Musikschule geht an die Schulen: Rekordschülerzahl

Weiden. Die städtische Franz-Grothe-Musikschule verzeichnet mit 1320 den höchsten Schülerstand seit der Gründung 1952. Wie ist das gelungen? Leiter Thorsten Willecke verrät es im Kulturausschuss.

Das Kindermusical „Eule findet den Beat – mit Gefühl“ wird am 2. und 3. März in der Max-Reger-Halle aufgeführt. Mit dabei: ganz viele Schüler der Franz-Grothe-Schule, die teils über Kooperationen mit Schulen und Kitas unterrichtet worden sind. Foto: Franz-Grothe-Schule

Das Rezept: Kooperationen mit Schulen und Kitas. Mittlerweile düsen 13 Musiklehrer durch die ganze Stadt und unterrichten vor Ort. Geht auch nichts anders: Spätestens, wenn das Ganztagsbetreuungsgesetz 2026 umgesetzt wird, werden Kinder flächendeckend bis nachmittags betreut. „Das ist ein Punkt, an dem man als Musikschule ins Schlucken kommt“, sagt Musikschul-Leiter Willecke. Der Nachmittag sei die Hauptunterrichtszeit. „Sollten wir es nicht schaffen, an Ganztagsschulen zu kommen, wird es schwierig für uns zu bestehen.“

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg. Die Leitsätze lauten: „Musikschule ist für jedes Kind erreichbar. Musikschule ist für jeden bezahlbar.“ Die Belastung sei für das Personal der Musikschule zwar deutlich höher. „Aber wir sind für die Zukunft gut aufgestellt.“

Kostendeckung gesteigert

Die Kosten der Musikschule waren für den städtischen Haushalt in der Vergangenheit oft so hoch, dass die Musikschule in Stadtratssitzungen heiß diskutiert wurde. Zentrale Frage: Geht das nicht auch kostendeckender? Die Antwort vom Dienstag: Doch, das geht.

Inzwischen werden alle sieben Weidener Grundschulen bedient. Und: „Wir konnten eine außergewöhnlich hohe Kostendeckung erreichen (77 Prozent).“ Einnahmen gibt es durch Kooperationsförderungen vom Freistaat, Gebühren von Eltern und an manchen Schulen durch Kostenersatzbeiträge durch den OGS-Träger. Bisher übernahm die Stadt Weiden 50 Prozent der Personalkosten der Franz-Grothe-Schule, bei Kooperationsmodellen seien es etwa 22 Prozent.

Mehrere Herausforderungen

Herausforderung: Es gibt noch keine festen Strukturen. Die Grundschule haben verschiedene Träger für die OGS (Offene Ganztagsschule), manche gar keinen. Weitere Herausforderung: Der Musikunterricht soll sich möglichst zeitnah an den Regelunterricht anschließen. Es sei Wunsch der Eltern, die Kinder nicht später nochmal an die Grundschule bringen zu müssen. Ebenso großes Problem sei die Raumverteilung. „Wir sind nicht in die einzigen, die Kurse geben.“ Chorleiter Peter Pollinger sei beispielsweise sehr aktiv mit seinen Chören. Auch privaten Anbietern will man nicht in die Quere kommen.

Noch eine Herausforderung: die Instrumente. An der Gerhardingerschule spielen inzwischen 17 Kinder mit Blechblasinstrumenten. „Kinder dieser Altersklasse sind auch gerne sehr verspielt“, formuliert es Willecke. Die Instrumente müssen entsprechend oft überprüft und gewartet werden.

Der Austausch mit Schul- und Kita-Leitungen koste Zeit. Großes Thema sei, auch bundesweit, der Fachkräfte-Mangel gerade im Bereich der frühkindlichen Erziehung. „Jede Schule reißt sich um diese EMP-Kräfte.“ Quereinstieg ist möglich. Auch die Franz-Grothe-Schule hat solche eine Quereinsteigerin angeheuert. „Unsere neue Lehrkraft arbeitet an sechs Orten, ist teilzeitbeschäftigt und fährt wahnsinnig viel durchs Stadtgebiet Weiden.“

Breite Masse statt reine Elite-Förderung

Musiklehrer von früher hätten sich schwerpunktmäßig mit künstlerischem, weniger mit pädagogischem Konzept beschäftigt. Im Zentrum stand vorwiegend Einzel- und Elite-Förderung. „Mit Kooperationen gehen wir in die Breite. Wir wollen die Möglichkeit für jedes Weidener Kind gewährleisten, eine musikalische Ausbildung zu erhalten“, verspricht der Musikschul-Chef. Die Musiklehrer profitieren vom Austausch mit Erziehern und Grundschullehrern, Hospitationen wurden ermöglicht.

Langfristig erhoffe er sich einen weiteren Schülerzuwachs und einen höheren Bekanntheitsgrad der Franz-Grothe-Schule. Willecke erzählte ein Erlebnis von einem Elternabend am Augustinus-Gymnasium, fünfte Jahrgangsstufe. „Ich habe nachgefragt, wem die Franz-Grothe-Schule bekannt ist.“ Nur drei Eltern hätten sich gemeldet. „Das ändert sich so langsam.“

Neue Klientel: Senioren

Für die Zukunft erhoffe er sich einen Ausbau an weiterführende Schulen. „Die sind noch etwas zurückhaltend.“ Aktuell laufen auch Gespräche mit Seniorenheimen. Angebote für Senioren zu etablieren, sei der nächste Schritt. Es sei ein Anlauf am Maria-Seltmann-Haus geplant.

Oberbürgermeister Jens Meyer dankte Willecke und seinem Team. Er zitierte aus dem „Club der toten Dichter“: „Zwei Wege boten sich mir dar und ich nahm den, der weniger betreten war.“ Willecke habe sich auf einen neuen Weg begeben. „Sie haben es geschafft, die Musikschule neu auszurichten.“

„Musikschule goes Grundschule/Kita“: vier Beispiele

  • KiTa St. Dionysius: Vor zwei Jahren startete die Franz-Grothe-Schule dort mit einem Muscialprojekt. Der Unterricht erfolgt im Tandem mit einer Musikpädagogin und einer Erzieherin. Die Kinder traten letztes Jahr in der Max-Reger-Halle vor vollem Haus auf. Am 2. und 3. März wird der dritte Teil des Musicals aufgeführt („Die Eule findet den Beat“, Tickets hier). Was kostet den Eltern der Musikunterricht an der Kita? Laut Leiter Thorsten Willecke gibt es eine Sozialermäßigung von 40 Prozent und den BuT-Gutschein von 15 Euro, damit zahlen bedürftige Eltern noch 2 Euro pro Monat. Besserverdienende zahlen die Regelgebühr von 18 Euro. Die Kostendeckung liege bei 81 Prozent durch Förderung und Gebühren.
  • Zweites Beispiel ist die Hans-Sauer-Grundschule. Hier werden Gitarrenklassen angeboten. In der ersten Klasse gab es das Angebot „Okta-La – die klingende Insel“: „ähnlich Instrumentenkarussell, sehr kindgerecht.“ Die Kostendeckung liege hier etwas niedriger bei 60 Prozent, aber noch immer deutlich über dem, was die Musikschule vor fünf Jahren hatte. Die Gebühren seien „so, dass die Eltern nicht erschrecken“: Auch hier liegt die Regelgebühr von 18 Euro. Gitarren hat die Musikschule angeschafft, diese lagern in der Schule.
  • Jüngstes Beispiel ist die Rehbühl-Grundschule. Dort ist die Stadtkapelle mit dabei, die genauso an Nachwuchsmangel leidet. „Eine gewinnbringende Sache für drei Einrichtungen.“ Der Start erfolgte mit fünf Lehrkräften, eingebunden sind 43 Schüler. Besonders ist hier die Kostenübernahme durch den Träger der OGS, in diesem Fall die Arbeiterwohlfahrt. Damit liegt die Kostendeckung bei 85 Prozent. Besonderheit am Rehbühl: Das Angebot ist kostenlos.
  • Letztes Beispiel ist die Gerhardinger-Grundschule. Hier profitiert eine Rekordzahl von 73 Schülern vom Musikunterricht. Besonderheit: Die Förderung erfolgt durch Witt Weiden. Die Kostendeckung liegt bei 77 Prozent. Das Angebot ist kostenlos für alle. „Wir hoffen, dass Witt noch lange dabei bleibt.“ Die Gerhardingerschule ist inzwischen vom Kultusministerium als „musikbegeisterte Grundschule“ ausgezeichnet worden. Willecke lobt: „Die Zusammenarbeit ist extrem gut.“

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