldsvermutung. Angesichts der Brisanz des Themas warnen auch die Regensburger Strafverteidiger Johannes Büttner und Prabhlin Sidhu davor, vorschnell falsche Schlüsse zu ziehen: „Ja, wir haben ein Problem mit Tunesiern, die viele Straftaten begehen, aber der aktuelle Fall zeigt, dass man nicht in Panik und Hektik verfallen sollte.“

So sollten die Ereignisse von Regensburg all jene lehren, die meist allzu schnell mit (Vor)verurteilungen und Ressentiments dabei sind. Populismus stärkt vor allem die Radikalen und schwächt die Demokratie.

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