Weltall gibt fast alle Geheimnisse preis

Weiden. Mit dem James Webb Space Telescope können viele Geheimnisse gelüftet werden. Professor Dr. Dietrich Lemke stellte dieses Projekt in Weiden vor.

Professor Dr. Dietrich Lemke stellte das James Webb Space Telescope in Weiden vor. Foto: Siegfried Bühner

Mit dem James Webb Space Telescope nähert sich die Astronomie bereits jetzt schon der Beobachtung des Urknalls. Nur auf die Frage, wer oder was den Urknall ausgelöst hat, gibt es noch keine Antwort „Wir müssen Geduld haben. Es wird noch viele Jahre brauchen, bis alle Möglichkeiten des James Webb Space Telescopes auch genutzt sein werden“ sagte Professor Dr. Dietrich Lemke in seinem Vortrag „Mensch und Kosmos“ beim Freundeskreis Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing.

20 Jahre daran gearbeitet

Was im Vortrag vorgestellt wurde, betraf ein in seiner Dimension wohl einmaliges Projekt menschlicher Wissenschaftskunst. Über zwei Jahrzehnte lang hatten Weltraumagenturen aus Europa, den Vereinigten Staaten und Kanada an der Entwicklung des neuen Weltraumteleskops gearbeitet. Ein zweistelliger Milliardenbetrag an Euro musste eingesetzt werden. Am 25. Dezember 2021 wurde das Teleskop mit einer Ariane-Trägerrakete auf seine Umlaufbahn zwischen Erde und Sonne geschickt. Erste Bilder liegen seit Mitte des vergangenen Jahres vor. Professor Lemke zeigte sie den Zuhörern.

Spiegel ist 6,5 Meter breit

Da er selbst an der Entwicklung eines wichtigen Teilinstruments des Teleskops beteiligt war, erfuhren die Zuhörer von kompetentester Seite Einzelheiten dieses astronomischen Projekts. Der 6,5 Meter breite Spiegel des Teleskops beobachtet Vorgänge mit einem Abstand von „nur“ 400 Millionen Jahren vom Urknall entfernt. Laut Lemke liegen diese somit „nahe“ an diesem. Gemessen am Alter des Universums von 13,8 Milliarden Jahre sei diese Feststellung sehr wohl gerechtfertigt.

So bilden sich schwarze Löcher

Der Referent zeigte, dass das Webb-Teleskop im Vergleich zu früheren Teleskopen vor allem weitaus tiefere, exaktere und informationsreichere Einblicke in das Universum bietet. Rechenprogramme würden die Beobachtungen in sichtbares Licht übersetzen. Zu sehen ist unter anderem, wie aus Staubwolken Sterne entstehen, wie Galaxien oder Schwarze Löcher sich bilden oder vergehen und ob auf einem Stern oder Planeten so etwas Ähnliches wie eine Atmosphäre besteht. Auch aus welchen Bestandteilen diese Atmosphäre sich zusammensetzt, kann das Teleskop erkennen. So könne auch dem Hauptzweck dieser Forschung „Suche nach außerirdischem Leben“ gedient werden.

Billionen von Galaxien

Deutlich werden auch die unvorstellbar großen Dimensionen des Weltalls. Lemke sprach von „Billionen von Galaxien, jede mit Hunderttausenden von Milchstraßen“. Und er machte deutlich, dass man erst am Anfang der Beobachtungsmöglichkeiten des Webb-Teleskops stehe und in den kommenden zehn Jahren noch viel zu erwarten sei. Möglicherweise könnten auch Beobachtungsstationen auf der Rückseite des Mondes noch zusätzliche Antworten geben und vielleicht auch den Urknall sichtbar machen.

Am Ende des Vortrags stellte der Referent auch die Frage „Was ist der Nutzen all dieser Forschung?“. Vor allem geht es ihm um die „Suche nach Lebenskeimen“ im Außerirdischen. Schließlich würden die Menschen eines fernen Tages in unserem dann absterbenden Sonnensystem auch wieder verschwinden.

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